Aries
für das Lagerfeuer. Eine schöne Ferienanlage - mir gefiel es.
Ein paar Jungs hatten das Basketballfeld für sich entdeckt, und wurden von Mädchen lautstark angefeuert. Darauf verspürte ich keine Lust. Ich wollte lieber auf unser Zimmer zurück. Marie war einverstanden, und als wir oben ankamen, suchte ich mir ein Buch und setzte mich auf den Balkon. Marie folgte. Nervös an ihrem Pulli zupfend, sah sie mich an.
>> Fränni, wir müssen reden. <<
>> Jetzt nicht. <<, sagte ich barsch und schlug mein Buch auf. Ich hoffte, dass Marie die Botschaft verstand und mich in Ruhe ließ. Doch Marie wollte nicht verstehen.
>> Fränni, wir können das kleine Missverständnis nicht im Raum stehen lassen. Lass uns darüber reden. Wir schaffen es aus der Welt und können es uns hier, zusammen gutgehen lassen. << Klang vernünftig, aber das hätte sie schon viel früher haben können. Der beste Zeitpunkt wäre der Stall von Großvater gewesen. Kopfschüttelnd sah ich sie an.
>> Später. Wir haben genügend Zeit. <<
>> Nein jetzt! <<, entgegnete sie trotzig.
Gut. Sie wollte mich nicht in Ruhe lassen. Ich knallte mein Buch auf den Tisch und sprang auf. Schnappte meine Jacke und im Begriff aus dem Zimmer zu laufen, erwischte Marie meinen Ärmel.
>> Fränni, das wird so nichts. Du kannst ja wegrennen solange du willst, aber ich werde das nicht zulassen. Wir müssen reden! << Sie packte mich bei den Schultern und rüttelte mich. Was für eine Kraft sie hat, dachte ich und versuchte mich aus ihrer Umklammerung zu befreien. Marie hielt mich fest.
>> Hör auf. Lass mich los. <<, rief ich drohend, und versuchte, sie mit meinen Augen zu durchbohren. Unbeeindruckt ließ Marie die Hände sinken und trat einen Schritt zurück.
>> Wie du willst … <<, sagte sie resigniert.
Ich riss die Tür auf und ließ sie laut knallend hinter mir ins Schloss fallen. Hastete die Treppe hinunter und hätte fast Sophie in der Eingangshalle umgerannt, die sich gerade auf den Weg zum Mittagessen befand.
>> Langsam, langsam Franziska. <<, rief sie und fing mich auf, bevor wir beide zu Boden schlugen. >> Du rennst ja, als wären hunderte Räuber hinter dir her. <<
>> Danke. Hundert nicht gerade, aber vielleicht ein paar von denen. <<, antwortete ich lachend. >> Wo willst du hin? Kommst du nicht zum Essen? <<
>> Doch, ich komme nach. Ich wollte nur kurz nach draußen, mir die Beine vertreten. <<
>> Denk daran, Essen gibt es nur bis eins, und um zwei kommt der Ranger. <<, rief sie mir nach. Winkend schlüpfte ich hinaus.
Rannte in den Wald, bis ich zu einer Kreuzung kam. Ohne nachzudenken, nahm ich die rechte Abbiegung. Baumstämme - hoch wie Mauern säumten den Wegesrand. Ich kam mir regelrecht klein vor. An der nächsten Weggabelung blieb ich stehen. Links führte der Weg bergauf und rechts war er abfallend. Bevor ich mich für eine Richtung entscheiden konnte, hörte ich meinen Namen.
Erstaunt drehte ich mich um und sah Marie in der Ferne auftauchen. Schnellen Schrittes lief sie auf mich zu. Ob sie mich gesehen hat? Flink huschte ich in den linken Weg hinein und versteckte mich hinter einem der großen Holzstapel. Marie kam näher. Sie war jetzt so nahe, dass ich sie wütend vor sich hin brabbeln hörte. Sekunden später war sie vorüber. Ich spähte nach ihr aus, und als sie nicht mehr zu sehen war, erhob ich mich aus meinem Versteck. Unschlüssig, ob ich weitergehen oder zurückgehen sollte, suchten meine Augen die Umgebung ab, in der Marie verschwunden war. Mist - dachte ich, wenn sie sich nun verläuft? Das konnte ich unmöglich zulassen und sprintete hinter ihr her. Als ich um die nächste Kurve flitzte, stoppte ich jäh aus vollem Lauf.
Eine große hellbraune Katze sonnte sich auf einem Felsvorsprung. Ihre grünen Augen fixierten mich. Der muskulöse Körper angespannt. Ich registrierte es in Sekunden. Steif vor Entsetzen sah ich einem Berglöwen in die Augen. Der Puma knurrte leise, das braune Fell am Nacken aufgestellt. Gebannt von seinem intensiven Blick, verharrte ich wie gelähmt, und traute mich nicht zu rühren. Als plötzlich der Bann brach und sich sein Körper unvermittelt entspannte. Mit geschmeidiger Bewegung drückte er die Vorderpforten steif von sich, gähnte herzhaft, wobei seine Lippen ein Paar schneeweißer, großer und vor allem spitzer Zähne entblößten, bevor er, wie in Zeitlupe hernieder sank. Ohne mich aus den Augen zu verlieren, legte er seinen großen Kopf auf die Vorderpfoten, und mit einem tiefen Seufzer schlossen sich seine
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