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Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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spürte ohne ihr Zutun die Fangzähne wachsen.
    »Und wag ja nicht, zur Schlange zu werden!«
    Noch ein Zischen, obwohl sie nur hatte sagen wollen, wohin Cristina sich ihre Belehrungen stecken konnte. Sie versuchte es erneut und wieder kam nichts als Schlangenfauchen. Da gab sie auf, zog die Decke enger um sich und legte das Gesicht auf die Knie.
    »Was muss ich tun?«, brüllte Cristina sie an. »Dir noch eine scheuern? Wir sind gerade knapp mit dem Leben davongekommen. Und wir brauchen dich. Die Alcantaras haben überall Häuser und viele stehen leer. Versuch gefälligst dich zu erinnern. Irgendein Versteck wird dir ja wohl einfallen.«
    Signora Falchi erschien neben der jungen Anwältin und legte ihr eine Hand auf den Arm. »Lass sie in Frieden.«
    »Nein! Sie werden Alessandro sowieso kein Haar krümmen. Und in Selbstmitleid zu zerfließen hilft weder ihm noch uns. Ich hab damals fast meine ganze Familie verloren, sie sind erschossen worden oder bei lebendigem Leibe verbrannt. Und ich hab nicht ein einziges Mal so dagesessen und der Scheißwelt die Schuld dafür gegeben.«
    Rosa hob den Kopf. »Du hast stattdessen einen alten Mann im Rollstuhl gevögelt. Aber dazu hat dich nicht die Welt gezwungen, oder?«
    Cristina versteinerte, eine Hand halb erhoben, als wollte sie tatsächlich ein zweites Mal zuschlagen.
    Eine böse, heimtückische Freude an diesem Spiel stieg in Rosa auf. Ihre Zähne zogen sich zurück, ihre Zunge war wieder die eines Menschen. Das hier lenkte sie ab. Es tat ihr gut. »Du hast Trevini den Kopf verdreht, um ihm dann genüsslich den Hals zu brechen. Nein, schlimmer, du hast zugesehen, wie andere dir diese Arbeit abgenommen haben. Erst ich, dann der Hungrige Mann.« Sie starrte Cristina in die Augen. »Ich hab vielleicht etwas verloren, vorhin. Nenn es von mir aus Mut oder Selbstbeherrschung oder meine verdammte gute Laune. Aber du? Du hast jedes bisschen Anstand, jede Spur von Ehre, alle Aufrichtigkeit an der Tür von Trevinis Scheißhotel zurückgelassen. Es ging nur um dich, um deinen Verlust, um deine beschissenen Gefühle. Und da stellst du dich hin und hältst mir einen Vortrag über Selbstmitleid und Egoismus?« Sie lächelte sie von unten herauf an. »Fick dich, Cristina.«
    Einen Moment lang schien die Anwältin nicht zu wissen, wie sie sich verhalten sollte. Ihre Miene war starr und leer. Sie stand nur da, hielt Rosas giftigem Blick stand und sagte kein Wort.
    »Seid ihr jetzt fertig?«, fragte Iole.
    Noch immer kein Wort. Beide schwiegen.
    Iole schüttelte den Kopf. »Ihr bescheuerten, dämlichen, saublöden Kühe.«
    Raffaela Falchi nickte, als hätte das Mädchen ihr aus der Seele gesprochen.
    Rosa spürte ihren Herzschlag wie einen Nachhall der Ohrfeige, die sie aus ihrer Apathie gerissen hatte. Sie blickte jetzt durch Cristina hindurch, in Wahrheit ging es gar nicht um sie.
    Schließlich drehte Cristina sich um und ging. Gleich darauf wurde der Motor wieder lauter, der Fahrtwind nahm zu, sie rasten weiter nach Süden.
    »Shit«, flüsterte Rosa.
    Iole nickte.
    Signora Falchi blickte hinaus aufs Meer.
    »Sie hat uns gerettet«, sagte Iole. »Keiner von uns hätte dieses Ding hier steuern können.«
    Objektiv betrachtet war die Lage besser als vor wenigen Stunden, als sie alle Gefangene gewesen waren, nicht nur einer von ihnen. Nur hatte ihr das nicht so verdammt wehgetan.
    Sie stand auf, die Decke um sich gerafft, und stieg die Stufen zum Cockpit hinauf.
    Sie ging nicht zu Cristina, um sich zu entschuldigen.
    Sie ging zu ihr, um Danke zu sagen.

    Schließlich war es nicht Rosa, sondern die Lehrerin, die ihnen zu einem Unterschlupf verhalf. Die Immobilien der Alcantaras waren über ganz Sizilien verstreut, aber Rosa kannte nur einen Bruchteil davon. Ob sie an der Nordküste Gebäude besaß, die als Verstecke taugten? Sie hatte nicht die geringste Ahnung.
    »Es ist eine ehemalige Kirche«, hatte Raffaela Falchi gesagt, aber ihr schien nicht wohl dabei zu sein. Tatsächlich rückte sie erst mit Einzelheiten heraus, als das Ufer in Sichtweite kam und sie eine Entscheidung treffen mussten. »Sie gehört zu einem winzigen Dorf, direkt am Meer. Dort lebt fast keiner mehr, seit alle die Autobahn nehmen und kaum noch jemand die Küstenstraße. Alles wie ausgestorben, deshalb war die Kirche billig zu haben.«
    »Und dort wohnt wer?«, fragte Iole.
    »Mein Exfreund.«
    Iole starrte auf das brennende Bandlogo auf dem T-Shirt. »Der Musiker?«
    Ihre Lehrerin nickte.
    Cristina stand auf der

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