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Aristoteles: Lehrer des Abendlandes (German Edition)

Aristoteles: Lehrer des Abendlandes (German Edition)

Titel: Aristoteles: Lehrer des Abendlandes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellmut Flashar
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zu dem legendären Prozess im Jahre 1633, dessen Vorgeschichte auf das Jahr 1616 zurückreicht, als die Kongregation des heiligen Officium Galilei ermahnt hatte, die neue Lehre nicht mehr öffentlich zu vertreten, woran sich Galilei nicht lange gehalten hat. Dieses weitgehend in Vergessenheit geratene Dekret tauchte jetzt auf, Galilei wurde mehrfach verhört, musste der kopernikanischen Lehre abschwören, wurde offiziell zu Kerkerhaft verurteilt, aber schon nach wenigen Tagen entlassen. Vom Papst begnadigt, konnte er in der Villa Medici eine Wohnung nehmen, seine Forschungen fortsetzen und schließlich im Jahre 1638 wieder in seine Villa bei Florenz zurückkehren.
    Viele Einzelheiten sind umstritten, die Echtheit von Teilen des Prozessprotokolls wurde angezweifelt, bald begann die Legende zu wuchern. Der Prozess wurde zu einem Symbol für ein geistesgeschichtliches Ereignis ersten Ranges, für einen verzweifelten Kampf des Alten gegen das Neue. Das Verbot der Schriften des Kopernikus und Galileis, die dem Aristotelismus kirchlicher Observanz zuwiderliefen, galt bis 1757; Galileis Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo stand sogar bis 1822 auf dem Index der verbotenen Bücher. Und Bertolt Brecht lässt in der ersten, im dänischen Exil (1938–39) entstandenen Fassung des Leben des Galilei Galilei sagen: «Die (Autorität) des Aristoteles, der die Unwahrheit lehrte, dauerte zweitausend Jahre.» Dieses Drama gehört mit 230 Inszenierungen allein in der Zeit zwischen 1957 und 1981 zu den meist gespielten Stücken Brechts.[ 20 ] Es ist eines von vielen Zeugnissen für das anhaltende Interesse an dieser fundamentalen geistesgeschichtlichen Umbruchsituation. Die führenden Naturwissenschaftler aller Zeiten haben dabei Aristoteles, losgelöst von der ptolemäischen und christlichen Überformung, für seine grundlegende Leistung ihren Respekt gezollt, auch wenn diese unter einer durch Kopernikus, Kepler und Galilei überwundenen Grundhypothese stand.

A NHANG
 

L ITERATURHINWEISE
 
    Ein erschöpfendes Literaturverzeichnis kann hier nicht gegeben werden; es würde die Dimensionen dieses Buches sprengen. Für die Literatur bis 2004 darf ich auf die ausführlichen Angaben in meiner Darstellung des Aristoteles in: Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike 3, 2. Aufl. Basel 2004 verweisen. Hier müssen einige Hinweise genügen.
    Die immer noch maßgebende Gesamtausgabe ist diejenige von Immanuel Bekker, Berlin 1831–1870, nach der auch zitiert wird. Die Fragmente werden zitiert nach Valentin Rose, Aristotelis qui ferebantur librorum fragmenta, Leipzig 1886, Nachdruck Stuttgart 1967 (als: R 3 ). Die Neubearbeitung von Band III der Bekkerschen Ausgabe (Fragmente) durch Olof Gigon (1987) hat die handliche Ausgabe von Rose nicht ganz ersetzen können.
    Die einzige vollständige deutsche Übersetzung ist diejenige von Paul Gohlke in 16 Bänden (1952–1972), eine achtungsgebietende Einzelleistung, die sich im Ganzen, weil nicht immer fehlerfrei, in der Aristotelesforschung allerdings kaum durchgesetzt hat. Zuverlässig sind ausnahmslos die bisher erschienenen Bände in: Ernst Grumach (1956–1967)/Hellmut Flashar (1967–2008)/Christof Rapp (seit 2009), Aristoteles. Werke in deutscher Übersetzung, jeweils mit ausführlichen Kommentaren (Berlin 1956ff.). Abgekürzt zitiert mit: Werke. Eine Übersetzung (verschiedener Autoren) aller Schriften ins Englische findet man in: The complete works of Aristotle. The revised Oxford translation, ed. Jonathan Barnes, 2. Auflage, Princeton 1984.
    Zu Beginn eines jeden Kapitels werden jeweils eine (gelegentlich auch zwei) Ausgabe(n) und Übersetzung(en) genannt, die als maßgebend bezeichnet werden können.
    Nur vereinzelt und ergänzungsweise in den Anmerkungen genannte Literatur erscheint in der folgenden Liste nicht, wohl aber wird die wichtigste Literatur zur weiteren Orientierung genannt. Bei den Ortsangaben wird im Falle von Verlagen mit mehreren Orten nur der erste Ort angegeben.
    Die Literaturhinweise sind analog zu den Kapiteln im Haupttext angeordnet. Angaben nur mit Namen des Autors und Jahreszahl in den Anmerkungen verweisen auf das sachlich jeweils entsprechende Kapitel.
    I. Allgemeines
    Ackrill, J. L., Aristotle – The Philosopher, Oxford 1981; deutsch 1985 (Taschenbuch).
    Barnes, J., Aristotle, Oxford 1982, 11. Aufl. 1996; deutsch 1991 (Taschenbuch).
    Buchheim, Th., Aristoteles, Freiburg 1999 (Taschenbuch).
    Buchheim, Th./Flashar, H./King, R.

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