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Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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Show.«
    Solveigh prostete ihm zu und beobachtete wenige Sekunden später, wie der Mann in den Verhörraum geführt wurde, der gestern bei Anastasia Iovu auf dem Zimmer gewesen war. Anastasia war siebzehn und gerade erst aus Moldawien verschleppt worden. Ein Mann hatte sie auf der Straße angesprochen und gefragt, ob sie Arbeit im Ausland suche. Und Anastasia war eingestiegen. Solveigh spürte eine tiefe Wut auf den Freier, der ihrer Meinung nach kein einfacher Gast war, sondern als stiller Teilhaber der Taccolas hinter dem Bordell steckte. Ein Italiener, der es sich offenbar nicht hatte nehmen lassen, Anastasias erster Kunde zu sein. Sein Gesicht war teigig, und er streckte seine Beine unter dem Tisch aus, die Füße kippten auf den Absätzen seiner Schuhe zur Seite. Ugo Bonardi betrat das Zimmer in Begleitung eines rumänischen Beamten. Der italienische Staatsanwalt setzte sich, klappte eine Mappe auseinander und ratterte die Personalien herunter. Solveigh konnte ihrem Gespräch zumindest grob folgen.
    Nachdem der Italiener alle Formalien abgenickt hatte, kam Bonardi zur Sache: »Woher kennen Sie den Pacific Club, Herr Marzorati?«
    »Ich kenne ihn nicht«, antwortete er und spielte an der Schließe seiner Uhr herum. An seinem rechten Handgelenk schlackerte eine geschmacklose Breitling und am linken Arm eine billige Goldkette. Der Chronograf war ein teures Stück sinnloser Protz, dachte Solveigh. Wer braucht heutzutage noch eine Uhr?
    »Aber Sie waren vor Ort«, bemerkte Ugo Bonardi scharf. »Und das sah für mich nicht gerade so aus, als wären Sie zufällig auf die hübsche Neonreklame aufmerksam geworden. Noch dazu so weit ab vom Schuss. Verkaufen Sie mich nicht für dumm, Marzorati!«
    »Ich meine damit, ich kenne ihn nicht gut. Ich war erst ein paarmal in dem Schuppen.«
    Natürlich, dachte Solveigh. Wir räumen einen Klub der kalabrischen Mafia aus, und der einzige Italiener, den wir finden, hat keine Ahnung.
    »Sie meinen, über fünfmal in den letzten vierzehn Tagen«, sagte Ugo Bonardi nach einem Blick in die Akten. Die Bukarester Polizei hatte das Bordell zwei Wochen lang überwacht. Hätte er angegeben, gestern Abend zum ersten Mal dort gewesen zu sein, hätten sie einen Ansatz gehabt. Aber so?
    »Wenn Sie das sagen.« Die Schließe der Breitling musste defekt sein.
    »Wann haben Sie denn zum ersten Mal vom Pacific Club gehört?«, frage Bonardi.
    »Keine Ahnung …«, sagte der Italiener gelangweilt. »Vielleicht hat mich ein Taxifahrer hingefahren? Vielleicht war es ein Flyer … Wirklich, ich weiß es nicht mehr.«
    »Und dennoch kamen Sie so oft zurück?«
    »Ich mag meine Frauen unverbraucht. Ich steh einfach nicht drauf, wenn die schon zu professionell sind.«
    »Und Sie mögen Ihre Frauen jung, oder nicht, Herr Marzorati?«
    »Ich mag junge Frauen. Ist das ein Verbrechen?«
    »Wenn sie minderjährig sind, schon«, sagte Ugo Bonardi und legte einen Auszug aus dem moldawischen Melderegister vor Marzorati auf den Tisch.
    »Ich schwöre, ich wusste nicht, dass sie siebzehn ist«, sagte er und schob das Blatt zurück zu Bonardi. »Ich meine, sie hat gesagt, dass sie achtzehn ist. Und sie hat mir ihren Ausweis gezeigt. Da habe ich sogar drauf bestanden …«
    Solveigh zerknüllte die leere Dose mit der rechten Hand und biss sich auf die Lippe. Dann stand sie auf und lief über den Gang bis zu einer Tür, die sie nach draußen bringen würde.
    Auf dem Parkplatz sah sie zwei der Kollegen von der SPIR an einem Aschenbecher stehen. Mit mehr Gesten als Worten fragte sie nach einer Zigarette. Solveigh rauchte wenig, maximal eine am Tag. Diese war notwendiger als viele andere. Sie inhalierte den schwarzen Tabak, der ihr in der Kehle kratzte, dann wählte sie die Nummer.
    »Es wird nicht funktionieren, Eddy«, sagte sie ohne eine Begrüßung. »Wir kriegen nicht mal ihren Adlatus hier vor Gericht geschweige denn irgendjemand von den Taccolas. Nur ein paar Bulgaren, und das war’s dann. Die machen das Geschäft in einer Woche am anderen Ende der Stadt wieder auf, als wenn nichts gewesen wäre.«
    »Wie fängt man eine Krähe, die über den Wipfeln kreist?«, fragte Eddy.
    »Vielleicht müssen wir beim Nest ansetzen statt bei der Beute«, sagte Solveigh und blies den letzten Rest schwarzen Rauch in den blau-weißen Himmel.

TEIL 2
    Zweifel, der Crash und ein hoher Einsatz.

KAPITEL 44
Veiros, Portugal
Mittwoch, 10. Juli 2013, 18.03 Uhr (am selben Tag)
    Das moderne Vorhängeschloss wirkte wie ein Fremdkörper

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