Aristos - Insel der Entscheidung
grausam es klang, wenn man es aussprach! „Vielleicht haben sie geglaubt, es sei so das Beste für uns“, warf sie ein.
Aufbrausend fuhr er herum und durchbohrte sie fast mit seinem Blick. „Glaubst du das wirklich?“
„Ja … Nein!“ Hilflos schüttelte sie den Kopf. „Ehrlich gesagt, habe ich gerade keine Ahnung, was ich denken soll. Ich bin noch viel zu geschockt.“
„Ein Grund mehr, die Sache mir zu überlassen!“, bemerkte er fest und wandte sich wieder zur Tür.
„Und was willst du tun? In deinen Düsenjet springen, nach England fliegen und meine Eltern an den Pranger stellen?“, rief sie gereizt. „Diesen Kampf mit meinen Eltern muss ich ganz allein austragen. Das ist nicht mehr deine Aufgabe!“
Ups, falscher Zeitpunkt für diese Mitteilung! Als er sich langsam zu ihr herumdrehte, schien die Luft zwischen ihnen wie ein Hexenkessel zu brodeln.
„Ich glaube, wir sind ein wenig vom Thema abgekommen“, murmelte er, während er langsam und bedrohlich auf sie zuging.
„Von welchem Thema?“, erkundigte sie sich vorsichtig.
„Zu Beginn unserer Diskussion ging es um uns und unser aufregendes und vor allem ungeschütztes Intermezzo auf dem Berg.“
„Willst du jetzt etwa noch einmal erörtern, ob ich nun schwanger bin oder nicht?“, seufzte sie. „Um Himmels willen, Andreas! Bei einem Ausrutscher muss doch nicht zwangsläufig ein Baby entstehen.“
Schrill echoten ihre halb geschrienen Worte von den frisch gestrichenen Wänden der Eingangshalle, doch er blinzelte nicht einmal. „Bei Nikos hat auch ein Ausrutscher gereicht. Ein einziges Mal ohne Kondom, und schon hatten wir einen wunderschönen Jungen und eine hastig arrangierte Ehe.“
Schwer darum bemüht, ihr Temperament im Zaum zu halten, schloss sie die Augen und atmete tief durch. Auf einmal wusste sie ganz genau, worauf er hinauswollte. „Ich werde auf keinen Fall wieder deine Ehefrau, bloß weil deine Fantasie mit dir durchgeht und du glaubst, unsere Geschichte könnte sich noch einmal genauso wiederholen!“
„So abwegig ist das nicht.“
Plötzlich klang er unglaublich nah. Als sie die Augen öffnete, wich sie vor Schreck zurück, bis sie mit dem Rücken zur Wand stand. Aus unmittelbarer Nähe in sein Gesicht zu blicken, war, als ob man zu dicht an ein prasselndes Feuer kam – heiß und gefährlich!
Ohne Eile kam er ihr hinterher. Lässig stützte er sich mit den Armen links und rechts neben ihren Schultern ab, trieb er sie in die Enge, ohne sie auch nur zu berühren. Macho-Posen hatte er schon immer perfekt hingekriegt!
„Lass uns die Sache ein für alle Mal klären“, raunte er ihr zu. „Und sieh mich an, wenn ich mit dir rede, agape mou “, fuhr er gebieterisch fort, als sie die Augen schloss, um sich ihm wenigstens auf diese Weise zu entziehen. „Ich will, dass du verstehst, dass ich es ernst meine, Louisa.“
Oh, das wusste sie bereits! Sie wusste es mit jeder bis zum Zerreißen gespannten Faser ihres Körpers: das hier war kein Spiel! Nach Atem ringend, versuchte sie, die Nerven zu behalten. So selbstbewusst, wie in dieser Situation möglich, hob sie das Kinn und öffnete die Augen. Aus der Nähe betrachtet, konnte wirklich kein Zweifel mehr bestehen: Andreas war der mit Abstand bestaussehende Mann, den sie je kennengelernt hatte! Mit wild klopfendem Herzen verschränkte sie die Arme vor der Brust.
„Und?“, fragte sie, krampfhaft bemüht, möglichst gleichgültig zu klingen. „Was willst du mir jetzt so Wichtiges sagen?“
„Du möchtest doch sicher nicht, dass die Situation ganz und gar aus dem Ruder läuft, oder? Du bist gegen Blutvergießen, ich bin dafür. Also schlage ich dir einen Deal vor.“
„Was denn für einen Deal?“
„Sei wieder meine Frau – mit allem, was dazugehört. Und ich verspreche, meinen Wunsch nach Rache im Zaum zu halten.“
„Das ist doch albern“, rief sie entrüstet. „Und überhaupt, warum müssen wir das denn jetzt diskutieren, wo wir nicht einmal wissen, ob es überhaupt etwas zu diskutieren gibt? Wir werden es schließlich erfahren, wenn ich wieder in England bin und einen Schwangerschaftstest kaufen kann, ohne einen neuen Markonos-Skandal auszulösen.“ Den sarkastischen Nachsatz hatte sie sich einfach nicht verkneifen können.
„Weil es jetzt nicht mehr nur um eine mögliche Schwangerschaft geht“, erwiderte er, ihren Sarkasmus ignorierend. „Weil es mir hierbei um weit mehr geht. Weil ich jetzt die letzten fünf Jahre zurückhaben will!“
Stirnrunzelnd
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