Aristos - Insel der Entscheidung
Energisch drehte sie sich um, und stellte die Wasserflasche auf die Theke. Durch die schnelle Bewegung wurde ihr so schwindelig, dass sie beinahe gestolpert wäre.
„Die Diskussion hatten wir bereits!“
Seufzend wandte sie sich wieder zu ihm um, doch alles drehte sich, und plötzlich wurde ihr speiübel. „Ich muss ins Bad!“ „Erst bringen wir das zu Ende“, sagte er bestimmt und hielt sie am Arm fest. „Du kannst nicht immer weglaufen, wenn dir etwas unbequem wird!“
„Na, das sagt der Richtige“, stöhnte sie entnervt. „Außerdem gibt es da nichts zu Ende zu bringen!“ Sie versuchte, zur Tür zu gehen, doch er versperrte ihr den Weg.
Eine Hand auf ihren rumorenden Magen legend, hauchte sie: „Bitte, Andreas! Mir ist …“
„Erst sagst du mir, wer Landreau ist!“, befahl er aufgebracht. „Vorher lasse ich dich nicht weg, hörst du?“
Natürlich! Im Gegensatz zu ihrem Magen funktionierten ihre Ohren noch ganz gut! Krampfhaft bemüht, die Übelkeit in den Griff zu kriegen, blickte sie zu ihm auf. „Ach ja? Und du meinst, dass kannst du entscheiden?“
„Du bist meine Frau! Du gehörst mir“, grollte er.
„Ich gehöre niemandem, und dir schon gar nicht! Hör endlich auf, zu behaupten, ich wäre deine Frau! Das bin ich schon lange nicht mehr. Du hast dich entschlossen, mich nicht aus England zurückzuholen, und jetzt lass mich vorbei!“
„Was soll das denn bitte heißen? Ist dir die Hitze zu Kopf gestiegen?“
Nein, aber anscheinend in den Magen. Und wenn Andreas sie nicht bald gehen ließ, würde sie den wohl bald auf seine eleganten Schuhe entleeren.
Trotzdem sprach sie nun aus, was ihr so viele Jahre auf der Seele gelegen hatte: „Du hast mich nicht ein einziges Mal angerufen“, flüsterte sie anklagend. „Ich habe Tag und Nacht gewartet und gehofft, dass du endlich kommst und mich holst. Du hast dich dagegen entschieden. Dein Bruder Alex hat zwar immer zu mir gesagt: ‚Du bist für Andreas nichts als ein Fehltritt, mit dem er jetzt leben muss.‘, aber ich habe kein einziges Wort davon geglaubt. Bis Nikos starb und du mich in der nächsten Sekunde sitzengelassen hast, um dich in Athen mit einer anderen zu vergnügen!“
7. KAPITEL
So, jetzt war es raus! Ihr großes Geheimnis, das sie so lange mit sich herumgetragen hatte. Ohne zu bemerken, dass Andreas auf einmal völlig niedergeschmettert aussah, flüsterte sie: „Ich hasse dich dafür! Und das werde ich dir nie verzeihen!“
„Alex … Das hat mein Bruder zu dir gesagt?“, brachte er mühsam hervor.
Louisa nickte. Doch das bereute sie gleich wieder, denn die heftige Kopfbewegung löste sofort eine neue Schwindelattacke aus. „Letztens auf dem Berg bin ich dir zwar noch einmal ins Netz gegangen, aber nie im Leben werde ich wieder deine Frau sein oder sonst wie zu dir gehören! Und jetzt lass mich endlich vorbei!“
Eine Hand auf den Mund pressend, rannte sie aus der Küche. Bloß gut, dass sie sich vorher gut umgesehen hatte und nun nicht erst lange nach dem Bad suchen musste! Viel Zeit hätte sie nämlich nicht mehr gehabt …
Als die Krämpfe nachließen und der hell geflieste Raum langsam wieder aufhörte, sich zu drehen, stakste sie auf wackeligen Beinen zum Waschbecken. Nachdem sie sich den Mund ausgespült und kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt hatte, fühlte sie sich schon etwas besser.
Neugierig sah sie sich um. Auch hier schien alles nagelneu zu sein. Sogar die Seife war noch eingepackt! Als ihr Blick in den Spiegel fiel, wäre sie vor Schreck fast zusammengezuckt. Himmel, sah sie bleich aus! Sie hätte eher ein puterrotes Gesicht erwartet, denn sie fühlte sich unglaublich heiß, fast fiebrig. Dafür hatten ihre Schultern und Arme umso mehr Farbe! Wenn sie jetzt im Hotel wäre, würde sie eine kühlende After-Sun-Lotion auftragen, aber sie bezweifelte, dass es hier Derartiges gab.
Seufzend wandte sie sich zur Tür. Ewig konnte sie es ja nicht aufschieben. Sie musste rausgehen und ihr Gespräch zu Ende bringen.
Als sie ins Wohnzimmer kam, stand er mit dem Rücken zu ihr an der Glaswand und schaute auf das spiegelglatte Meer hinaus.
„Max Landreau ist mein Chef und ein sehr guter Freund von mir. Sonst nichts“, erklärte sie. „Und der einzige Grund, weshalb ich dir das überhaupt erzähle, ist der, dass es absolut keinen Zweifel gäbe, wer der Vater ist. Wenn ich tatsächlich schwanger sein sollte.“
Ohne zu antworten oder sich auch nur zu ihr umzudrehen, starrte er weiter aus dem Fenster.
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