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Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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sollte.
    »Liliana«, sagte er. »Ich hatte eine Tochter, ungefähr in deinem Alter. Wenn sie in einem fremden Land wäre, dann würde ich mir auch wünschen, dass ihr jemand hilft.«
    Er streichelte ihr über die Wange: »Mach dir keine Sorgen wegen mir.«
    »Wo ist deine Tochter?«, fragte Lila und bereute es im nächsten Moment.
    Dereks Blick verfinsterte sich, und er starrte auf die beiden gelben Tüten, als er sagte: »Sie ist nicht mehr bei uns. Und ihre Mutter auch nicht.«
    Lila sah die Traurigkeit in seinem Blick und wusste, dass es ein Unfall gewesen sein musste. Dass ihm ein dummer Zufall seine Tochter und seine Frau geraubt hatte. Sie hätte niemals so einfach fragen dürfen.
    »Was ist mit ihnen passiert?«, fragte Lila.
    Derek sprang auf: »Kümmern wir uns doch erst einmal um dich!«, schlug er vor.

KAPITEL 85
Veiros, Portugal
Montag, 5. August 2013, 1.08 Uhr
(zehn Stunden später)
    Seit Stunden stand Ioana auf dem schwarzen Feld am Rand des Bretts. Ihr Arm schmerzte, weil sie einen Fächer vor ihr Gesicht halten musste, auf halber Höhe zwischen ihrem Mund und ihrer Nase, ein wenig nach links eingedreht. Er hatte ihr den Fächer statt des Spiegels in die Hand gedrückt, lief immer wieder ein Stückchen weg, kam dann wieder heran mit seinem metallischen Atem und den unruhigen Augäpfeln. Drehte den Fächer um wenige Millimeter, zupfte an ihrem langen Kleid mit dem Brokatbesatz, oder er griff nach ihrem Bein, weil er mit der Stellung ihrer Füße nicht zufrieden war. Dann setzte er sich auf einen kleinen Hocker und begann zu zeichnen. Ioana hörte das Kratzen des Stifts auf dem groben Papier und das Schraffieren der Flächen. Sie blickte starr nach vorne, über den Rand des Fächers, und sah den Rücken des Mannes vor ihr. Er war ein Hüne in einer einfachen Kutte, und er hielt eine Pike in der Hand. Ioana wusste, wie er aussah. Der Mann hatte ihr das gesamte Brett gezeigt. Jetzt wurde ihr nicht mehr schlecht von den Chemikalien und dem kaum wahrnehmbaren Geruch von Tod und Verwesung. Ioana kannte ihr Schicksal. Sie wusste, was kommen würde. Sie hatte die Badewanne mit dem Seilzug darüber gesehen. Dort standen Fässer mit seltsamen Symbolen, und es roch nach Blut. Das war der Ort, wo er sie töten würde. Wo er all die anderen getötet hatte. Und dann versteinert, wie eine Skulptur.
    Der Mann warf den Stift auf den Boden und zerriss das Papier mit seiner letzten Skizze. Er sprang auf und rannte hinaus, die Holztür krachte mit dem Riegel auf das Vorhängeschloss. Ioana spürte, dass er wütend wurde. Irgendetwas passte nicht. Irgendetwas machte ihn zornig. Wieder und wieder verwarf er seine Zeichnungen. Sie hörte das Knarzen der Tür. Der Mann murmelte etwas zu sich selbst, als er hinter ihrem Rücken entlanglief. Sie traute sich nicht, sich zu rühren. Er hatte sich beruhigt. Vielleicht war es besser, wenn der Mann wütend war. Vermutlich würde er sie nicht töten, solange er nicht wusste, wie er sie malen sollte. Er trat von hinten an sie heran und schob ihre Hüfte nach vorne. Dann riss er ihr den Fächer aus der Hand und legte einen zarten Schal um ihren Hals. Sie roch seinen Atem, als er ihn zurechtzupfte. Als er wieder auf seinem Hocker Platz nahm und zum Stift griff, lächelte er. Ioana war nicht sicher, ob das ein gutes Zeichen war. Angst vor dem Tod spürte sie längst nicht mehr, nur noch vor der Wanne und dem Blut. Sie spürte, wie sich eine Träne im Inneren ihres Auges formte, aber sie wusste, dass sie es nicht bis auf ihre Wange schaffen würde. Seit Tagen hatte sie nicht mehr geweint. Seit sie akzeptiert hatte, dass es keine Hoffnung mehr gab.

KAPITEL 86
Dortmund, Deutschland
Montag, 5. August 2013, 8.11 Uhr
(am nächsten Morgen)
    Die Buchstaben auf dem Bildschirm verschwammen vor Solveighs Augen. Seit Stunden beobachtete sie den Twitter-Account, den sie eingerichtet hatte. Unter den entsprechenden Stichworten kamen Hunderte Nachrichten an. Die meisten betrafen die Organisation der Suche oder Plätze, an denen Lila nicht gesehen wurde. Aber was die digitale Unterstützerschaft anging, war Solveigh tatsächlich beeindruckt. Viele Tausend Menschen hatten sich an der Suche nach Liliana beteiligt, und halb Dortmund schien auf den Beinen zu sein, um Plakate zu kleben oder andere Menschen darauf anzusprechen, die noch nicht von der Aktion gehört hatten.
    Peter Kraus: @FindetLiliana Im #Hoeschpark ist #Liliana nicht
    Unimog: @FindetLiliana 50 Plakate an der #UniDortmund
    NMA_Do

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