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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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ein Liebespaar werden.«
    Smith konnte nicht verhindern, dass sich ihm ein heiseres Lachen entrang. Er hatte sich Fragen gestellt, und jetzt bekam er seine Antworten. »Ich verstehe. Habe ich in dieser Angelegenheit denn gar kein Mitspracherecht?«
    Valentina kuschelte sich wieder zufrieden an ihn und schmiegte ihren Kopf unter sein Kinn. »Nein, eigentlich nicht. Zerbrich dir jetzt nicht den Kopf darüber, Jon. Die Einzelheiten kannst du mir überlassen. Ich kümmere mich schon darum.«
    Es musste eine dieser eigenwilligen scherzhaften Bemerkungen sein, zu denen sie neigte. Aber die Gewissheit in der Stimme dieser ruhigen Frau schien sich nicht mit einem Scherz vereinbaren zu lassen. Unwillkürlich erinnerte er sich wieder an die Wärme ihrer Lippen auf seinen, als Valentina sie gestern unnötig lange dort belassen hatte, und plötzlich verspürte er den Drang, diese Wärme von neuem zu erleben.
    Dann ließ das benommene Murren von Major Smyslov, der sich nebenan rührte, die fragile Seifenblase platzen und warf sie wieder in die trostlose Realität von Wednesday Island zurück.
     
    Auf dem vergletscherten Bergsattel war die Welt bleich und grau. Die lichtlose Wolkendecke mit ihrem stumpfen Widerschein verbarg die Spitzen der Berggipfel und ließ die Horizonte im Norden und im Süden nahezu vollständig verblassen. Auch der Schnee und das Eis waren von der Gräue angesteckt worden und hatten ihren Glanz verloren. Nur der dunkle, blanke Fels der Steilhänge hob sich gegen das schmuddelige Umweltpapiergrau ab und gewann dadurch eine übertriebene Dreidimensionalität. Um den abgestürzten Bomber herum und die drei fliegengroßen menschlichen Pünktchen daneben war die Nahsicht gut, und doch war es schwierig, etwas deutlich zu erkennen. Inmitten der verblassten Kontraste fiel
es schwer, Größen und Entfernungen einzuschätzen, und die Bedingungen lösten eine Art Schwindelgefühl aus, trübten das Bewusstsein und beeinträchtigten das Wahrnehmungsvermögen.
    Jon Smith bekam es zu spüren, als er sein Fernglas langsam im Kreis schwenkte und weder etwas Wünschenswertes noch etwas Unerwünschtes sah.
    »Also gut, meine Damen und Herren, wo sind sie?«, fragte er. »Wohin sind sie nach der Bruchlandung gegangen?«
    »Ich würde sagen, zur Küste hinunter, Colonel«, erwiderte Smyslov rasch. »Sie haben Nahrung gebraucht und die gibt es hier nicht. An der Küste gibt es Robben und Eisbären. Dort kann man sich auch besser gegen die Kälte schützen. Hier oben auf dem Gletscher ist das Wetter zu schlecht.«
    Valentina schüttelte unter ihrer Kapuze den Kopf. »Nein, ich bin nicht Ihrer Meinung, Gregori. Sie haben ihr Notlager hier oben errichtet, wahrscheinlich in Sichtweite des Flugzeugs.«
    »Wenn das stimmt, dann ist es ziemlich gut versteckt.« Smith steckte sein Fernglas zurück ins Etui. »Und mit der Nahrung hat der Major ein gutes Argument angeführt. Was hat Sie zu Ihrer Schlussfolgerung gelangen lassen, Val?«
    »Mehrere Dinge«, erwiderte sie. »Zuerst einmal das ausgeschlachtete Flugzeug. Das muss eine Menge Arbeit gewesen sein. Sie mussten sehr oft laufen, um all dieses Material aus dem Wrack abzutransportieren. Weit haben sie es bestimmt nicht getragen. Zum anderen hat die Frage der Nahrungsbeschaffung ihnen vermutlich so schnell keine Sorgen bereitet. Sie müssen Notrationen für mindestens zwei Wochen gehabt haben, und sie hatten ohnehin nicht vor, so lange hierzubleiben.«
    »Haben sie denn eine andere Wahl gehabt?«
    »Das dachten sie, Jon. Diese Menschen hatten nicht vor, sich hier häuslich einzurichten. Sie hatten die Absicht, wieder nach Hause zurückzukehren. Sie erinnern sich doch daran, dass sie die Funk- und Radargeräte und außerdem auch noch den Generator
für das Hilfstriebwerk aus dem Flugzeug rausgerissen haben? Sie hatten alle Komponenten und die erforderlichen Kenntnisse, um einen teuflisch leistungsstarken Funksender zu bauen, mit einer Reichweite bis ans andere Ende der Welt – und nach Russland sowieso. Das ist ein weiterer Grund, weshalb sie hier oben bleiben wollten. Je höher sie waren, desto größer wäre die Reichweite ihres Senders gewesen.«
    »Warum haben sie das Funkgerät dann nicht benutzt?«, fragte Smith.
    »Ich weiß es nicht.«
    Smith spürte, dass die Historikerin etwas zurückhielt. Er wandte sich an Smyslov. »Was meinen Sie, Major?«
    Der Russe schüttelte den Kopf. »Dem kann ich mich nicht anschließen, Colonel. Wenn sie ein solches Funkgerät gebaut hätten,

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