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Arkadien 02 - Arkadien brennt

Titel: Arkadien 02 - Arkadien brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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honigfarbene Inhalt war klar und so flüssig wie Wasser.
    »Was soll das sein?«, fragte Iole.
    »Keine Ahnung.«
    »Irgendwelche Drogen?«
    »Die hätte sie nicht hier im Palazzo aufbewahrt. Viel zu gefährlich. Für so was gibt es geheime Lager überall auf Sizilien.«
    Iole nahm ebenfalls eine Ampulle in die Hand. »Vielleicht hat deine Großmutter selbst welche gebraucht. Oder Florinda.«
    Zumindest für ihre Tante konnte Rosa das mit einiger Sicherheit ausschließen. Was aber Costanza anging … Sie wusste viel zu wenig über sie. Trotzdem passte das alles nicht zueinander. Die Pelzsammlung, diese Ampullen. Die Fässer.
    Sie stellte den Behälter zurück ins Regal. »Schauen wir uns mal an, was da drin ist.« Sie trat vor den Wall aus Fässern und versuchte, eines in der oberen Reihe anzuheben.
    Iole eilte an ihre Seite. »Warte, ich helf dir.«
    Gemeinsam wuchteten sie das Fass zu Boden. Es hatte einen Schraubverschluss wie ein Marmeladenglas, rundum mit breitem Klebeband gesichert.
    Rosas schwarz lackierte Fingernägel waren zu kurz, um es zu lösen. Iole stellte sich geschickter an. Mit einem ratschenden Geräusch riss sie das Band herunter, verhedderte sich mit den Fingern darin und hatte erst einmal genug damit zu tun, sich aus dem klebrigen Gewirr zu befreien. Rosa half ihr ungeduldig, weil sie darauf brannte, den Deckel zu öffnen.
    Schließlich schraubte sie ihn beidhändig um eine Vierteldrehung nach links. Ein Zischen ertönte wie bei einer Tupperware-Dose.
    »Uh«, machte Iole und hielt sich die Nase zu.
    Rosa holte Luft durch den Mund, dann hob sie den Deckel herunter. Der Gestank war abscheulich. Sie machte sich auf einiges gefasst.
    Zum Vorschein kam ein schmutziges, verklebtes Fell. Im ersten Moment war sie überzeugt, dass es sich um einen Tierkadaver handelte. Die Kälte des Kühlkellers und der luftdichte Verschluss des Fasses hatten Fäulnis im Inneren verhindert, aber der Geruch nach altem Blut drang aus dem Behälter.
    Iole würgte. »Eklig.«
    Rosa streckte widerwillig eine Hand aus und berührte den Pelz. Dass sich darunter nichts bewegte, war eine ziemliche Erleichterung. Zögernd griff sie mit der zweiten Hand zu, bekam den Rand zu fassen und zog das Fell mit ausgestreckten Armen wie ein Wäschestück nach oben.
    Es war kein Kadaver, sondern ein abgezogener, sandbrauner Pelz. An der Unterseite klebten getrocknetes Blut und Hautreste.
    Iole wollte das Fell berühren, zog die Finger aber kurz davor wieder zurück. »Daraus wollten sie neue Mäntel machen, oder?«
    »Sieht so aus.«
    »In dem Fass sind noch mehr davon.«
    Rosa legte den ersten Pelz am Boden ab, hob mit spitzenFingern einen zweiten hervor und breitete ihn darüber. Für den dritten musste sie sich so tief in das Fass beugen, dass sie sich beinahe übergeben hätte. Es gab noch einen weiteren ganz unten, aber den ließ sie, wo er war.
    »Vier«, stellte sie fest. »Mal achtzig.«
    »Das sind ’ne Menge Pelze«, sagte Iole. »Wie viele braucht man für einen Mantel?«
    Rosa zuckte die Achseln und blickte wieder zurück zu den Ampullen mit der gelben Flüssigkeit. Es gab noch eine andere Möglichkeit als Drogen. Sie trat zum Schrank, nahm erneut eine der kleinen Glasröhren in die Hand und betrachtete sie genauer. Der verplombte Metalldeckel besaß einen runden Gummikern, durch den eine Kanüle gestoßen werden konnte, um die Flüssigkeit in einer Spritze aufzuziehen. Oder um einen Injektor damit zu laden.
    »Sieh mal«, sagte Iole. »Da hängen kleine Schilder an den Pelzen.«
    Rosa verkrampfte sich.
    »Es steht was drauf.«
    Mit bebenden Händen begann Rosa, den Pelzmantel auszuziehen. Es war, als hätte er sich an ihrem Körper festgesaugt.
    »Das sind Namen.«
    Der Mantel fiel rund um Rosa zu Boden. »Iole«, brachte sie tonlos hervor. »Zieh das Ding aus.«
    Aber das Mädchen kauerte unbeirrt über den Pelzen und las die Schilder vor. »Paolo Mancori … Barbara Gastaldi … Gianni Carnevare.«
    »Iole. Der Mantel.« Rosas Beine fühlten sich an wie taub, als sie einen ungelenken Schritt aus dem Kleidungsstück machte.
    »Kennst du einen von denen?«, fragte Iole.
    Rosa trat hinter sie und musste sich zwingen, den Pelzmantel zu berühren, um ihn von Ioles Schultern zu heben.
    »Hey!«
    Energischer zog Rosa ihr das schwere Kleidungsstück herunter. »Wir verschwinden von hier.« Angewidert warf sie den Mantel fort.
    »Aber –«
    Rosa zerrte sie auf die Füße, packte sie an den Schultern und blickte ihr fest in die

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