Aries
bunte Stoffe quollen hervor. Sie zog das Oberste heraus. Ein prunkvolles Kleid wie aus dem Märchen. Roter Samt mit schwarzer Korsage und goldenen Kordeln aufgesetzt. Sie hielt es an ihren Körper und drehte sich lachend im Kreis. Der Rock schwang weit nach oben und die Farben ließen ihren Teint erstrahlen. Das Kleid passte perfekt zu ihr.
>> Das Kleid sieht toll aus. <<, sagte ich anerkennend. >> Es passt wunderbar zu deinem Haar. <<
>> Fränni komm her und suche dir auch eins aus. <<, rief Marie begeistert. >> Es sind genügend drin. <<
>> Such mir einfach eins aus. << Meine Beklommenheit hatte sich nicht gelegt. Aries sah überrascht auf.
>> Fränni, würdest du dir bitte die Kleider selber ansehen. << Er kuckte mich ernst an. Widerwillig erhob ich mich. Trat an die Truhe und zog das Oberste heraus. Aries beobachtete mich aufmerksam. Ich ignorierte ihn und nahm das Kleid mit. Auf dem Sofa breitete ich es vor mir aus.
Das Kleid war schwer und der Stoff dick. Der Grundton grün mit goldenen Ornamenten bestickt. Als ich es näher untersuchte, bemerkte ich, dass es mit der Hand genäht war. Jede der Perlen, die wie ein Band um den Ausschnitt gelegt waren, einzeln aufgenäht.
Ein wertvolles Kleid.
Mit den Fingern fuhr ich vorsichtig am Ausschnitt entlang. Die Knöpfe der Korsage waren aus Perlmutt gefertigt und die Kordel, welche sie zusammenhielt, durch und durch mit feinen goldenen Fäden durchwirkt. Verwirrt blickte ich auf und wusste, - ich kann es nicht tragen. Dieses Kleid gehörte einer von Aris Großmüttern, mit Geschichte und Stand. Das Kleid einer Fürstin … viel zu kostbar für mich. Ich sah Aries an und schüttelte leicht den Kopf. Er registrierte es erstaunt. Doch mein Entschluss stand fest. Ich besorge mir ein Kleid aus dem Theaterfundus. Ein Kleid ohne Vergangenheit.
Während Marie in anderen Sphären weilte und glücklich wie ein Kind mit ihrem Kleid beschäftigt war, stand ich auf.
>> Okay. <<, sagte ich zu Aries. >> Ich sehe mal nach, wo Großvater ist. << und stürmte die Treppe nach unten. Als ich die letzte Stufe hinuntersprang, fing Aries mich auf.
>> Wie bist du ... zum Teufel! <<, rief ich erschrocken aus.
>> Fränni, was ist? <<, fragte er ernst. >> Rede mit mir. <<
Ich sah beschämt zu Boden und versuchte mich an ihm vorbei zu schieben. Aber Aries hielt mich fest. Ein Finger unter meinem Kinn hob er meinen Kopf und schaute mir in die Augen.
>> Na los. <<, sagte er leise.
>> Es sind Kleider eurer Familie. <<, stammelte ich kläglich. >> Kleider mit Vergangenheit und sie sind viel zu kostbar für mich. Ich kann sie nicht tragen. <<, und schloss die Augen. Aries nahm mich wortlos in den Arm. Manchmal verstehe ich mich selbst nicht, dachte ich. Nach einer Weile fragte Aries leise:
>> Wollen wir zurück oder willst du immer noch zu Oswald? <<
>> Ich würde gern zu Großvater gehen. Hast du Lust mitzukommen? << Er lächelte unsicher. Ich erfasste seine Hand, legte seinen Arm um meinen Hals und schlenderte auf Großvaters Haus zu. Als wir dort ankamen, drehte ich mich zu ihm um, zog seinen Kopf zu mir herunter und küsste ihn zärtlich. Großvater, der gerade herauskam, strahlte übers ganze Gesicht.
>> Na das ist ne Überraschung. Eve, Eve komm doch mal ... << Wir lächelten ihm glücklich zu. Hier fühlte ich mich wohl, hier war ich zu Hause.
>> Wo ist deine Schwester? <<, fragte Großvater.
>> Ach, die gräbt im Familienschatz. <<, antwortete Aries verschmitzt.
>> Wollt ihr mit reinkommen? <<, fragte Opa, doch wir schüttelten die Köpfe.
>> Nein, danke. <<, sagte Aries und ich vervollständigte:
>> Ari bringt mich nach Hause. Es wird langsam Zeit. <<, und grinste vergnügt, ob der Doppeldeutigkeit der Worte. Ich versprach bald wiederzukommen und wir bummelten gemächlich aus dem Hof hinaus.
>> Kann ich dir etwas zeigen? <<, fragte Aries als wir am Tor ankamen und sah mich dabei gespannt an.
>> Klar. <<, antwortete ich achselzuckend und er zog mich nach links in den Wald hinein. >> Wie weit ist es? <<
Ich schaute besorgt auf seine Uhr.
>> Halbe Stunde, zu weit? <<
Ich nahm seine Hand und gab mir Mühe, Schritt zu halten. Nachdem wir: - über Steine gelaufen, Bäche gesprungen und Bäume umrundet hatten, kamen wir auf eine Ebene. Ein kahler Hügel erhob sich und Aries steuerte geradewegs darauf zu. Wir kraxelten den Berg hinauf und auf dessen Spitze große Felsbrocken, wie ein Hügelgrab, aufgeschichtet waren. Je näher wir kamen, wurde eine immer größer werdende Spalte zwischen den Felsen
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