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Arkadien 02 - Arkadien brennt

Titel: Arkadien 02 - Arkadien brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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war bei mir. Er war total aufgeregt, als er die Sachen gerochen hat.«
    »Welche Sachen?«
    »Abwarten.«
    Iole öffnete die Klappe an dem Metallkästchen. Ihre Füße knirschten auf Hundekuchenkrümeln. Ihr Zeigefinger tanzte über ein unbeleuchtetes Tastenfeld. Die Zahlen im Display waren aus groben Strichen zusammengesetzt – vor ein paar Jahrzehnten musste das modernste Technik gewesen sein.
    Eine Hydraulik zischte, als stieße die Eisentür ein widerwilliges Stöhnen aus. Mehrere Schlösser öffneten sich mit schnappenden Lauten. Für einen Kühlraum, in dem normalerweise Vorräte und Jagdbeute aufbewahrt wurden, schien das ein ungewöhnliches Sicherheitssystem.
    »Hilfst du mir mal?« Iole zerrte an dem riesigen Türgriff.
    Rosa war noch immer nicht sicher, ob sie sehen wollte, was ihre Großmutter hier eingelagert hatte. Aber der Risikojunkie meldete sich zurück, und das tat ihr gut.
    Gemeinsam mit Iole zog sie am Griff und wich Schritt um Schritt zurück, als die schwere Tür nach außen aufschwang.
    Dahinter herrschte Dunkelheit. Die kühle Luft des Kellers schien vor einer Woge polarer Kälte zurückzuweichen.
    »Dir ist schon klar, dass ich Vegetarierin bin?« Sie blickte an Iole vorbei in die Finsternis. »Wenn da irgendwelche alten Schweinehälften baumeln –«
    Iole schüttelte hektisch den Kopf. »Viel besser.«
    Der Neonschein aus dem Vorraum reichte nur wenige Meter weit. Rechts und links fiel das Licht auf etwas, das wie aufgereihte Kokons aussah. Sie hingen von der Decke, ohne den Boden zu berühren. Dazwischen verlief ein Gang.
    »Warte.« Iole drückte auf einen Knopf neben dem Zahlenfeld. Unter der Decke knisterten weitere Neonröhren. Ihr Schein flackerte in einer Wellenbewegung vom Eingang bis in die Tiefen des Kühlkellers. Das weiße Licht beschien einen lang gestreckten Raum, der eher einem Tunnel als einer Kammer glich. Er war breit genug, um nicht einem, sondern drei Gängen zwischen den hängenden Gebilden Platz zu bieten.
    Rosa trat an die Stahlschwelle. Iole huschte an ihr vorüber, wuchtete einen metallenen Türstopper aus dem Inneren ins Freie und verkeilte ihn unter der offenen Eisentür. »So«, sagte sie zufrieden.
    Rosas Atem dampfte. »Was sind das für Dinger?«
    Iole ging voraus. »Komm mit.«
    Gemeinsam näherten sie sich den vorderen Objekten – Stoffsäcke, erkannte Rosa jetzt. Aus Leinen oder Baumwolle, prall gefüllt. Vier Stangen liefen parallel zu den Seitenwänden unter der Decke entlang. Wahrscheinlich waren hier früher Tierkadaver aufgehängt worden. Ihr Magen rebellierte.
    Sie sah sich einen der Säcke genauer an.
    Rechts und links zeichneten sich Arme ab.
    Keine Beine. Kein Kopf.
    Iole streckte eine Hand aus und tippte gegen die vorderste Hülle. Der Haken, mit dem sie an der Stange befestigt war, knirschte leise. Das unförmige Ding geriet in Schwingung.
    »Also schön«, sagte Rosa, bemüht um so etwas wie Sachlichkeit, »das sind keine Leichen, oder?«
    Iole grinste. »Wie man’s nimmt.« Sie fuhr jetzt mit beiden Händen über den Stoff, fand einen Reißverschluss und zog ihn mit einem heftigen Ruck nach unten.
    Braunes Fell quoll aus der Öffnung. Iole schob eine Hand hinein und strich über die flauschige Oberfläche.
    »Pelzmäntel«, sagte sie. »Hundertsechzehn Stück. Ich hab sie gezählt.«
    Rosa neigte den Kopf und versuchte, zwischen den Reihen hindurch bis zur gegenüberliegenden Wand des Kellerschlauchs zu blicken. Aber die hängenden Leinenkokons schienen nach hinten immer enger zusammenzurücken, als wollten sie ihr den Blick ans Ende der Kühlkammer verwehren.
    »Meine Großmutter hat hier unten ihre Pelzmäntel aufbewahrt?«, flüsterte sie.
    »Im Kalten halten sie länger.« Iole klang stolz. »Ich hab’s nachgelesen.« Sie hob den vorderen Mantel von der Stange und zog ihn vollständig aus der Hülle. Begeistert rieb sie ihre Wange an dem Kleidungsstück.
    Jetzt spürte Rosa wieder, wie sehr sie fror. »Wer braucht auf Sizilien einen Pelzmantel? Und erst recht hundertsechzehn Stück!«
    Aber die Antwort darauf gab sie sich selbst. Die Cosa Nostra liebte Statussymbole, von prächtigen Anwesen über schnelle Autos bis hin zu Designermode. Manch ein Mafioso sammelte Villen an der Riviera, andere umgaben sich mit Scharen schöner Frauen. Costanza hatte augenscheinlich eine Schwäche für Pelze gehabt. Florinda hatte sie verabscheut, so viel wusste Rosa.
    Rosa deutete die Reihen hinab. »Schwarze Lederjacken gibt’s keine, oder?«
    »Wenn

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