Arkadien 03 - Arkadien fällt
damals einen und einen erneuten Verrat verhindern. Dazu versucht er, das antike Bündnis zu reaktivieren, den Friedensschluss der Dynastien nach dem Bürgerkrieg. Er strebt ein neues Konkordat unter seiner Kontrolle an, als Symbol für die Wiederkehr des alten Arkadien.«
»Die Zeremonie in Lykaons Grabmal«, sprach Alessandro aus, was auch Rosa längst ahnte. »Er hat vor, sie noch einmal durchzuführen.«
Thanassis nickte bedächtig. »Sie werden euch miteinander verheiraten. Und dann werden sie dich, Rosa, zwingen, Alessandro zu töten – und gleich danach dich selbst. Euer Opfer soll das neue Konkordat mit Blut besiegeln.«
Köder
R osa sah eine mehrstöckige Hochzeitstorte vor sich, einen Traum aus Sahne und Buttercreme. Darauf zwei Figuren in Weiß und Schwarz. Die Braut hielt ein Kuchenmesser in der Hand und stach hysterisch auf den Bräutigam ein.
Wenn man den Plan des Hungrigen Mannes auf seinen Kern reduzierte, hatte er etwas absurd Komisches.
Allerdings war sie die Einzige, die das so sah. Selbst Danai wirkte schockiert, als Rosa unvermittelt in Gelächter ausbrach. Sie bekam kaum noch Luft vor Lachen, es hörte einfach nicht auf, erst recht nicht, als ihr einfiel, dass sie Buttercreme hasste und von Sahne Ausschlag bekam.
Alessandro behielt sie im Auge, sagte nichts und wartete, bis sie sich beruhigt hatte. Er kannte sie zu gut. Sie reckte sich zu ihm auf und küsste ihn. Seine Lippen schmeckten salzig.
»Nun«, sagte Evangelos Thanassis, »das war eine interessante Einschätzung der Lage.«
»Aber wie bescheuert ist das denn?«, platzte Rosa heraus. » So will der Dreckskerl die sizilianische Mafia anführen?«
»Die Mafia ist besessen von Blutritualen«, erwiderte der alte Mann. »Falls er jemanden mit so etwas beeindrucken kann, dann die Cosa Nostra.«
»Aber die Vorstellung, dass irgendwer das ernst nehmen könnte … das ist völliger Schwachsinn.«
»Du solltest es besser ernst nehmen«, bemerkte Danai. »Du bist immerhin die Hauptdarstellerin.«
Alessandro legte einen Arm um sie. »Vorausgesetzt, er bekäme sie in die Finger. Und mich. Was nicht passieren wird.«
»Und damit kommen wir zu einem heiklen Punkt.« Thanassis gab seiner Pflegerin ein Zeichen, worauf sie an einem seiner Infusionsbeutel hantierte. »Lykaons Grab«, sagte er, während sich seine Miene entspannte. »Wir wissen nicht, wo es sich befindet.«
»Was genau ist daran ein Problem?«, fragte Alessandro.
»Ich dachte, ihr hättet es verstanden. Er will eine jahrtausendealte Zeremonie so exakt wie möglich wiederholen. Das Ritual erneuern. Es ist die Vollendung eines Kreislaufs, der an seinem Ausgangspunkt von neuem beginnt. Ihm geht es nicht um übernatürlichen Hokuspokus oder alberne Prophezeiungen. Das Ganze ist eine Show! Die Wirkung eines Zauberkunststücks vervielfacht sich mit dem Bombast der Inszenierung. Ein Bühnenmagier könnte einfach ein Kaninchen verschwinden lassen, aber stattdessen –«
»Macht er den Eiffelturm unsichtbar«, sagte Rosa. »Oder die Freiheitsstatue.«
Thanassis nickte. »Deswegen kann der Hungrige Mann das Ritual nicht in irgendeinem Konferenzraum oder einem Palazzo durchführen. Wenn er den Dynastien wirklich imponieren will – und nur darum geht es –, dann muss er den Geist der Vergangenheit in aller Konsequenz heraufbeschwören. Es muss derselbe Ort sein wie der, an dem schon das erste Konkordat besiegelt wurde.«
»Wir glauben«, fügte Danai hinzu, »dass er diesen Ort bereits kennt. Er hat das Grabmal des Lykaon ausfindig gemacht.«
»Wenn Sizilien wirklich das frühere Arkadien ist«, sagte Alessandro, »dann müsste das Grab irgendwo auf der Insel liegen, richtig?«
»Ja«, bestätigte Danai. »Nach allem, was wir in Erfahrung bringen konnten, laufen die Vorbereitungen für die Zeremonie auf Hochtouren. Alle wichtigen Vertreter der Dynastien werden unmittelbar vor Beginn erfahren, wo sie erwartet werden. Auf Sizilien ist kein Ort mehr als wenige Stunden von jedem anderen entfernt. Der Hungrige Mann hat Anweisung an alle gegeben, sich bereitzuhalten. Es ist bald so weit. Ihm fehlen nur noch die beiden wichtigsten Gäste.«
Rosa neigte misstrauisch den Kopf. »Warum erzählt ihr uns das alles?«
»Ich werde den Hungrigen Mann und alle, die an seiner Seite sind, auslöschen.« Thanassis klang so sachlich, als plane er die feindliche Übernahme eines Konkurrenzkonzerns. »Sobald sie sich versammeln, um die neue Ära einzuläuten, werden wir zuschlagen.«
»Falls
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