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Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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du. Aber noch lieber wie Sarcasmo. Genauso flauschig.«
    Rosa erwiderte die Umarmung. Iole hatte viele merkwürdige Talente, aber eines ihrer größten war es, in den kompliziertesten Augenblicken einfach die Wahrheit zu sagen und die Welt damit auf ein überschaubares Maß zurechtzustutzen.
    Das Mädchen ließ sie los und betrachtete kritisch Rosas Kleidung. »Damit kannst du nicht unter Menschen.« Sie zog sich ihr schwarzes Shirt über den Kopf. »Hier. Du in Weiß geht so was von gar nicht.«
    Rosa musste lächeln. Dann tauschte sie ihr Oberteil gegen das von Iole. Es passte wie angegossen.
    Iole sah in dem weißen Schlabberding aus wie Casper, das freundliche Gespenst. »Wann willst du abhauen?«
    »So schnell wie möglich«, sagte Rosa.
    »Du musst vorher was essen.«
    »Ja, Mom.«
    »Der Kerl hat garantiert irgendwo eine Waffe. Hast du gesehen, wie dieser ganze Kasten gesichert ist? Er hat Angst vor Einbrechern. Irgendwo hat er eine Knarre, jede Wette.«
    »Red nicht wie ein Mafioso.«
    »Du willst dich mit Alessandro treffen. Und wenn er nicht auftaucht, wirst du versuchen, ihn zu finden. Ich kenn dich. Wenn du das tust, brauchst du jede Hilfe, die du kriegen kannst.«
    »Ich nehm dich trotzdem nicht mit.«
    »Ich weiß.« Iole glitt aus dem Sitzsack und schlenderte in Richtung der Schlafecke davon. »Lenk ihn ab«, raunte sie Rosa noch zu.
    Es war zu spät, um sie unauffällig aufzuhalten. Doch Lorenzo hatte noch immer alle Hände voll damit zu tun, Cristina von seinen Synthesizern fortzuziehen. Als sie erneut einen Knopf drückte, dröhnte sphärische New-Age-Musik aus den Boxen.
    Rosa ging rasch zu ihnen hinüber und beobachtete aus den Augenwinkeln Iole, die sich wie beiläufig dem Bett näherte.
    »Klingt toll«, sagte sie zu Lorenzo. »Ist das von dir?«
    Griesgrämig nickte er und schnappte sich Cristinas Bierdose, ehe sich der Inhalt über die empfindlichen Regler ergießen konnte.
    »Ups«, sagte Cristina.
    »Ich dachte, du machst Rockmusik. Und bist Sänger.« Rosa stellte sich so vor ihn, dass er sich von Iole und dem Schlafbereich abwenden musste, um mit ihr zu sprechen.
    »Kannst du Raffaela dabei helfen, Kaffee zu machen?«, fragte er Cristina gereizt.
    »Ich will aber Bier.«
    »Im Kühlschrank ist noch mehr.« Offenbar war ihm alles recht, solange es sie nur von seiner Technik fernhielt. Mit tiefen Schlucken trank er ihre Dose aus.
    »Gute Idee.« Cristina stand auf.
    Im Hintergrund tastete Iole unter Lorenzos Kopfkissen herum, offenbar erfolglos. Als Nächstes nahm sie sich eine Holzkiste vor, die er als Nachttisch benutzte.
    Während Cristina zu Kaffeemaschine, Kühlschrank und Raffaela schlenderte, ließ Lorenzo sich in den Drehsessel vor dem Mischpult fallen, damit nur ja kein anderer dort Platz nehmen konnte.
    Iole hatte allerlei Zeug von der Kiste geräumt und öffnete sie behutsam.
    »Ich wollte mich entschuldigen«, sagte Rosa, um Lorenzos ganze Aufmerksamkeit zu beanspruchen. »Für das, was ich vorhin gesagt habe. Du bist so freundlich zu uns, ich meine, du hilfst uns, obwohl wir völlig Fremde sind. Und ich hab nichts Besseres zu tun, als deinen Glauben zu beleidigen.« Sie kam sich vor wie ein ziemliches Miststück – und fand Gefallen daran. »Gott mag mir nicht viel bedeuten«, schwafelte sie weiter, »aber ich sollte trotzdem mehr Respekt zeigen vor dem, was du empfindest. Es ist schön, wenn einem etwas so wichtig ist, dass man sein ganzes Leben danach ausrichtet.«
    Iole schaute mit zerfurchter Stirn herüber. In der Kiste war keine Waffe. Rosa wagte nicht, ihr zu signalisieren, dass sie von dort verschwinden solle. Stattdessen plapperte sie weiter. »Und, ehrlich, deine Musik ist super. Ich finde, sie ist so … beruhigend.«
    Seine linke Braue kroch nach oben. »Das schreiben auch die Leute bei iTunes.«
    »Bestimmt kann man ziemlich gut dazu beten.« O bitte. Jetzt würde er misstrauisch werden.
    »Meine Musik ist mein Gebet«, sagte er voller Überzeugung. »Durch sie spreche ich zu Gott.«
    Auf der anderen Seite der Kirche riss Iole triumphierend den Arm hoch. In ihrer Hand lag eine schwarze Automatik. Sie hatte sie in einem Korb mit schmutziger Wäsche gefunden. Zerknitterte Shorts hingen am Lauf.
    »Und davon gibt’s CDs?«, fragte Rosa.
    »Vierundzwanzig.«
    »Wow. Du musst irre berühmt sein. Wir schneien einfach hier rein wie Groupies, und du bleibst so … wahnsinnig cool.«
    Beim letzten Mal, als sie sich mit dieser Masche zum Idioten gemacht hatte, war sie

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