Arkonadas Totenbuch
erging ihm nicht anders als Kara, denn auch sie erkundigte sich, ob sie es bei dieser Figur tatsächlich mit Eli zu tun hatte.
»Sie ist es«, erwiderte der Eiserne bestimmt.
Kara war noch nicht zufrieden. »Was sagst du, Myxin? Du müßtest sie ja auch kennen.«
»Der Eiserne hat recht. So hat sie ausgesehen.«
Der Engel fuhr fort: »Auch die Statue ist mir bekannt. Man kann sie als uralt bezeichnen, denn es hat sie schon in Atlantis gegeben. Sie ist die genaue Nachbildung der Blutgöttin.« Er hatte leise gesprochen, und seine Worte waren dennoch als Echo durch die große Halle gerollt.
Suko schüttelte den Kopf. »Ich begreife das noch nicht. Haben wir es dann nur mit einer Statue zu tun?«
»Nein, nicht«, klärte Myxin ihn auf. »Die Statue war der Anfang. Sie muß von den Mönchen gefunden worden sein. Uber sie haben die Männer den Weg zu Eli gefunden.«
»Aha. Wo finden wir die echte?«
»Das weiß ich noch nicht. Ich kann auch ihre Magie nicht spüren, sie schottet sich ab.«.
Kara kam mit einem Vorschlag. »Müßten wir nicht den gleichen Weg gehen wie die Diener und uns zunächst mit der Statue der Blutgöttin etwas genauer beschäftigen?«
Dagegen hatte niemand etwas einzuwenden, und so näherten sich die vier Personen dem geheimnisvollen Relikt aus der Vergangenheit, das durchaus als Kunstwerk betrachtet werden konnte.
Wenn es tatsächlich die Blutgöttin sein sollte und diese genau so aussah wie die Figur, war sie an Scheußlichkeit kaum zu überbieten. Trotz des von zwei Seiten zuckenden Feuerscheins war dessen ursprüngliche Farbe genau zu erkennen.
Sie besaß ein Gesicht, einen Körper, Hände, Arme und Beine. Insofern konnte man ihr Aussehen auch als menschlich bezeichnen. Die Figur stand auf dem altarähnlichen Sockel, und Suko, der sehr nahe an sie herangegangen war, schaute in ein Gesicht, das schrecklich wirkte, fratzenhaft.
Bosheit stand in den Zügen wie festgeschrieben oder eingemeißelt. Sogar die Augen zeigten trotz des Steinmaterials einen Ausdruck, den man als bösartig bezeichnen konnte.
Der Mund, das Gesicht, die Falten in den Wangen, dies alles war schlimm anzusehen. Obwohl sie die Lippen verzogen hatte, glaubte der Inspektor, daß auf ihnen ein wissendes Grinsen lag. Er wollte die Figur berühren.
»Nein!« Der heftige Ruf des Engels ließ ihn zusammen-und zurückzucken.
»Sei vorsichtig, Suko! Die Statue kann mit einer gefährlichen Magie gefüllt sein.«
»Klar, aber sie ist…«
Der Eiserne ließ den Inspektor nicht weiterreden. Er streckte sein Schwert aus und berührte mit der Klinge das Haupt der steinernen Blutgöttin. Es passierte nichts.
Suko nickte. »Kann ich sie jetzt berühren?«
»Ja.«
Während Suko die Arme ausstreckte, waren die anderen sehr gespannt. Besonders der kleine Magier, dessen Blick nach innen gekehrt wirkte, als wollte er sich auf irgendwelche Dinge konzentrieren, die allein nur er herausbekam.
Myxin war Magierund Mensch. Er besaß hochsensible Fähigkeiten, war Telepath, und konnte vieles beeinflussen. Er hatte auch bemerkt, daß eine Sperre aufgebaut worden war. Daß dies überhaupt den Tatsachen entsprach, ließ auf die Nähe einer starken Magie schließen. Der kleine Magier beobachtete Suko genau, der seine Hände über den steinernen Körper der Blutgöttin wandern ließ.
»Fühlt sich normal an«, erklärte Suko. »Keine Wärme, keine magische Aufladung…«
»Das habe ich mir gedacht«, erklärte Kara.
Suko wollte seine Arme zurückziehen, als er plötzlich von Myxin den Befehl bekam. »Mach weiter, Suko!«
»Wieso…?«
»Faß sie an! Laß sie nicht los! Nimm vor allen Dingen den Kopf. Da ist etwas, ich spüre es.«
»Wie du meinst.«
Nicht nur Suko, auch die anderen beiden schauten den kleinen Magier an, der sich höchst konzentriert zeigte, als wollte er in eine Zukunft schauen und den Menschen erklären, was sie zutun hatten.
»Ja, weiter, Suko. Bleib beim Kopf. Da ist die Lösung. Sie lebt nicht, aber sie birgt ein Geheimnis in sich. Ich weiß, wie es war. Ich spüre die Ströme. Jemand hat sie in einer Höhle entdeckt, und dort nahm sie ihm das Blut. Es war die echte. Sie erwachte wieder, dann kam sie in das Kloster, um sich ihren Dienern zu zeigen, die sie bisher nur als dieses Steinrelikt kannten. Eli muß einfach da sein. Ich spüre ihre grausame Magie und auch die des Totenbuchs. Arkonada ist nicht vernichtet worden. Er lebt weiter, aber als Schatten…«
Myxin schwieg erschöpft. Er schwankte und wischte
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