Arkonadas Totenbuch
stärksten vorhanden war die Literatur über die minoische Zeit Kretas, wobei Minotaurus, der berühmte Stier und dessen Labyrinth gleich mehrmals erwähnt wurden.
Die Spuren in Richtung Kreta verdichteten sich immer mehr. Die Bücher, die ich sah, gab es bei zahlreichen Händlern zu kaufen. Es war nichts Außergewöhnliches darunter, und so nahm ich mir seinen Schreibtisch vor, der nicht verschlossen war.
In der Mittelschublade fand ich einige dünne Aktenhefter, auch Prospekte von Gesellschaften, die Mittelmeer-Reisen anboten. Dann entdeckte ich eine Kladde mit einem schwarzen Einband. Ein Tagebuch war es nicht direkt, auch wenn Travis Milton einige seiner Gedanken niedergeschrieben hatte. Stets nur in Kurzform. Ich las etwas über die Vegetation auf Kreta, über das Dorf Cluko und ein Kloster in den Bergen.
Jetzt wurde es schon interessanter, so daß ich sehr schnell die Seite umschlug.
Hier wurde wieder etwas über das Kloster geschrieben und sogar ein geheimer Orden erwähnt.
Die Diener der Blutgöttin!
Ich konnte nicht vermeiden, daß über meinen Rücken ein Schauer lief. War ich auf der richtigen Spur? Mein Gaumen wurde trocken. Ich atmete tief durch, blätterte um und sah in fetten, dicken Buchstaben einen Satz geschrieben, der mich fast umhaute.
Arkonadas Totenbuch muß existieren!
***
Ich las den Satz dreimal, flüsterte ihn sogar und stellte fest, daß die Buchstaben für einen Moment vor meinen Augen verschwammen. Eine sehr nahe zurückliegende Vergangenheit wurde wieder lebendig. Ich dachte an den gewaltigen Kampf gegen die Großen Alten und eine kurze Szene, als der Eiserne Engel Worte aus dem Totenbuch gesprochen hatte. Es gab dieses Buch, es war ein Erbe Akonadas, aber ich wußte nicht, wo es verborgen gewesen war.
Hatte dieser Travis Milton die Spur gefunden?
Es deutete vieles daraufhin. Er hatte sich mit der minoischen Kultur beschäftigt, von der man annahm, daß in ihr noch Erinnerungsreste des alten Atlantis manifestiert waren. Manche Wissenschaftler glaubten, daß die Spur zu Atlantis allein über die minoische Kultur führen würde, und diesen Faden mußte Travis Milton aufgegriffen haben, um dem Rätsel des Totenbuches auf die Spur zu kommen.
Noch ein anderer Name war aufgetaucht.
Eli, die Blutgöttin von Atlantis. Sie und das Totenbuch mußten meiner Ansicht nach in einem Zusammenhang stehen. Vielleicht führte auch die Spur zum Buch über Eli.
Wie dem auch war, es hatte keinen Sinn, daß ich mir hier den Kopf zerbrach. Suko und ich mußten einfach nach Kreta.
Ich schlug eine weitere Seite auf, fand aber keine Eintragungen mehr. Milton mußte die Spur gefunden haben, die ihn in den Ort namens Cluko führte und damit auch zu einem geheimnisvollen Kloster, wo die Diener der Blutgöttin ihr Leben fristeten.
Gab es das Kloster? Entsprach alles den Tatsachen? Ich machte mir jetzt schon meine Gedanken und hörte hinter mir die Schritte meines Freundes Suko.
»Ich habe nichts gefunden, John, außer einigen Landkarten und Reiseprospekten von Kreta. Wie sieht es bei dir aus?«
»Volltreffer?«
»Was?« Suko war überrascht, kam zu mir, ich zeigte ihm das Buch und schlug auch die letzte beschriebene Seite auf. Mein Freund reagierte ähnlich wie ich. Er konnte kaum fassen, daß wir eine Spur des geheimnisvollen Totenbuchs gefunden hatten.
»Dann ist das Kapitel Atlantis noch nicht abgeschlossen«, flüsterte er und schüttelte den Kopf.
»Im Gegenteil. Hast du jeweils etwas von einer Blutgöttin namens Eli gehört?«
»Nein.«
»Aber sie muß etwas mit Arkonada zu tun gehabt haben.«
»Frag Myxin, der wird es wissen.«
»Ja, das müßte er. Wobei ich überlege, wie wir uns mit ihm in Verbindung setzten sollen?«
»Laut rufen.«
Ich tippte ihm gegen die Stirn und legte das Buch zur Seite. »Eli, die Blutgöttin«, sagte ich leise. »Wer kann das sein? Wie sieht sie aus? Wie lebt sie?«
»Vorausgesetzt, sie hat existiert.«
»Davon bin ich fest überzeugt. Ich glaube sogar daran, daß Travis Milton Kontakt mit ihr gehabt haben muß und sie sich für sein Aussehen verantwortlich zeigt.«
»Das kann hinkommen.«
»Hast du deinen Koffer gepackt?«
»Immer.«
»Dann laß uns verschwinden, Kreta wartet!«
»Da wollte ich schon immer mal hin«, erwiderte Suko und grinste mich schief an.
»Trotz der Blutgöttin?«
»Weißt du, John, darauf kann ich im Notfall auch verzichten…«
***
Das Bild war wieder verschwunden, doch es hatte sich nicht aus der Erinnerung der beiden
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