Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)
gelang.
»Was ist mit mir?«, fragte Eddy.
Michael nahm einen Handdetektor von einem als Tischersatz aufgestellten Stuhl.
»Ich darf?«, fragte Michael.
»Wenn du meinst, dass du das musst«, knurrte Eddy. Es dauerte fast zwei Minuten, bis er, begleitet vom typischen Quietschen, für unbedenklich erklärt wurde. Dann schob Solveigh den Rollstuhl in den Trakt, der für die Anschlagsopfer auf das ECSB-Gebäude reserviert war.
Vor Will Thaters Zimmer stand ein weiterer Kollege, der sie mit erstaunlich feindseliger Miene musterte. Die Angst vor dem Verräter in den eigenen Reihen säte eine ungekannte Zwietracht in den Reihen der ECSB. Eddy und Solveigh wussten es mittlerweile besser. Deshalb waren sie gekommen. Eddy trug die Ergebnisse ihrer Recherchen in dem Laptop auf seinem Schoß bei sich.
»ELMSFEUER«, flüsterte Solveigh, woraufhin die Wache zur Seite trat. Solveigh klopfte an die Tür.
»Herein!«, rief Sir William in seinem unverkennbar britischen Tonfall.
Er stand hinter einem großen Schreibtisch, der fast den ganzen Raum einnahm. Kein Zentimeter der Tischplatte war ungenutzt, überall lagen Papiere und Akten, in der Mitte ein riesiger Monitor. Das Krankenhausbett stand dahinter, daneben allerhand abgeschaltete Geräte.
»Es geht dir besser!«, stellte Solveigh freudestrahlend fest. Eine glatte Lüge, denn er war stark abgemagert, seine Wangen waren eingefallen und die Ringe unter seinen Augen dunkel wie ein schottisches Moor.
»Es geht mir blendend«, behauptete Sir William. »Freut mich, euch zu sehen.« Er bot Solveigh einen Platz auf seinem Schreibtischstuhl an, aber sie lehnte sich stattdessen an die Tür zur Toilette.
»Ich nehme an, ihr seid nicht wegen eines Krankenbesuchs hier?«
»Nein«, sagte Solveigh und nickte Eddy zu. Er klappte den Laptop auf und stellte ihn auf einen Stapel Papier, der nach Bauplänen für ein Bürogebäude aussah. Eddy musste den Rollstuhl bis an die Tischkante schieben, um die Tastatur zu erreichen.
»Wer war es?«, fragte Will Thater.
»Fangen wir vorne an«, schlug Solveigh vor. »Eddy?«
»Am Donnerstag, den 21.Februar, verzeichnet das Handy von Michele Vizzone, dem hiesigen Statthalter der Taccola-Familie, vier Anrufe aus Süditalien. Der Inhalt der Gespräche ist nicht verifizierbar, aber er buchte einen Flug von Amsterdam nach Rom und fuhr von dort aus vermutlich weiter Richtung Kalabrien. Wir vermuten, dass es zwischen dem 22.Februar und dem 25.Februar ein Treffen hochrangiger Familienmitglieder gab, dessen einziger Anlass die Planung eines Anschlags auf die ECSB war. Am 25.Februar flog Michele Vizzone zurück nach Amsterdam und begann – so weit unsere Vermutung – mit der Planung des Attentats.«
Solveigh fuhr fort, während Eddy das Foto von Michele Vizzone, das ihn mit Sonnenbrille auf dem Flughafen von Neapel zeigte, gegen eine Kartei der Amsterdamer Kriminalpolizei austauschte. Will Thater starrte konzentriert auf den Laptop. Solveigh fuhr fort: »Am 3. März verzeichneten wir ein Telefonat zwischen Michele Vizzone und dem wegen Waffenhandels vorbestraften türkischen Staatsbürger Amir Ceylan. Wir vermuten, dass er ihm den nicht gekennzeichneten Sprengstoff verkauft hat. Uraltes Nobel 808, deshalb roch es dort auch so nach Marzipan.«
Eddy rief ein weiteres Bild auf, das Michele Vizzone Arm in Arm mit einem jungen Mann zeigte. Es handelte sich offenbar um eine Firmenfeier, denn im Hintergrund waren Weihnachtsgestecke auf den Tischen zu erkennen.
»Das ist Geert-Jan Dekker. Er war ein Angestellter der TCA Holland, des Fassadenreinigungsdienstes, bei dem Michele Vizzone als dritter Geschäftsführer eingetragen ist.«
»War?«, fragte Will Thater.
»Er wurde verhaftet«, sagte Solveigh. »Aufgrund unserer Ermittlungen haben wir sowohl den Waffenhändler Ceylan als auch Geert-Jan Dekker festnageln können. Sie sitzen derzeit in Untersuchungshaft. Die Beweislage gegen Ceylan ist dünn, aber Dekker konnten wir auf den Überwachungskameras eindeutig als den identifizieren, der die Bombe in dem Drainageschacht platziert hat. Er betrat am 13.Juni um 12.45 Uhr das Gebäude und nahm den Lift bis unters Dach. Er installierte den Sprengstoff und aktivierte einen Zeitzünder, bevor er mit einem Kollegen, der eine Viertelstunde nach ihm eintraf, die Fenster an der Westseite reinigte. Eins muss man Dekker lassen, er hat Nerven aus Stahl.«
»Und Vizzone? Können wir ihm den Anschlag nachweisen? Für mich hört sich das bisher nach einem reinen
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