Aristos - Insel der Entscheidung
überrumpelt, gab Louisa jeden Widerstand auf. Als sie sich auf dem niedrigen Beifahrersitz des Sportwagens niederließ, verrutschte ihr himmelblauer Wickelrock und entblößte ihren schlanken Schenkel. Wie gebannt starrte Andreas auf ihre nackte Haut, die sie mit zitternden Fingern so schnell wie möglich wieder bedeckte.
„Warum hast du mich beobachtet?“, fragte sie, als er hinter dem Steuer saß.
„Ich musste für ein paar Tage geschäftlich nach Athen“, erwiderte er und ließ den Motor an. „Wir hatten ungeschützten Sex, und ich war mir nicht sicher, ob es dir gut geht. Also habe ich einen meiner Bodyguards gebeten, auf dich aufzupassen.“
Bodyguards? Das wurde ja immer besser! „Warum das denn?“, rief sie wütend. „Dachtest du vielleicht, ich stürze mich vor lauter Verzweiflung von den Klippen? Oder sollte er mir eher einen kleinen Schubs geben, damit ich auch wirklich springe?“
„Ich beschütze die Menschen, die zu mir gehören“, sagte er schlicht.
Als ob sie das in irgendeiner Weise beeindrucken würde! Denn das tat es ganz und gar nicht! „Ich gehöre aber nicht zu dir.“
„Du bist meine Frau, und du gehörst zu mir. Genau wie das Kind in deinem Bauch.“ „Wenn es überhaupt eins gibt. Falls es überhaupt eins gibt!“
„Dieses ‚Falls‘ wäre gar nicht mehr nötig. Du hättest die ‚Pille danach‘ nehmen können und hast dich dagegen entschieden.“
Hilflos schloss sie die Augen, während sie spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg. „Ich muss mich dafür nicht rechtfertigen.“
„Habe ich das verlangt?“
Wie großzügig von ihm! Erst lädt er mich in sein elegantes Auto ein, und dann versucht er auch noch, ein elegantes Ende für unsere Probleme zu finden, dachte Louisa, während sie verärgert sein viel zu gut aussehendes Gesicht musterte.
„Es klang jedenfalls so“, antwortete sie und verglich beschämt ihren einfachen Baumwollrock und das kleine weiße Top mit seinem schwarzen Maßanzug. Dass sie jemals geglaubt hatte, sie und er würden zusammenpassen! Neben ihm sah sie wie ein Dienstmädchen aus!
„Dann entschuldige bitte. Das war nicht meine Absicht.“
„Woher wusste denn dein Spion, was ich in der Apotheke wollte?“
„Mein Bodyguard wusste gar nichts davon. Er hat mir nur erzählt, wie du dich verhalten hast, und ich habe daraus meine eigenen Schlüsse gezogen.“
„Beeindruckend, dass du dabei sofort auf die ‚Pille danach‘ gekommen bist“, bemerkte sie spitz.
„Bin ich nicht. Ich dachte zuerst, du wolltest dir einen Schwangerschaftstest besorgen. Erst später dämmerte es mir, dass du deswegen nicht so lange vor der Tür gestanden hättest und dass du etwas weitaus Ernsteres vorgehabt haben musstest“, erklärte er ruhig.
Seine Worte trafen sie wie ein Blitzschlag. Natürlich, ein Schwangerschaftstest! Dass sie daran noch nicht gedacht hatte! „Bitte fahr mich in die Stadt!“, sagte sie eindringlich. „Ich werde sofort einen Test kaufen.“
„Damit die ganze Insel sich über uns das Maul zerreißt?“
Gab es irgendetwas, worauf dieser Mann keine Antwort hatte? Schweigend lehnte sie sich in ihrem Sitz zurück, bis ihr auffiel, dass er in die falsche Richtung fuhr.
„Hier geht es doch gar nicht zum Hotel.“
Er antwortete nicht.
„Andreas …“
„Ich weiß schon, was ich tue“, knurrte er.
„Aber …“ Gar nicht gut! Die Kontrolle über eine Situation zu verlieren, mochte sie überhaupt nicht! „Ich muss zurück ins Hotel. Jamie wartet auf mich.“
„Lügnerin“, sagte er ungerührt. „Ich hab Jamie heute Morgen in der Stadt getroffen. Er wollte mit Yannis’ Sohn zum Angeln rausfahren.“
Verlegen senkte sie den Blick.
„Zuerst hat er einen auf Beschützer gemacht und mir gedroht, ich solle mich ja von dir fernhalten.“
„Oh, nein! Wirklich?“, stöhnend schloss sie die Augen. Männer! Alle gleich!
„An seiner Stelle hätte ich das auch getan“, erwiderte Andreas achselzuckend. „Ich respektiere das.“
„Und was hast du ihm geantwortet?“
„Ich habe ihn freundlich darum gebeten, sich nicht in meine Angelegenheiten einzumischen. Und dann hat er ebenso freundlich einen gewissen Max Landreau erwähnt …“
Ein spannungsgeladenes Schweigen setzte ein. Geflissentlich ignorierte sie seine Bemerkung und beobachtete stumm, wie die sonnenüberflutete Küste an ihnen vorbeiflog. Dazu würde sie kein einziges Wort sagen!
„Wer ist dieser Typ?“, fragte er, als er einsah dass sie es ihm wohl nicht
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