Aries
Übermütig umfasste er mich, hob mich hoch und trug mich glücklich lachend zum Ausgang. Draußen war es stockdunkel.
>> Ach du großer Gott. <<, sagte ich entsetzt. Ich sah nichts, außer Aries, dessen Augen intensiv glühten, Ich hob einen Finger und fuhr sanft darüber.
>> Das ist bei Katzen so. <<, rief er lachend. >> Keine Angst, ich bringe dich wohlbehalten nach Hause. << Er küsste mich und lief fröhlich los. Daran hatte ich nicht einen Augenblick gezweifelt und nach vergeblichen Versuchen selbst zu sehen, gab ich auf und verließ mich nur auf ihn. Aries hob mich über jeden Stein und Baumstumpf und wir kamen schnell voran. Bereits eine halbe Stunde später, bogen wir in unsere Straße ein. Als wir den Hof erreichten, verabschiedete sich Aries zärtlich von mir und ich sah ihm traurig nach, bis er in der Dunkelheit verschwunden war.
Oma rief aus der Küche, als sie die Tür hörte: >> Fränni, du bist heute spät dran. Denk dran, du musst noch deine Mutter anrufen. << Verwundert das sie nicht schimpfte, ging ich zu ihr. Oma erzählte, dass sie mit Großvater telefoniert hatte und er sie vorgewarnt hätte, dass es später werden könnte. Ich atmete erleichtert auf und dachte, Großvater hatte einen Extrakuss verdient. Dann schnappte ich mir das Telefon und wählte die Nummer von meinen Eltern. Oma stand am Schrank gelehnt und sah mir zu. Meine Mutter nahm ab und ich erklärte ihr sofort, dass ich bei Oma bleiben und die Schule zu Ende bringen wollte, bis sie mich energisch unterbrach:
>> Kommt nicht in Frage! <<
Im ersten Augenblick war ich sprachlos. Oma musterte mich erstaunt. Auf mein endliches – warum?, begründete sie die Ablehnung, dass es Oma Zuviel werde und meine Mutter es gern hätte, wenn ich bei ihr zu Hause wäre. Unter Kontrolle, wäre wohl treffender gewesen, dachte ich. Ich versuchte sie auf die nette Tour zu überzeugen, dass Oma sich freut und es mir ausgezeichnet gehe und ich nicht einsehe, warum ich zurückkommen soll, da ich mich doch endlich eingelebt hätte. Sie wischte meine Argumente mit einem Handschlag weg. Als ich merkte, dass ich bei meiner Mutter nicht weiter kam, sah ich bittend Oma an. Sie übernahm den Hörer mit einem aufmunternden Nicken. Ich beobachtete sie angespannt und betete: Bitte, bitte lass mich bleiben.
Oma hörte meine Mutter aufmerksam an und sagte dann lachend:
>> Alles Quatsch Tina. Fränni geht es gut. Sie ist gesund und du müsstest sehen, wie Ihre Augen strahlen. Lass sie ruhig hier. Und wenn du Sehnsucht hast, du kannst sie doch jederzeit besuchen ... <<
Noch ein paar Worte und Oma legte auf.
>> Was hat sie gesagt? <<
>> Du darfst bleiben. <<, strahlte Oma und ich flog ihr um den Hals.
>> Danke. <<, flüsterte ich glücklich.
>> Marsch jetzt, in dein Zimmer ... du musst dich fürs Bett fertigmachen. Morgen ist Schule. <<, schmunzelte sie und ich kam zufrieden ihrer Aufforderung nach. Später, als ich geduscht und fürs Bett anzogen war, steckte ich meinen Kopf in die Küche und wünschte:
>> Gute Nacht. << Oma saß am Esstisch und las Zeitung.
>> Nacht Fränni. <<, antwortete sie und sah nicht mal auf.
Zurück in meinem Zimmer stürme ich sogleich zum Fenster. Draußen hatte sich der Nebel verdichtet. Ich konnte nicht mal die Straßenlaternen sehen.
>> Ari? <<, flüsterte ich. Nichts geschah. Keine Antwort. Ich wartete und als es zu kalt wurde, schloss ich das Fenster. Wo war er? Ich legte mich ins Bett und schaltete den Fernseher ein. Meine Gedanken kreisten um Aries. Wo blieb er nur? Langsam machte ich mir Sorgen.
Aufgewühlt schaltete ich durch die Kanäle und konnte mich nicht entscheiden. An einem Trickfilm blieb ich letztendlich hängen, der interessierte mich zwar nicht, aber es war nicht so still im Zimmer.
Langsam begann ich auf und ab zu gehen. Was war passiert? Wo war er hin? Mühsam zwang ich mich zur Ruhe und versuchte, meine ohnehin gestressten Nerven, zu beruhigen: Aries war stark, ihm passiert nichts. Er weiß genau was er tut ... Und trotzdem hatte ich eine böse Ahnung, dass es dort, wo er sich jetzt befand, gefährlich für ihn war. Am liebsten wäre ich hinausgerannt.
Ich muss mich ablenken, dachte ich, und nahm mir ein Kreuzworträtsel. Als ich bei einer Frage nach Raubtieren ankam, sprang ich wieder zum Fenster. Nur um es noch ängstlicher zu schließen. Panik stieg in mir hoch. Wütend schmiss ich das Rätsel vom Bett und schlüpfte unter meine Bettdecke.
> Ruhig Fränni. <, ermahnte ich mich. >> Alles wird gut. << Ich löschte das
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