Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)
@FindetLiliana Wer sagt mir, dass Liliana nicht ausgewiesen wird?
AnnaHellwein: RT@Unimog Gogogo #UniDortmund
Warum erkundigte sich jemand danach, was mit Liliana geschah? Solveigh scrollte zurück. War das ehrliche Sorge? Oder war das einer von der »All-Cops-are-Bastards-Fraktion«? Solveigh warf einen Blick über ihre Schulter, aber konnte Tauscheck nirgendwo entdecken. Sie selbst nutzte Twitter nicht und hatte keine Ahnung, was sie tat. Andererseits konnte das ja nicht so schwer sein, oder? Das System sah zumindest recht selbsterklärend aus. Und wenn es nur ein Spinner war, vergeudete sie wenigstens nur ihre eigene Zeit.
FindetLiliana: @NMA_Do Warum sollte sie ausgewiesen werden?
Die Antwort folgte keine zwei Sekunden später.
NMA_Do: @FindetLiliana Weil ihr Pass gefälscht wurde?
Solveighs Finger hielten über der Tastatur inne. Das hatte der Tauscheck doch nicht veröffentlicht, oder? Sie wussten mittlerweile durch einen Abgleich mit dem moldawischen Melderegister, dass der Pass zwar von der Behörde ausgestellt worden war, aber dass jemand das Geburtsdatum nachträglich geändert hatte. Wer war dieser NMA_Do? Ein Klick auf sein Profil gab keinen Aufschluss. Solveigh tippte eine Antwort, woraufhin sich ein Gespräch zwischen ihr und dem Unbekannten entwickelte:
FindetLiliana: @NMA_Do Zunächst einmal müssen wir sie finden, dann sehen wir weiter.
NMA_DO: @FindetLiliana Das finde ich nicht akzeptabel.
FindetLiliana: @NMA_Do Sind Sie denn in einer Position, das zu bewerten?
NMA_DO: @FindetLiliana Ja.
FindetLiliana: @NMA_Do Inwiefern? Wissen Sie, wo sich Liliana aufhält?
NMA_DO: @FindetLiliana Wenn ihr Asylantrag inklusive Arbeitserlaubnis bewilligt wurde.
FindetLiliana: @NMA_Do Sie sind ja nicht bei Trost!
NMA_DO: @FindetLiliana Tatsächlich? Sind Sie möglicherweise nicht befugt?
FindetLiliana: @NMA_Do Hören Sie, wir suchen ein zweites Mädchen, und Liliana kann uns möglicherweise helfen.
NMA_DO: @FindetLiliana Ich weiß.
FindetLiliana: @NMA_Do Und?
NMA_DO: @FindetLiliana Die Anträge?
»Tauscheck!«, rief Solveigh.
Polizeiobermeister Bernd Tauscheck kam ins Büro gerannt.
»Was ist los?«, fragte er.
»Machen Sie mit diesem Twitter-Ding hier weiter, bitte. Halten Sie den hin. Können wir das mitnehmen?«
Bernd Tauscheck streckte sein Handy in die Luft: »Was ist los, Frau Lang?«
»Ich weiß nicht. Da ist ein NMA_DO, der behauptet zu wissen, wo sich Liliana aufhält. Und mein Bauchgefühl sagt mir, dass der Typ nicht lügt.«
»Aber das ist doch super, oder nicht?«
»Er will einen bewilligten Asylantrag für Liliana inklusive Arbeitserlaubnis, bevor er überhaupt mit uns redet.«
»Aber er redet doch schon mit uns«, sagte Bernd Tauscheck.
»Reden? Lesen Sie das unterwegs«, sagte Solveigh und griff nach ihrem Handy.
»Eddy, du müsstest mal wieder eine Anfrage bei den Amerikanern stellen … Ja, Terrorverdacht. Und zwar schnell. Tauscheck mailt dir gleich den Twitter-Account. Und die sollen mal zur Abwechslung in Echtzeit liefern, die Kollegen.«
»Den Burschen kauf ich mir«, sagte sie, als sie die Treppe des Polizeipräsidiums hinunterstürmte, Tauscheck im Schlepptau.
KAPITEL 87
München, Deutschland
Montag, 5. August 2013, 8.39 Uhr (zur gleichen Zeit)
»Was soll das bedeuten, es reicht nicht?«, fragte Paul Regen.
Dominique Lagrand seufzte: »Nicht auf dieser Basis, Herr Regen. Schauen Sie, wir haben das Profil: ein Mann aus Portugal, Mitte vierzig bis Mitte fünfzig, alleinstehend, lebt als freischaffender Künstler in einer ländlichen Gegend mit einem freistehenden Haus, besitzt einen Lieferwagen, er könnte sich selbst vernachlässigen oder auch nicht, er könnte verhaltensauffällig sein oder auch nicht.«
Paul Regen lief im Kreis durch das Auswärtige Amt. Er fand, dass das einiges war und dass der Franzose mit seinen Berechnungen auch einmal etwas Dampf machen könnte.
»Schauen Sie sich mal die Karte an«, sagte er und deutete auf seinen Monitor. Paul Regen stellte sich mit verschränkten Armen hinter Lagrands Schreibtischstuhl.
»Das sind Portugal und der Teil von Spanien, wo Portugiesisch respektive Galicisch gesprochen wird.«
Paul Regen betrachtete die rot eingefärbte Landkarte mit einer gewissen Skepsis.
»Nur, damit Ihnen die Dimensionen klar werden: Das Gebiet ist größer als Bayern, Baden-Württemberg und Hessen zusammen.«
Paul Regen ahnte, worauf das hinauslaufen sollte.
»Könnt ihr mal etwas leiser sein?«, fragte Eddy, der telefonierte
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