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Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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gesenkt, damit sie niemand als Fremde identifizieren konnte. Zwei Minuten später betrat sie die Lobby im Erdgeschoss.
    Das Wasser tropfte aus den oberen Etagen durch die Decke auf den ehemaligen Empfangstresen. Der Strom war im ganzen Gebäude zusammengebrochen oder abgestellt worden, auch die Fahrstühle funktionierten erwartungsgemäß nicht. Solveigh drückte die Tür zum Treppenhaus auf. Auf dem Weg in den zweiten Stock kam ihr nur noch ein Brandschutzteam entgegen. Offenbar war das Schlimmste überstanden. Bis heute war ihr Büro vom Treppenhaus nicht zugänglich gewesen, der einzige Weg in die Räume der ECSB hatte über die Büros der Loude IT Services im Stockwerk darüber geführt. Die Tarnfirma war mit der Explosion hinfällig geworden, die Feuerschutztüren hatten sich automatisch entriegelt und standen sperrangelweit offen. Solveigh zog sich den Helm vom Kopf. Die weiß verschalten Gänge ihrer Zentrale waren rußgeschwärzt, überall lagen umgekippte Tische und Stühle, darunter begraben Computer und Bildschirme. Wenn sie nicht von der Druckwelle der Explosion umgerissen worden waren, hätten die sechs Bar, mit dem die Spritzen der Feuerwehr das Löschwasser ins Gebäude gepumpt hatten, den Rest besorgt. Jetzt lag eine gespenstische Stille in den Gängen, die Solveigh so vertraut vorkamen. Und doch war nichts mehr, was es gestern noch gewesen war. Solveighs Schritte patschten in den tiefen Pfützen, als sie durch den Gang in Richtung von Wills Büro lief. Je näher sie dem Explosionsherd kam, desto deutlicher wurde der eigentümliche Geruch nach Marzipan. Nur ein Hauch lag davon in der Luft, aber für ihre feine Nase deutlich wahrnehmbar. Es gab keine andere Erklärung, als dass er von der Explosion herrühren musste, mit jedem Schritt wurde er intensiver. Und keine zwanzig Meter vor ihr lag ihr eigenes Büro, das sie sich mit Eddy teilte, nur zwei Gänge vom Epizentrum entfernt. Sehr nah dran. Solveigh schluckte, als sie die geborstene Tür erblickte. Was erwartete sie? Lag Eddys Rollstuhl umgekippt auf dem Boden? Die Feuerwehrleute hätten ihn doch niemals liegen gelassen, oder? Die Angst um ihren besten Freund spielte ihr einen Streich. Natürlich nicht. Sie schluckte, als sie im Türrahmen stand. Das Regal hinter ihrem Schreibtisch war nach vorne gekippt, der Bilderrahmen mit dem Foto ihrer Mutter lag zerborsten auf dem Boden. Aber keine Spur von Eddy. Solveigh ging in die Knie, fischte das Bild aus den Scherben und trocknete es an ihrer Hose. Dann hörte sie ein Geräusch. Schritte, die sich langsam und vorsichtig durch das zentimeterhohe Löschwasser tasteten. Zu vorsichtig. Kein Mitglied der Rettungstrupps würde sich so leise fortbewegen. Dazu hätten sie keinen Grund. Solveigh steckte das Foto in die Hosentasche und schälte sich aus der Feuerwehrjacke. Der schwere Stoff mit den Leuchtstreifen am Rücken und den Armen knisterte, wenn man ihn knickte. Solveigh legte sie mit dem Innenfutter nach oben über den Fuß eines umgekippten Schreibtischstuhls. Dann zog sie ihre Glock aus dem Schulterholster und drückte sich gegen das, was von der Wand ihres Büros übrig geblieben war, und lauschte. Die Schritte kamen aus der Richtung, in der Wills Büro lag. Wusste noch jemand von ELMSFEUER? Und wenn ja, was hatte das zu bedeuten? Solveigh atmete ein und hob die Jericho mit beiden Händen. Dann schlich sie in den Flur.

KAPITEL 7
Veiros, Portugal
Donnerstag, 13. Juni 2013, 19.31 Uhr (zur gleichen Zeit)
    Er stellte sich mitten zwischen die Menschen und beobachtete. Er sah den Mann in dem dunklen Gewand, der durch die Menge schritt, als stünde er über den Menschen. Wie jeden Tag. Der ewige Gang. Er betrachtete die Frau mit den ausgeprägten Wangenknochen, die abgewandt in der dunklen Ecke vor dem Lokal stand und die niemanden beachten wollte, als ginge sie die Schlacht des Lebens gar nichts an. Er beobachtete, wie ihr die Abendsonne bis kurz vor die Füße fiel und sie doch nicht berührte. Ihr Haar hing ihr seitlich ins Gesicht und zerschnitt die Linienführung ihrer Lippen, zum stummen Gebet gepresst. »Herr, ich habe zu dir gehalten, bin immer standhaft gewesen.« Er faltete den kleinen Klappstuhl auf und begann zu zeichnen. Als die Sonne längst verschwunden war und der Moment verflossen, saß er immer noch auf seinem Hocker und zeichnete die Erinnerung, den perfekten Moment, das perfekte Bild, die perfekte Szene. Noch als es Nacht wurde und ein kalter Zug um seine nackten Beine wehte, spürte er

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