Aries
strahlte Aries an.
> Ruhig Fränni. <, raunte ich leise, um meine aufkeimende Eifersucht in Schach zu halten. Bewusst gemächlich schlenderte ich hinter den Anderen her. Wie auf Kommando, drehten sich Aries und Marie um. Marie setzte sich sofort in Bewegung und sprang auf mich zu. Stürmisch umarmte sie mich und drückte mich so fest an sich, dass ich lachend: >> Keine Luft! <<, ausrief. Sofort lockerte sie ihre Schraubzwingen und sah mich, mit um Verzeihung heischenden Augen, an.
>> Alles Okay bei dir? <<, fragte sie musternd, um auch noch die letzten Anzeichen von Verletzung und Zorn, in meinem Gesicht zu registrieren.
>> Ja. Kann es endlich losgehen? <<, antwortete ich schmunzelnd und wischte ihre Zweifel fort. Sie lächelte dankbar. Aries hatte gespannt zugesehen. Erleichtert grinsend widmete er sich Sophie, die dicht vor ihm stand und auf ihn einredete. Dann lief er los und Sophie wich für die nächsten Stunden, nicht von seiner Seite. Marie hakte sich ein und wir spazierten entspannt, unserer Klasse hinterher. Es ging ständig bergauf oder bergab und nach kurzer Zeit war ich außer Atem. Marie schien die Anstrengung nicht zu bemerken. Sie plapperte fröhlich und erklärte mir alle möglichen Pflanzen, die sie zu Gesicht bekam.
Als wir eine weitere Anhöhe hinaufgestiegen waren, kamen wir auf einem Hochplateau an und hatten eine wundervolle Aussicht auf die Umgebung. Sophie zeigte auf Bänke oberhalb der Ebene, welche um einen Tisch standen, der aus einem dicken Baumstamm herausgehauen worden war und ordnete eine Pause an. Sie schien ebenfalls nach Luft zu ringen, und ließ sich schwerfällig auf eine Bank nieder. Einige Schüler taten es ihr nach. Andere setzten sich auf den nackten Fels, wie Marie und ich. Wir packten unsere Trinkflaschen aus und stillten unseren Durst.
Mein Blick wanderte über das Land und ich spürte die warme Sonne auf meinem Gesicht. Marie ließ sich auf den Stein fallen und schloss genüsslich die Augen. Ich machte es ihr nach und legte mich neben sie. Stille und Wärme - herrlich.
Der Fels knirschte leise, als sich jemand neben mich legte.
Ich widerstand der Versuchung, die Augen zu öffnen. Ich wusste auch so, wer es war. Seine Hand tastete nach meiner, und als er sie fand, schoben sich seine Finger durch meine. Ich vergaß zu atmen. Als mir schwindlig wurde, öffnete ich meinen Mund und schnappte nach Luft. Ich wusste, dass er es gehört hatte und stellte mir sein Grinsen vor. Komischerweise war es mir nicht peinlich. Ich grinste auch. Seine Hand in meiner Hand - was für ein Gefühl. Ob Sophie es sah? Egal, dachte ich und war mir doch sicher, dass zumindest einige Mädchen es beobachtet hatten.
Ich tastete bis ich Maries Hand fand, und hielt auch sie fest. Marie rührte sich ebenso wenig. Die Zeit schien still zu stehen. Nach einer Weile hörte ich Sophie nach Aries rufen. Die Pause war beendet. Bedauernd öffnete ich die Augen und sah Aries an. Er zwinkerte verschwörerisch, bevor er seine Finger löste und aufstand.
>> Wollen wir weiter? <<, fragte Sophie.
>> Wir können. <<, antwortete Aries und hielt mir seine Hand entgegen. Ich nahm sie und er half mir von meinem Liegeplatz auf. Danach reichte er Marie seine Hand. Wir klopften uns den Sand aus der Kleidung und schulterten unsere Rucksäcke.
Sophie sah mich böse an. Marie entging das nicht und schob mich aus ihrem Blickfeld.
>> Es wird kompliziert. <<, flüsterte sie.
>> Ist es das nicht schon die ganze Zeit? <<, grinste ich.
>> Nicht in der Art. <<, raunte Marie ernst und ich wunderte mich, warum sie nicht auf meine blendende Laune einging. Marie kuckte sorgenvoll. >> Nimm es nicht so leicht Fränni. Es wird nicht einfacher, wenn man die Klassenleiterin zur Feindin hat, und wie es aussieht, scheinst du gerade das zu bekommen. Ich glaube es wird Zeit, dass Aries sich verabschiedet und nach Hause geht. Ich werde nachher mit ihm reden. << Frustriert presste ich die Lippen zusammen und zog die Stirn kraus. Genau das - und meine Beine wurden weich, wollte ich nicht. Aber ich musste ihr Recht geben. Es schien Dimensionen anzunehmen, mit denen ich nicht im Geringsten gerechnet hätte. Aber mich von Aries zu trennen, fiel mir schwer. Gerade jetzt.
Meine Augen suchten ihn. Aries stand unweit von uns, umringt von allen Mädchen und Sophie. Die Mädchen redeten und ich sah wie sich seine Lippen bewegten, doch seine Augen sahen mich.
Ein Blick traf mich. Wie ein Blitz. Erschrocken fuhr ich zusammen und sah Sophies hasserfülltes Antlitz.
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