Aristos - Insel der Entscheidung
entgegengesetzte Richtung, öffnete mehrere Türen einen Spaltbreit und spähte vorsichtig in die Zimmer. Die meisten schienen Schlaf- und Gästezimmer zu sein, doch nur in einigen von ihnen standen bereits Möbel. Als sie alle Türen durchprobiert hatte, folgte sie einem breiten Korridor, der in einen großen hellen Raum führte, dessen eine Wand vollständig aus Glas bestand und einen atemberaubenden Ausblick auf das Meer bot. Ein paar schicke, noch immer in Folie verpackte Sofas standen in der Mitte des Zimmers, und ein riesiger ebenfalls noch nicht vollständig ausgepackter Flachbildfernseher hing an der anderen Wand. Das ganze Haus machte einen sehr unbenutzten und unfertigen Eindruck.
Nachdenklich durchquerte sie den Raum und ging die drei Stufen hinab, die ins Nebenzimmer führten.
Ah, die Küche! Und was für eine! Riesengroß, strahlend weiß lackierte Einbauschränke und ein gewaltiger Holztisch in der Mitte, alles sehr neu und sehr modern. Auch hier war eine Wand komplett aus Glas – und Andreas öffnete sie gerade, um die frische Meeresbrise hereinzulassen.
Die Anzugjacke hatte er ausgezogen und achtlos auf den Tisch geworfen. Unwillkürlich ließ Louisa ihre Blicke über seine starken breiten Schultern und seinen muskulösen Rücken hinab zu seinen schmalen Hüften und den langen Beinen wandern. Ohne das Jackett wirkte er noch um einiges kraftvoller, noch männlicher.
„Was ist das für ein Haus?“, fragte sie schließlich.
„Meins“, erwiderte er knapp.
Na, dann ist ja alles geklärt, dachte sie ironisch. Als sie den großen Kühlschrank an der gegenüberliegenden Wand entdeckte, spürte sie plötzlich, was für schrecklichen Durst sie hatte. Hastig riss sie die Kühlschranktür auf und stellte zu ihrem größten Erstaunen fest, dass er bis oben hin mit lauter leckeren Sachen gefüllt war. Obwohl sich ihr Magen bei diesem Anblick vor Hunger zusammenkrampfte, nahm sie nur eine Flasche Wasser heraus, die sie sofort aufschraubte und gierig an die Lippen setzte. Ein Glas zu suchen, würde jetzt viel zu lange dauern!
Als sie genug getrunken hatte, setzte sie die Flasche ab, nur um festzustellen, dass Andreas sie die ganze Zeit fasziniert beobachtet hatte. Wenn sie etwas deuten konnte, dann diesen intensiven Blick aus schimmernden schwarzen Augen!
Ihr Herzschlag beschleunigte sich, und ihr ganzer Körper begann zu kribbeln. Sie kannte ihn einfach zu gut, und im Augenblick würde es sie nicht wundern, wenn sie sich binnen weniger Sekunden unter ihm auf dem Küchentisch befand! Schon immer war die Chemie zwischen ihnen explosiv gewesen, und daran hatte sich absolut nichts geändert. So viel stand fest.
Wie gebannt beobachtete er, wie sie sich mit der Zunge über die feuchten Lippen fuhr, um die letzten Wassertropfen zu entfernen. „Wie lange hast du denn vor der Kapelle in der Sonne gesessen?“, fragte er mit rauer Stimme.
„Ist das jetzt so wichtig?“
„Ja, das ist es. Zu viel Sonne ist ungesund, und du scheinst ganz schön dehydriert zu sein.“
Auch wenn sie seinen oberlehrerhaften Ton ganz und gar nicht leiden konnte, musste sie zugeben, dass er recht hatte. Zwar war ihr Durst jetzt gelöscht, dafür fühlte sie sich nun aber ein bisschen schwummrig, und die Haut auf ihren Schultern und Armen brannte wie Feuer.
„Ganz der treusorgende Ehemann“, erwiderte sie spöttisch und prüfte das Etikett der Flasche. Wer weiß, was sie da gerade getrunken hatte! Von purem Wasser konnte einem doch nicht so übel werden? „Wie schade nur, dass es mich so völlig kaltlässt!“, setzte sie spitz hinzu.
„Wenn ich dich heiß machen will, stelle ich das auch ganz anders an!“, knurrte er. „Du brauchst gar nicht so zu tun, als ob ich dir egal wäre. Ich muss dich doch nur ansehen, und schon brennst du wie eine Olympiafackel!“
Verdammt, er konnte also doch Gedanken lesen! „Und woher willst du wissen, dass ich nicht auf jeden Mann so reagiere?“, schoss sie zurück. „Immerhin warst du ja einige Jahre nicht verfügbar, um die Fackel am Brennen zu halten.“
„Was uns direkt wieder zu Max Landreau zurückbringt!“ Ganz schlechte Idee, ihn jetzt auch noch zu provozieren!
Langsam kam er auf sie zu. Am liebsten wäre sie zurückgewichen, aber diese Blöße würde sie sich auf keinen Fall geben – auch wenn ihre Knie sich auf einmal ganz schön weich anfühlten.
„Vergiss es, Andreas! Max geht dich nichts an!“, verkündete sie so entschlossen, wie mit bebender Stimme möglich.
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