Aries
sie werden mich für wahnsinnig erklären. Widerstandslos ließ ich mich von Marie mitziehen, und im Zimmer aufs Bett legen. Erschöpft schloss ich die Augen.
Marie stand am Fenster und sah hinaus. Dann unterbrach sie die Stille und fragte:
>> Wo hast du den Puma gesehen? <<
Benommen setzte ich mich auf. >> Du hältst mich also nicht für verrückt? Du glaubst mir? <<, fragte ich erstaunt.
>> Nein, ich halte dich nicht für verrückt. Also wo? <<
>> Du bist im Wald an mir vorbeigelaufen. <<, antwortete ich leise und schaute aus dem Fenster. >> Da bin ich um die nächste Kurve gerannt und da saß er, auf einem Felsvorsprung. << Ich war beschämt, dass ich ihr eingestehen musste, sie gesehen zu haben.
Marie drehte sich grinsend um.
>> Du hast mich also gesehen. Hätte ich mir eigentlich denken können. << Ich nickte zerknirscht. >> Na gut Fränni und wie geht’s dir jetzt? Hast du noch Angst? Oder können wir mit zur Führung gehen … dann müssen wir langsam los. <<
>> Angst? Ich war wohl eher zu Tode erschrocken. <<, gestand ich mehr mir selbst. >> Aber wir können trotzdem gehen … << und dachte, das wird mir ja nun nicht zweimal passieren. Es sind viele Leute und ein erfahrener Ranger dabei …
>> In Anbetracht der Tatsache, wie der Mann erzählte, dass er denkt, hier gibt es keine … ist es mehr als unwahrscheinlich, dass wir einem weiteren Puma begegnen. << Marie grinste und holte ein Glas Wasser. Und nachdem ich getrunken hatte, stand ich entschlossen auf.
In der Lobby herrschte reger Betrieb. Alle Schüler waren versammelt und hatten nur ein Gesprächsthema - den Puma. Sie bestürmten mich mit Fragen, wo und wie ich ihn gesehen hatte und ob es gefährlich gewesen war? Klasse Frage ...
Sophie versuchte Ruhe in unsere Reihen zu bringen, und als es misslang, holte sie eine Trillerpfeife aus Ihrer Jackentasche und blies kräftig hinein. Augenblicklich wurde es still. Alle sahen zu Sophie.
>> Wenn ihr euch beruhigt habt, können wir ja den Ranger fragen, ob es hier tatsächlich Pumas gibt. Und wenn ja, wie man sich verhalten sollte. Ich finde es bringt uns nicht weiter, wenn wir darüber diskutieren. Er hat mehr Erfahrung, und kann uns erklären wie wir mit Wildtieren richtig umgehen. Wir sind in die Natur gefahren, um über sie zu lernen. Und damit müssen wir uns aus dem Haus begeben, um sie zu erleben. Wenn ihr bitte kurz Ruhe halten könntet … Ich hole ihn und er wird sicher alle Fragen beantworten. << Sophie machte kehrt und lief an die Rezeption.
Es blieb ruhig, aber alle sahen mich an. Ein paar Mädchen kicherten und ich ahnte, was sie dachten. Ich will mich nur interessant machen. Sie tuschelten und zeigten mit dem Finger auf mich - genervt drehte ich mich weg. Marie hakte sich ein und flüsterte:
>> Ruhig Fränni, lass sie reden … was kümmert es dich? <<
Ich war froh, dass Marie bei mir war. Bis ich eine Stimme hörte, die mich ruckartig zurücksehen ließ. Fassungslos starrte ich in die Richtung, aus der die Laute kamen. Auch Marie versteifte sich. Fragend sah ich sie an und sie lächelte gequält. Ich kuckte wieder zurück - mich traf der Schlag.
Diese Stimme würde ich unter Tausenden erkennen, und Sophie erklärte gerade, dass der Mensch dazu, unser heutiger Ranger sei. Ein ruhiger Blick aus moosgrünen Augen streifte mich. Sachlich erklärte der Ranger den Ablauf seiner Führung. Ich konnte ihn nur anstarren. Sophie bat uns zum Parkplatz vor das Haus, damit die Führung beginnen konnte. Ich hatte vergessen wie man sich bewegt. Marie zog mich nach draußen. Auch sie ließ Aries nicht aus den Augen.
Er war nicht gekleidet wie ein Ranger. Er trug Bluejeans, Turnschuhe und einen Pulli - so etwa wie ich. Keine Uniform? Hatten Ranger nicht grüne oder khakifarbene Uniformen an? Warum er nicht? Ich dachte zu viel. Wieso ist er hier? Mein Kopf hörte nicht auf. Ich könnte ihn ja fragen, er gehört zur Familie … die Anderen mussten diese Tatsache nicht wissen, nur Marie wusste es und sie war genauso überrascht.
Tausende Gedanken schwirrten durch meinen Kopf … seinem Vortrag konnte ich nicht folgen, und erst, als er uns aufforderte, ihn in den Wald zu begleiten, durchfuhr es mich - ich hatte die ganze Zeit an seinem Gesicht gehangen. Nicht eine einzige Sekunde habe ich meine Augen abwenden können. Oh Gott. Als Aries nun lächelte, wurde mir glühend heiß. Endlich konnte ich wegsehen.
Wie peinlich.
Ich kuckte zu Marie. Auch ihre Augen fixierten Aries. Jedoch nicht so wie meine. Ihre Augen
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