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Arkonadas Totenbuch

Arkonadas Totenbuch

Titel: Arkonadas Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wurde.
    Daher bekamen wir unsere Chance.
    Sogar sprechen konnten die Schatten. Ich hörte Worte, verstand sie und vernahm die Stimme des Dämonendieners Arkonada, der sich verzweifelt gegen die endgültige Vernichtung anstemmte. »Du hast sie geschafft, du hast die großen Alten fast alle töten können. Ich aber lebe noch, doch auch mit mir geht es zu Ende. Deshalb verfluche ich dich aus dem Unsichtbaren, Geisterjäger. Sei verflucht für alle Ewigkeiten! Sei verflucht…!«
    Das letzte Wort glich einem röhrenden Schrei, den wohl nur ich hörte und der in meinem Gehirn als Echo unter der Schädelplatte trommelte. Ich war verflucht worden!
    Manche Menschen bekommen Angst, wenn dies geschieht. Ich aber hatte mich daran gewöhnt, obwohl man mich noch nie mit einer so großen Inbrunst verfluchthatte.
    Manche Flüche werden wahr. Es gibt sensible Menschen, die sich verkriechen, wenn so etwas mit ihnen geschieht, aber es gibt auch Flüche, die sich gegen ihren Sprecher richten, wie es der große Komponist Verdi in seiner phantastischen Grusel-Oper Rigoletto beschrieben hat.
    Hier hatten wir ähnliche Tatsachen vorliegen, und ich wartete ab, ob noch etwas geschah. Nein, nicht mit mir!
    Dafür mit Arkonada. Ich hörte ihn noch schreien. Furchtbar gellten sie aus dem Unsichtbaren an meine Ohren, und ich konnte sie verstehen. Was mit dem Dämon genau geschah, wußte ich nicht. Jedenfalls mußte er schreckliche Qualen erleiden, wenn er auf diese Art und Weise endgültig starb.
    Das Licht verging. Mein Kreuz war nur für den wichtigen Moment aktiviert worden, nun hielt mich wieder die Düsternis umfangen, und die Realität hatte mich zurück.
    Mit dem Bewußtsein, daß es Arkonada nicht mehr gab, hob ich den Kopf und stand auf.
    Meine Knie zitterten, das eben Erlebte ging auch nicht so spurlos an mir vorbei.
    Ich blickte nach vorn.
    Augenblicklich sah ich das Feuer, die beiden Hände und das in den Flammen schwebende Totenbuch, dessen rote Schrift noch die Strahlen des Feuers überdeckte.
    Auch die Kuttenträger erkannte ich. Sie mußten geschockt sein, sie hatten mitbekommen, wer sich hier gegen sie stellte, aber sie taten nichts, denn sie verließen sich weiterhin auf ihre große Herrin, die Blutgöttin Eli.
    Würde ich auch weiterhin von ihr nur die beiden Hände zu sehen bekommen, oder stieg sie irgendwann in voller Körpergröße aus den Flammen hervor?
    Und wo befand sich die junge Griechin?
    Sie war in das Feuer hineingelaufen, hatte dem Ruf der Blutgöttin nicht widerstehen können und kam plötzlich zurück, als hätte ich sie gerufen. Die Frau stieg aus den Flammen.
    Nicht sehr schnell, eher gemächlich. Dieser Anblick zwang mich, meine Schritte zu stoppen. Er gab mir auch die Zeit, mich von der letzten Attacke zu erholen.
    Die junge Griechin verließ den Ort unheilvoller Magie. Sie sah noch so aus, wie ich sie kannte. Das Haar lag flach zu beiden Seiten des Kopfes und bildete im Nacken einen Knoten. Den wahren Gesichtsausdruck konnte ich nicht erkennen, da mir das zuckende Feuer die Sicht nahm. Sie suchte sich ein neues Ziel.
    Mich.
    Ja, sie hatte sich verändert. Sie ging jetzt nicht wie ein normaler Mensch, sondern steif und zögernd, dennoch zielstrebig. Ich sah ihr Gesicht und erschrak zutiefst.
    Es wirkte eingefallen, faltig, voller Runzeln, so alt, so grau und tot. So genau hatte Travis Milton ausgesehen, als wir seine Leiche am Flughafen betrachteten. Die Frau mußte blutleer sein!
    Daß sie sich trotzdem auf den Beinen hielt, kam mir wie ein kleines Wunder vor, und sie streckte die Arme aus, bewegte die alt gewordenen, lappigen Lippen und sagte in röhrendem Tonfall:
    »Eliiii«
    Das schaurige Echo schwebte noch durch die unterirdische Opferhalle, als die junge Griechin vor meinen Füßen zu Boden fiel und mit dem Gesicht aufschlug. Aber das spürte sie nicht mehr. Wieder einmal hatte Eli ein Opfer gefunden und sich stärken können. Mein Versprechen, auf die Frau achtzugeben, hatte ich nicht einhalten können. In mir fühlte ich etwas vereisen. Vielleicht war es der kalte Zorn, der sich so ausdruckte, denn ich mußte davon ausgehen, daß mich Eli als nächstes Opfer ausgesucht hatte.
    Ich aber würde es ihr schwerer machen, darauf konnte sich die Blutgöttin verlassen.
    Die junge Frau hatte ihren Ruf empfangen. Wahrscheinlich würde sie ihn mir auch entgegenschicken, nur hatte ich keine Lust, so lange zu warten. Ich würde ihr freiwillig entgegengehen.
    Es blieb nach wenigen Schritten schon beim Vorsatz.

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