Arkonadas Totenbuch
nach rechts, die Tür im Auge behalten konnte. Die Verletzung machte ihm zu schaffen. Ihn hatte es in der letzten Zeit des öfteren erwischt. Auch Kamikaze, der Killer Akim Saramans, hatte ihn schon mit einem Messer traktiert. Doch Suko vertraute auf sein Heilfleisch, das wie zähes Leder war, und er vertraute in diesem Fall auf seine geladene Beretta, die er gezogen hatte und in der rechten Hand hielt.
Wenn sie kamen, würde er schießen.
Noch tat sich nichts. Suko lauschte. Dabei mußte er sich anstrengen, um seinen eigenen Atem unter Kontrolle zu halten. Aber Suko war ein Mensch, der nicht aufgab und eine besondere Erziehung hinter sich hatte, die einem Europäer normalerweise nicht zuteil wird. Zwei Gegner hatte er zu Gesicht bekommen. Ob oder wie viele noch im Hintergrund lauerten, wußte er nicht zu sagen, es konnten fünf sein, aber auch zehn oder zwanzig.
Er wartete. Im Sitzen fühlte er sich am wohlsten. Da konnte er sich sogar ein wenig entspannen, und er stellte auch fest, daß der Schweiß auf seiner Stirn getrocknet war.
Das Haus war ruhig und lebte trotzdem. Irgendwo knackte es eigentlich immer. Ob es nun die Bohlen des hölzernen Fußbodens waren, oder die knarrende Bewegung eines Fensterladens. Irgend etwas befand sich immer in Bewegung.
Suko saß in einer relativ großen Diele. Man konnte sie schon fast als eine Halle bezeichnen, die besser zu einem kleinen Palast gehört hätte. Eine Treppe mit breiten Stufen führte in die oberen Etagen, die Suko auch noch inspizieren wollte, wenn er sich etwas besser fühlte.
Noch kam er sich vor wie ein in die Enge getriebenes Tier, das sich wehren mußte, wenn die Feinde kamen. Und sie waren da!
Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen. Von außen hatte jemand dagegen getreten.
Mit der nach innen schwingenden Tür drang ein wahnsinnig klingender Schrei durch den Flur.
»Eliiii!«
Der Diener rief seine Göttin, bevor er den Arm hob, um das Knochenmesser zu schleudern.
In das Echo des Schreis mischte sich der peitschende Klang der Beretta. Suko hatte gefeuert. Er mußte sich einfach wehren, und das geweihte Silbergeschoß war schneller als die Knochenwaffe des Gegners. Sie traf voll.
Der Kapuzenmann röchelte, lief noch zwei Schritte nach vorn, bevor er sich nicht mehr halten konnte, in die Knie brach und nach vorn aufs Gesicht fiel.
Die Tür wollte wieder zuschwingen, wurde aber von der im Wege liegenden Gestalt gestoppt. So blieb sie offen und gestattete dem Inspektor einen Blick nach draußen auf die Straße, die wie leergefegt wirkte. Keiner der Typen ließ sich blicken.
Der Getroffene rührte sich nicht mehr. Die Macht des geweihten Silbers allein hatte ihm nichts getan, es war einfach die Kugel gewesen, und Suko ging nun endgültig davon aus, es bei diesen Männern mit normalen Menschen zu tun zu haben und nicht mit dämonischen Dienern, auch wenn sie es schafften, sich auf eine schreckliche Art und Weise selbst in den Tod zu sprechen.
Suko schüttelte sich, als er daran dachte. Es mußte furchtbar sein, diese Gabe zu besitzen. Einfach als Mensch zu wissen, sich selbst ins Jenseits reden zu können. Grauenhaft…
Der Inspektor wollte die Tür auf keinen Fall offen lassen. Er gab sich selbst Schwung, stemmte sich auf die Füße und näherte sich der Tür und damit auch der Gestalt, die er aus dem Weg ziehen mußte, um den Eingang schließen zu können.
Auf dem Weg dorthin bewegte er den linken Arm und stellte fest, daß er ihn anwinkeln konnte, obwohl es schmerzte. Tief atmete er ein, um sich zu entspannen.
Den Göttinnen-Diener schob er nach draußen, ließ ihn dort liegen und schloß die Tür.
Angegriffen wurde er nicht. Er sah auch keinen mehr, selbst der Brunnen war wieder leer.
Für einen Moment stemmte sich Suko mit dem Rücken gegen die offene Tür. Er brauchte diese kurze Pause einfach, um ein wenig Erholung zu tanken. Schon bald ging es ihm besser, als er feststellte, daß er seine Reaktionen wieder unter Kontrolle hatte. Zurück in die kleine Halle ging er, nahm aber nicht mehr seinen Platz unter dem Fenster ein, sondern schaute vorsichtig von einer Scheibenecke aus nach draußen.
Dort bewegte und tat sich nichts.
Wenn die Gegner noch in der Nähe lauerten, hatten sie es tatsächlich geschafft und sich so gut versteckt, daß sie nicht mehr entdeckt werden konnten.
Sukos Blick fiel auf die Treppe. Sie führte in die oberen Etagen, vielleicht in Schlaf-oder Arbeitsräume. Suko nahm die breiten Stufen in Angriff. Nur seine Schritte
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