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Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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Minuten war Adam weg, die Haustür abgeschlossen, und sie warteten immer noch in dem Flur, der aussah wie ein Museum: vollgestopft mit zimmerhohen Vitrinen, in denen alle möglichen Tassen und Teller standen, die ziemlich teuer wirkten. Valentina brachte sie ins Wohnzimmer, bot ihnen einen Platz auf dem grünen Sofa an und schenkte sich einen dreifachen Wodka ein. Lila und Ioana tauschten vorsichtige Blicke.
    »Es gibt fünf Regeln in diesem Haus«, sagte Valentina, die sich ihnen noch nicht einmal vorgestellt hatte. Sie trank einen Schluck aus dem dicken geschliffenen Glas.
    »Erstens: Ihr verlasst das Haus nicht ohne meine Erlaubnis.«
    Valentina kratzte sich am Hals und dann durch das fleckige T-Shirt unter der Brust.
    »Zweitens: Wenn ihr nicht esst oder auf der Toilette seid, bleibt ihr auf euren Zimmern.«
    Lila starrte auf ihre Knie. Ihre Stimme klang vordergründig freundlich, aber es schwang eine Bedrohung mit, die ihr sagte, dass es besser sei, sich an die Regeln zu halten.
    »Drittens: Es ist meine Aufgabe, euch auf euren Job vorzubereiten, aber darüber hinaus bin ich weder eure Mutter noch eure Freundin.«
    Valentina mochte einmal eine gut aussehende Frau gewesen sein, aber das Leben hatte ihr zugesetzt. Man sah es an den stumpfen Haaren und der Art, wie sie das Glas hielt.
    »Viertens: Haltet euch niemals für etwas Besseres, denn dann sorge ich dafür, dass ihr dorthin zurückgeschickt werdet, wo ihr hergekommen seid. Und auf der Rückfahrt wird Adam nicht mehr so nett zu euch sein.«
    Spätestens jetzt, da die Drohung offen ausgesprochen im Raum stand, war jede Nettigkeit aus ihrer Stimme gewichen. Lila war verängstigt und erleichtert zugleich, immerhin wusste jetzt jeder, worauf es ihr ankam.
    »Fünftens: Ich habe immer das letzte Wort«, sagte Valentina. Sie nahm das Glas mit dem Wodka in die linke Hand und reckte ihren Zeigefinger Richtung Mascha: »Du, eins.« Dann zu Zalina: »Du, zwei.« Zu Ioana: »Du, drei.« Und schließlich auf Lila: »Du, vier.«
    »Eins und zwei ziehen ins linke Zimmer, drei und vier ins rechte. Ihr habt fünfzehn Minuten zum Auspacken, danach gibt es Suppe. Ihr müsst hungrig sein.«
    »Was hältst du von ihr?«, fragte Lila flüsternd, als sie in ihrem neuen Zuhause alleine waren. Im Gegensatz zu den Matratzen in ihrem Bukarester Apartment gab es hier echte Betten aus Holz. Ioana testete die Federung, indem sie darauf wippte.
    »Die Betten sind weich«, sagte sie schließlich.
    »Sie ist betrunken«, sagte Lila.
    »Und wenn schon«, sagte Ioana achselzuckend, »meine Mutter ist auch ständig betrunken, wenn sie zu Hause ist.«
    »Aber die Nummern«, sagte Lila. »Ich finde das seltsam.«
    »Hauptsache, sie bringt uns bei zu modeln. Mir ist es egal, ob sie meinen Namen kennt. So sympathisch ist sie nun auch wieder nicht.«
    Lila lächelte. Bei allem Zweifel an Valentina hatte Ioana den Nagel auf den Kopf getroffen.
    »Drei und vier!«, rief Valentina laut aus der Küche. Lila zog eine Augenbraue hoch. Sie hatten gerade einmal die Reißverschlüsse ihrer Taschen aufgezogen.
    »Drei und vier!«, rief Valentina noch einmal. Sie schrie jetzt beinahe, der Alkohol hatte ihre Sensibilität für Lautstärke aufgelöst. Lila und Ioana trabten in die Küche. Valentina lehnte am Herd, eine Hand als Stütze auf der Arbeitsfläche, darin ihr Wodkaglas. In der Spüle standen zwei Dosen mit bunten Etiketten.
    »Tisch decken!«, sagte Valentina und deutete mit einem Kopfnicken auf einen der Schränke.
    Lila öffnete die braune Holztür. Darin fand sie jede Menge Schalen und Teller. Sie warf einen Blick in den Topf und erkannte eine Nudelsuppe. Also Suppenteller. Sie zählte fünf ab und reichte sie Ioana.
    »Für mich nicht«, sagte Valentina. »Ich hab schon gegessen.« Dazu reckte sie den Wodka in die Luft.
    Ioana trug das Geschirr zu dem kleinen Tisch, der in der Mitte des Raums stand. Valentina deutete mit dem Glas auf eine Schublade links von den Kochplatten. Die Suppe roch verführerisch, stellte Lila fest und griff in den Besteckkasten. Deutschland schien ein Land zu sein, in dem alles im Überfluss vorhanden ist. Es gab mindestens zehn Gabeln und noch mehr Messer, obwohl am Esstisch niemals mehr als fünf Leute Platz gefunden hätten. Lila legte die blank polierten Löffel neben die Teller und setzte sich.
    »Eins und zwei!«, rief Valentina und stellte den Suppentopf auf den nackten Tisch. »Essen!«
    Mascha und Zalina setzten sich wortlos neben sie, während Valentina stehen

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