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Arkadien 02 - Arkadien brennt

Titel: Arkadien 02 - Arkadien brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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nötige Dosis Risiko, wäre ihr nicht zu bewusst gewesen, dass sie bei diesem Balanceakt beide in den Abgrund stürzen konnten. Am Ende lief es darauf hinaus, sich zu trennen – oder für diese Liebe ihr Leben einzusetzen.
    Die sechs Männer außerhalb der Absperrung ertrugen Rosas Desinteresse, weil sie wussten, dass für sie dadurch auf lange Sicht größere Befugnisse heraussprangen. Aber Rosas Verhältnis mit einem Carnevare wog schwer. Alcantaras und Carnevares waren seit jeher Todfeinde, die es nur einem mysteriösen Friedenspakt aus uralter Zeit verdankten, dass sie einander nicht längst ausgelöscht hatten. Mit erzwungener Koexistenz konnten die Clans notgedrungen leben. Ein Bündnis aber, dasim Bett zweier Teenager geschlossen wurde, war für die meisten nicht zu tolerieren.
    »Wie lange werden die anderen sich das ansehen?«, hatte Rosa einmal gefragt.
    »Bis wir sie zwingen können, davor die Augen zu verschließen«, hatte Alessandro erwidert. »Und sie am besten gar nicht wieder aufzumachen.«
    Wenn einer von ihnen verstand, was es bedeutete, der capo eines Mafiaclans zu sein, dann er. Rosa war gegen ihren Willen zum Oberhaupt ihrer Familie geworden. Alessandro aber hatte für seine Position gekämpft. Er hatte den Mörder seiner Eltern getötet; und in den vergangenen Wochen waren weitere seiner Widersacher verstummt, auf die eine oder andere Weise. Selbstschutz, er hielt sich den Rücken frei. Während Rosa vor der Verantwortung davonlief, stellte sich Alessandro allen Anfeindungen, warnte, drohte und bewies Konsequenz.
    Shit. Er war tatsächlich nicht hier. Sie kämpfte mit Enttäuschung, mit Wut und Besorgnis, und davon bekam sie Bauchschmerzen.
    Lass das nicht zu. Du bist nicht süchtig nach ihm.
    Sie rückte den Schultergurt ihrer Umhängetasche zurecht. Dadurch spannte der schwarze Rollkragenpullover über ihrer Brust, was nun beileibe nicht alltäglich war. Wird noch, hatte ihre Schwester Zoe einmal gesagt, und Rosa hatte es manchmal nachgebetet. Jetzt lag Zoe im Grab und Rosas Oberweite nach wie vor im Argen.
    Immer wenn Alessandro zu spät kam oder nicht rechtzeitig anrief, hatte sie Angst um ihn. Was sie taten, war Irrsinn. Sie hatten darüber gesprochen, gemeinsam wegzugehen, alles hinter sich zu lassen. Aber Rosa wollte nicht, dass er um ihretwillen etwas aufgab. Sie würde niemals Forderungen stellen. Wenn sie eines Tages wirklich gehen wollte, dann würde sie ihn auf keinen Fall mit sich zerren. Das war nicht ihre Art. Lieber wolltesie ohne ihn todunglücklich sein, als ihn zögern zu sehen. Es gab Risiken, auf die auch sie verzichten konnte.
    Ihr blieb noch eine gute Stunde bis zum Abflug. Sie schlug den Weg zur Lounge ein, zeigte am Empfang ihr Ticket und betrat den Wartebereich für die Businessclass. Sessel und Sofas, zu Sitzgruppen angeordnet; ein üppiges Buffet, auch für Vegetarier wie sie; Reihen von Computerterminals mit Online-Zugang; klassische Musik aus Lautsprechern in der Decke. Und Kaffee, na also!
    Geschäftsmänner taxierten sie. Ihr Rollkragenpullover fiel bis auf ihre Oberschenkel, dazu trug sie schwarze Jeans. Klapprig fand sie sich, mit ihren vorstehenden Hüftknochen und den viel zu dünnen Beinen. Offenbar sahen ein paar der Managertypen in den Sesseln das anders. Rosas Lippen formten ein herzliches »Kinderficker!« und lächelten lieblich.
    Über eine der Trennwände zwischen den Sitzecken ragte ein Kopf hinaus. Wandte sich in eine andere Richtung, tauchte ab, kam wieder hoch. Der Blick traf direkt ihre Augen. Seine waren grün und leuchtend. Hätte sie ihn nicht gekannt, sie hätte sich beim Anblick dieser Augen ein Leben für ihn ausgedacht.
    Seine Grübchen vertieften sich, sein Strahlen war so ansteckend wie am ersten Tag. Sein Gesicht machte die Welt zu einem besseren Ort.
    »Ist nicht wahr, oder?« Sie fiel ihm um den Hals, quetschte dabei die Tasche zwischen ihren Körpern ein, ruckelte sie umständlich frei und presste sich wieder an ihn. Noch ein bisschen enger, damit die Gaffer was zu sehen bekamen.
    Er küsste sie, betrachtete sie strahlend und küsste sie erneut. Das machte er oft so. Kurzer Kuss, Lächeln, langer Kuss. Wie ein geheimes Morsezeichen.
    »Was tust du hier?« Sie klang atemloser, als ihr lieb war.
    Er wedelte mit einem Ticket. »Hab ich gekauft.«
    »Aber du hast gesagt, du fliegst nicht mit!«
    »Tu ich auch nicht. Aber ich wollte dich noch mal sehen. Ohne deinen Anhang da draußen.«
    Sie starrte ihn an. »Du hast viertausend Euro

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