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Arkonadas Totenbuch

Arkonadas Totenbuch

Titel: Arkonadas Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht.
    Ich hielt es noch in der rechten Hand. Es zuckte, wollte mir helfen, doch es konnte den starken Bann der anderen Magie nicht durchbrechen. Auch Hesekiel war nicht allwissend gewesen. Er hatte viel von seinem Wissen und Können in das Kreuz investiert, doch an die Urgötter des alten Atlantis hatte er nicht gedacht, vielleicht auch nichts von ihnen gewußt. Wer konnte das schon sagen? Die Diener der Blutgöttin blieben in Zweierreihen. Sie hatten den Bogen erst weiter geschlagen, zogen ihn nun enger.
    Abermals kam mir der Vergleich mit einer Mauer aus Menschen in den Sinn, als sich die Kuttenträger zu beiden Seiten aufbauten und so einen Gang schufen, dessen Ende praktisch mit dem Feuer und den beiden Händen abschloß.
    Ich mußte hindurch, konnte weder nach rechts noch nach links ausweichen, ohne Gewalt anzuwenden, und das wollten die Mönche im Keim ersticken. Sie griffen in ihre Kutten und zogen die Waffen hervor, die sie so gefährlich machten.
    Es waren die Knochenmesser!
    Jeder von ihnen hielt eines in der Hand. Die Spitzen wiesen jeweils in die Gasse hinein. Zwischen den Mönchen mußte ich in der Mitte gehen. Dabei kam ich mir wie ein Gefangener vor.
    Und der Lockruf erreichte mich weiterhin. Ich arbeitete dagegen, versuchte, an etwas anderes zu denken, aber die mächtige Magie der Blutgöttin überstrahlte alles. Ich bekam sogar eine Erklärung für die Existenz der Knochenmesser.
    »Wenn du die Messer berührst, werden sie dich durchbohren. Sie sind der Garant dafür, daß meine Diener mir hörig bleiben. Jedes Messer ist ein Stück von mir, enthält meinen Geist und führt meine Diener auf den Weg, den ich vorgesehen habe.«
    Ich schielte auf die Spitzen, dann auf die Besitzer der Messer, deren Gesichter unter den Kapuzen grauen, manchmal bleichen oder verschwommenen Flecken glichen.
    Starr blieben sie, unbeweglich, mit zusammengepreßten Lippen, und auch in den Augen zeigte sich kein Leben. Die Männer in den bodenlangen Kutten standen voll und ganz unter dem Einfluß der verdammten Blutgöttin.
    Der sich allmählich auch meiner Person bemächtigte. Ein innerer Druck hielt mich gepackt und schob mich voran.
    Näher an sie, an das Feuer, an das Totenbuch, dessen Schrift so rot leuchtete.
    Ich dachte an meinen letzten Kampf mit Arkonada. Minuten lag er erst zurück, mir aber kam es vor, als wären es Tage. In einem Refugium der Schwarzen Magie hatte ich verloren, da war die andere Seite viel stärker gewesen, und der Fluch des sterbenden Arkonada konnte schon in kürzester Zeit zu einer furchtbaren Wahrheit für mich werden. Mit diesem Gedanken wurde ich weiter vorangetrieben. Fast die Hälfte der Distanz lag bereits hinter mir, und ich mußte wohl etwas Besonderes sein, denn plötzlich bewegten sich die blauschimmernden Hände, stiegen zusammen mit den Flammen einer mir nicht sichtbaren Decke entgegen, so daß sich aus der Tiefe auch der übrige Körper der Blutgöttin in die Höhe schob.
    Ob sie aus der Erde direkt kam oder aus einem Dimensionsloch, das war für mich egal. Jedenfalls sah ich nicht allein ihre Hände, auch die Arme erschienen, die in der gleichen Farbe so kalt und abweisend strahlten wie die Hände.
    Für mich sollte das Erscheinen der Blutgöttin zu einer Offenbarung des Schreckens werden.
    Während ich so langsam wie möglich einen Fuß vor den anderen setzte, erschien ihr Gesicht.
    Zum erstenmal sah ich es vor mir, denn sie schaute mich direkt an, und ich war von dieser unheimlich wirkenden Fratze negativ beeindruckt. Es ist schwer, ihr Aussehen zu erklären, denn sie wirkte wie eine Figur aus Stein, die trotzdem lebte, so daß mir die Oberfläche vorkam wie eine Haut, die blau angestrichen worden war.
    Nicht nur das. Man konnte sie auch als leicht durchsichtig bezeichnen, denn unter dieser dünnen Oberschicht entdeckte ich ihren, ich möchte sagen, Lebensmotor!
    Es waren Adern.
    Sie durchzogen das Gesicht und die übrige Gestalt reliefartig, bildeten ein Netz. Meinem Blick blieb auch nicht die in ihnen zirkulierende Flüssigkeit verborgen.
    Es war Blut! Menschenblut!
    Das hatte sie den bedauernswerten Opfern genommen und so ihre eigene Existenz gesichert.
    In ihrem Gesicht vereinigten sich menschliche und monströse Züge zu einem regelrechten Wirrwarr. Ich sah die Nase, die aufgeworfenen Lippen, das flache Kinn und die düster glänzenden Augen, die einen Schock-oder Hypnoblick abstrahlten.
    Nur die Ohren fehlten. Aus diesem Grunde kam mir der spiegelblanke Kopf so flach vor.

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