Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
sich um.
    Raffaela Falchi stand in der Brandung, hielt ihre Waffe beidhändig und feuerte ein zweites Mal. Der Schuss verfehlte den Hybriden vor Rosa, brachte ihn aber dazu, sich zu ducken, als könnte er einer Kugel allen Ernstes ausweichen. Es war ein Reflex, doch er verschaffte Rosa wertvolle Zeit. Während sie aus dem Augenwinkel sah, dass Iole und Cristina den triefenden Sarcasmo an Bord des Speedbootes hievten und Signora Falchi ihre Waffe senkte, warf sie sich gegen das Mischwesen und stieß es nach hinten. Sie war noch nicht vollständig zur Schlange geworden, aber ihre Fangzähne stachen wie Nadeln aus ihrem verformten Mund und punktierten den Hals des Mannes auf Höhe der Schlagader. Schreiend blieb er am Boden liegen, während sie mit einem Satz wieder auf die Beine kam und auf Alessandro und den Leopardhybriden zurannte.
    Hinter den beiden, vor den dunklen Felsen, erschienen weitere Gestalten. Immer mehr drängten aus einem Spalt auf den Strand, einige schnell und leichtfüßig, andere so schwer, dass sie bis zu den muskulösen Waden im weichen Untergrund versanken. Sie mussten oben auf den Lavaklippen patrouilliert haben, als sie den Kampf am Strand entdeckt hatten.
    Ein Schlag der Pantherpranke riss die vernarbten Öffnungen im Gesicht des Leopardenmannes weiter auf. Der Schmerz machte ihn unvorsichtig, als er nach kurzem Luftholen abermals auf Alessandro losging. Der aber tauchte unter dem Angriff hinweg und grub die Krallen in den Rücken seines Gegners. Ein schreckliches Knacken ertönte, als die Wirbelsäule barst. Brüllend sank das Wesen in den Sand. Der Panther stand über ihm, und noch ehe die anderen Hybriden heran waren oder Rosa die beiden erreichen konnte, grub er seinem Feind das Gebiss in die Seite.
    »Pass auf!«, schrie Rosa.
    Die nächsten Angreifer waren nicht so unvorsichtig, den direkten Kampf mit ihm zu suchen. Stattdessen schleuderten zwei von ihnen ein Netz über Alessandro. Ein dritter trug einen Metallstab mit einem hufeisenförmigen Ende. Als er den tobenden Panther damit berührte, jagten Elektroschocks durch den geschmeidigen Katzenleib und ließen ihn zusammensinken.
    Rosa brüllte Alessandros Namen, als er unter den Maschen zum Menschen wurde. Sekundenlang war sie überzeugt, dass er starb, dass es sein Tod war, der die Rückverwandlung ausgelöst hatte. Aber da bäumte er sich auf, achtete nicht auf die Hybriden, die ihn umringten, sondern blickte zwischen ihnen hindurch zu Rosa hinüber.
    »Verschwinde!«, stieß er hervor. »Komm nicht … näher!«
    Keine fünfzehn Meter trennten sie jetzt noch von den Hybriden, die sich aus dem Pulk gelöst hatten und ihr entgegenrannten. Das hier war ihre letzte Chance umzukehren, aber sie konnte ihn nicht dort liegen lassen, allein zwischen diesen Kreaturen. Sie machte zwei, drei weitere Schritte, während ihre gespaltene Zunge über die Lippen strich und das Blut ihres Opfers ableckte.
    »Lauf doch!«, brüllte Alessandro, als sich der Elektroschocker ein zweites Mal seiner nackten Haut näherte. Rosa hörte ihn noch etwas anderes rufen, sie war ganz sicher, auch wenn das Gebrüll der Hybriden ihn fast übertönte und sie ihn jetzt nicht mehr sehen konnte.
    »Zur Klinik!«, rief er gepresst, und dann noch etwas das klang wie »finden«.
    Sie wurde vollends zur Schlange und entglitt den zupackenden Klauen der Hybriden. Zugleich peitschten abermals Schüsse über den Strand, vielleicht aus der Pistole der Lehrerin, vielleicht aus Hybridenwaffen. Rosa glitt über den Sand, zwischen Füßen und Pranken hindurch, und da endlich begriff sie, dass sie Alessandro nicht mehr erreichen konnte.
    Es waren zu viele. Und wenn es eines gab, was sein Schicksal besiegelt hätte, dann ihre eigene Gefangennahme. Nur gemeinsam waren sie für den Hungrigen Mann von Wert.
    Sie sah ihn nicht mehr, hörte auch nichts mehr, nur schmirgelnden Sand unter ihrem Schuppenkleid, als sie die Richtung änderte und auf die Brandung zuhielt. Die Hybriden folgten ihr, wollten sie packen, wieder und wieder, aber sie entging ihnen mit schlängelnden Bewegungen, fegte zwei mit ihrem Schwanz von den Beinen, durchtrennte einem anderen mit den Zähnen die Achillessehne und spürte plötzlich das sprudelnde Wasser um sich herum.
    Tosender Lärm umgab sie, als sie in die Fluten schoss und im nächsten Moment für ihre Verfolger unsichtbar wurde. Sie brauchte Luft, aber noch blieb sie unter der Oberfläche und fühlte sich, als gehörte sie von Natur aus ins Meer.
    Anderthalb

Weitere Kostenlose Bücher