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Aristos - Insel der Entscheidung

Aristos - Insel der Entscheidung

Titel: Aristos - Insel der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Reid
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gelogen. So viele Male gelogen, um sie und Andreas endgültig auseinanderzubringen. All die langen, leeren Tage und Wochen, in den sie nur auf ihn gewartet hatte. All die „Nein, leider hat er nicht angerufen“ auf ihre permanent gleiche Frage. Und wie liebevoll sie Mitleid geheuchelt hatten!
    „Weshalb sollten deine Eltern mich anlügen?“, fragte Andreas ungläubig. „Was zum Teufel hätten sie denn für einen Grund?“
    Zitternd schloss sie die Augen. Für sie lag die Antwort auf der Hand. „Sie konnten dich nie leiden.“
    „Aber wir waren verheiratet!“, rief er außer sich. „Ob sie mich nun mochten oder nicht. Ich gehörte als dein Mann zur Familie. Außerdem hatten wir gerade unser Kind verloren und brauchten einander mehr denn je. Es gehört meiner Meinung nach schon ein bisschen mehr dazu als ein Mangel an Zuneigung, um uns so voneinander fernzuhalten.“
    „Sie hatten dabei ja auch die großzügige Unterstützung deiner Familie“, sagte sie leise und strich sich über die Stirn, als könnte sie mit dieser kleinen Geste alle schwarzen Gedanken wegwischen. Traurig sah sie zu ihm auf und fuhr fort: „Auch ich habe dir geschrieben, habe zig Mal in der Villa deiner Eltern und bei dir im Büro angerufen. Immer hat man mir gesagt, du wärst auf Geschäftsreise im Ausland … Haben deine Eltern, dein Bruder, deine Sekretärin dir jemals mitgeteilt, dass ich mit dir sprechen wollte, oder dir meine Nachrichten übergeben?“
    Darauf brauchte er nichts zu antworten, sie wusste es längst. Das heißt, jetzt wusste sie es. Damals hatte sie sich von all den netten, Anteil nehmenden Worten seiner Familie hinters Licht führen lassen.
    Was für eine Intrige, dachte sie, während ihr ganzer Körper zu beben begann. Durch die geschickte Manipulation ihrer beiden Familien war ihre Ehe plangemäß zerbrochen, und selbst ihre späteren Besuche auf der Insel hatten sie nicht dem Zufall überlassen, damit sie und Andreas einander ja nicht begegnen würden.
    „Und mein Bruder ist besonders gemein zu dir gewesen?“, fragte er mit steinernem Gesichtsausdruck.
    „Ich hatte dir ja schon ganz zu Anfang unserer Beziehung erzählt, dass Alex mich nicht mochte. Damals hast du mich damit zu beruhigen versucht, dass es nur eine kleine Eifersuchtsgeschichte unter Brüdern sei“, erwiderte sie gefasst. „Und ich glaube, du hattest recht. Außerdem war er wenigstens ehrlich …“ Während der Rest der Familie ihr stets freundlich ins Gesicht gelächelt hatte und hinter ihrem Rücken Pläne schmiedete, wie man sie möglichst elegant wieder loswerden könnte. „Ich weiß auch, dass alle mir die Schuld an Nikos’ Unfall gegeben haben.“
    „Nein, das stimmt nicht“, widersprach er seufzend. „ Ich habe dir nie die Schuld daran gegeben!“
    „Und wieso nicht?“, stieß sie hervor. „Ich habe mich immer schuldig gefühlt. Und genau das haben sie ausgenutzt, um mich von der Insel fortzutreiben. Und von … dir.“
    Sie schluckte heftig und senkte den Blick. Lange würde sie die Tränen nicht mehr zurückhalten können.
    „Sofort gehe ich zu meinen Eltern!“, rief er entschlossen und marschierte in riesigen Schritten aus dem Wohnzimmer – mit einem Gesichtsausdruck, der stark an Mordlust erinnerte.
    Wie gelähmt sah Louisa ihm nach, bis er ihren Blicken entschwand. Dann sprang sie panisch vom Sofa und rannte ihm hinterher.
    „Andreas!“
    Erst in der Eingangshalle holte sie ihn ein. Zwar blieb er stehen, als er sie rufen hörte, doch er wandte sich nicht um.
    „Bitte“, flehte sie eindringlich. „Renn jetzt nicht wütend raus, wie du es früher immer getan hast, wenn dir etwas nicht passte.“
    „Du bist auch wütend.“
    „Ja, natürlich. Aber tu bitte nichts Unbedachtes! Überleg doch mal, wem würde es etwas nützen, wenn du jetzt zu deiner Familie rast und sie zur Rede stellst?“
    „Sie haben uns fünf Jahre gestohlen!“, stieß er heiser hervor.
    „Das stimmt“, gab Louisa ihm mit zitternder Stimme recht. Aber das haben sie nicht allein getan, dachte sie bitter. Da gab es auch die Frau, mit dem sie ihn zusammen in Athen gesehen hatte. Und die er verdächtigerweise so gar nicht erwähnte …
    „Und sie haben uns fünf Jahre lang in dem Glauben gelassen, als Ehepaar komplett gescheitert zu sein.“
    Sie nickte stumm.
    „Und was das Schlimmste ist“, fuhr er fort, „all die Jahre haben wir allein am Grab unseres Sohnes getrauert, ohne die Chance zu haben, unseren Schmerz miteinander zu teilen.“
    Wie

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