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Arkonadas Totenbuch

Arkonadas Totenbuch

Titel: Arkonadas Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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langgezogene staubige Schüsseln wirkten. Wenn es eine Vegetation gab, setzte sie sich aus spärlichem Gras zusammen, das von Schafen und Maultieren aus dem knochentrockenen Boden gerupft wurde. Die bei den Herden sitzenden Schäfer verfolgten unseren Wagen mil mißtrauischen Blicken. Hier oben in den Bergen war man keine Fremden gewohnt. Da blieb man unter sich. Anders war es da schon in der fruchtbaren Lassithi-Hochebene mit ihren tausend Windrädern. Hin und wieder führte die Straße durch kleine Ortschaften. Steinhäuser, oft an steile Hänge gebaut, bildeten rechts und links der Fahrbahn die Kulissen. Hin und wieder entdeckten wir auch ein buntes Reklameschild, das immer den Eindruck erweckte, als würde es überhaupt nicht hergehören.
    Wir hörten auch Musikklänge, sahen einmal Menschen vor einer Kneipe tanzen und uns zuwinken.
    Danach schluckte uns die Einsamkeit.
    Die Geländeform änderte sich noch einmal. Jetzt lagen die Gipfel der Berge zum Greifen nahe. Nur konnte ich sie mit denen der Alpen nicht vergleichen, obwohl viele auch weit höher als 2500m waren. Doch diese hier waren anders, ganz anders. Steifer, kantiger und abweisender, als wollten sie mitteilen, nur in Ruhe gelassen zu werden. In dieser urwüchsigen Bergwelt lag Cluko, und nicht weit entfernt mußte sich auch das geheimnisvolle Kloster befinden, von dem Travis Milton in seinem Tagebuch geschrieben hatte.
    Sogar ein altes Hinweisschild sahen wir. Es war auf einem Pfahl befestigt und sah aus wie ein dicker, vertrockneter Finger. Eine Kilometer-Angabe lasen wir nicht. Das war auch überflüssig. Fünf Minuten später erreichten wir unser Ziel.
    Cluko lag in einer breiten Senke. Im Norden und Westen umgeben von Bergen, die stumm, drohend und gleichzeitig auch schützend von zwei Seiten auf den Ort blickten.
    Zum Süden hin war die Senke offen. Sie lud den Ankömmling gewissermaßen ein, nach Cluko hineinzufahren.
    Wir passierten einige Felder. Man versuchte, Getreide anzubauen, was auch einigermaßen gelang, denn von den Höhen der Berge floß fast das ganze Jahr über Schneewasser zu Tal, das auf die Felder geleitet wurde.
    Die hinter oder zwischen den Feldern stehenden Hütten als Flöfe zu bezeichnen, wäre übertrieben gewesen. Es waren eher karge Behausungen, in denen die Bauern lebten.
    Der angebaute Hafer wiegte sich im Wind, der auch die von den Rädern hochgetriebenen Staubwolken hinwegpustete.
    Schon aus der Entfernung betrachtet, machte das Dorf auf uns einen ziemlich verlassenen Eindruck, als hätten sich die Bewohner in ihre Häuser verkrochen, um von der Umgebung nichts mitzubekommen. Wir würden sehr bald feststellen können, ob dies den Tatsachen entsprach. Eine Tatsache allerdings waren unsere Sprachschwierigkeiten. Ich glaubte nicht daran, daß auch nur ein Bewohner von Cluko Englisch sprach. Ich konnte so gut wie kein Griechisch, und da würde es bestimmt Arger geben.
    Wir sollten uns an den Vorsteher oder Bürgermeister wenden. Jedenfalls hatte man uns ein offizielles Schreiben mitgegeben, das in meiner Innentasche knisterte.
    Die Straße wurde enger. Hausfassaden rahmten sie ein. Mir fielen die zahlreichen Hunde auf, die sich in den Gassen herumtrieben, uns ankläfften oder einfach verschwanden.
    Kein Mensch war zu sehen, und das machte mich mehr als mißtrauisch. Suko schuf mit seinen Worten eine Verbindung zu einem anderen Fall, der uns vor einigen Jahren nach Darkwater geführt hatte. Das Dorf dort war ebenso verlassen gewesen, weil Kalifato, einer der Großen Alten, es durch seine Magie geschafft hatte, sämtliche Einwohner in sein Reich oder seine Welt zu ziehen.
    Sollte es hier ähnlich gelagert sein?
    Wir rumpelten über Kopfsteinpflaster und versanken auch manchmal in Schlaglöchern. Niemand hatte daran gedacht, sie auszubessern. Jeder Ort, war er noch so klein, besaß ein Zentrum oder einen Marktplatz. Das würde sich bei Cluko sicherlich nicht anders verhalten, und gerade dieses Zentrum suchten wir.
    Es befand sich an der Kirche.
    Sie besaß zwar einen Turm, der wirkte jedoch wie eine abgeschnittene Zigarre, die zusätzlich jemand weiß angestrichen hatte. Neben der Kirche, wo drei Zypressenbäume wuchsen, stellten wir unseren Wagen ab, stiegen aus und reckten unsere Glieder.
    Stiko schüttelte den Kopf. »Verstehst du das?« fragte er mich, als er in die Runde blickte.
    »Nein.«
    Ein Hund lief auf uns zu. Es war ein schwarzweiß geflecktes Tier, das um unsere Beine strich, schnüffelte, sich wieder verzog.

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