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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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dann endlich etwas zu essen bekommt, dann schlingt man die Nahrung
nicht in sich hinein, wie es dieser Gentleman getan hat. Man isst nicht so, als wäre man einfach nur hungrig. Man isst, als wäre die Nahrungsaufnahme das wunderbarste Erlebnis auf Erden. Man isst langsam und will aus jedem Bissen so viel wie möglich herausholen. Das kann ich Ihnen aus persönlicher Erfahrung sagen.
    Und da wir gerade beim Thema Essen sind …« Randi beugte sich über den Tisch. »Beim Betreten dieser Hütte haben wir die halbverspeiste Mahlzeit vorgefunden, die Mr. Kropodkin auf dem Tisch stehen lassen hatte. Dieses Sandwich mit Corned Beef und Tee, heißem Tee.«
    Hass funkelte in dem Blick, den Kropodkin auf sie richtete. »Das war nicht meine Mahlzeit!«, fauchte er sie an.
    »Oh doch, das war Ihr Sandwich.« Randis Stimme war jetzt nahezu hypnotisch. »Das sieht man daran, woraus Sie den Tee getrunken haben. Verstehen Sie, er war in einem Glas. Auf dieser Insel hatten wir eine bunt gemischte Zusammenstellung, eine kleine Gruppe von Angelsachsen, zwei Asiaten und einen Slawen. Wenn jemand aus dem angelsächsischen oder dem asiatischen Kulturkreis stammt, dann trinkt diese Person heißen Tee aus einer Tasse oder einem Becher, ganz automatisch, weil seine Herkunft ihn so geprägt hat. Nur ein Araber oder ein Slawe würde heißen Tee aus einem Glas trinken …« Der Lauf der Maschinenpistole schwang über den Tisch und berührte mit einem deutlich vernehmbaren pling leicht den Rand des dampfenden Glases, das vor Kropodkin stand. »Und es sind keine Araber auf dieser Insel.«
    Kropodkin griff nach dem verlockend nahen Gewehrlauf. Randi, die auf diese Verzweiflungstat gewartet hatte, riss die Maschinenpistole zurück und knallte die Mündung dann voll in Kropodkins Gesicht. Der Schlag warf ihn zurück und ließ ihn von der Bank fallen.
    Kropodkin spie einen lautstarken Fluch aus und sprang hastig auf, doch Randi hatte sich bereits über die Tischplatte gerollt und griff ihn an, bevor er sich wieder fangen konnte. Trowbridge war so
verblüfft, dass ihm die Spucke weg blieb. Sie bewegte sich mit einer solchen Geschwindigkeit, dass er sie nur noch als verschwommene goldene Mähne sah. Innerhalb von zwei Sekunden verpasste sie Kropodkin mit der Maschinenpistole drei Schläge: ein horizontaler Hieb mit dem Magazin auf die Stirn, ein brutaler Stoß mit der Mündung zwischen die Beine und abschließend, als Kropodkin sich vor Schmerz krümmte, ein Schlag mit dem Kolben ins Genick. Randi achtete sorgsam darauf, den letzten Schlag so zu dosieren, dass er ihm nicht die Wirbelsäule brach.
    Kropodkin sackte in sich zusammen wie eine mit Dynamit gesprengte Brücke.
    Randi ging neben dem Slowaken auf die Knie, überprüfte als Erstes seinen Atem, riss ihm dann die Arme auf den Rücken und legte ihm ein frisches Paar Einweghandschellen an.
    »Helfen Sie mir bitte, ihn wieder in die Koje zu legen, Dr. Trowbridge.«
    Trowbridge starrte sie und den Studenten, der mit blutigem Gesicht auf dem Boden lag, fassungslos an.
    »Ich kann es nicht glauben«, murmelte er. »Ich kann einfach nicht glauben, dass irgendjemand mit einer solchen Selbstverständlichkeit so viele Menschen töten kann.«
    »Er gibt mehr von der Sorte, als Sie sich vorstellen, Dr. Trowbridge.« Randi rieb ihre Augen und war plötzlich sehr müde. »Sie haben gerade mit zwei davon im selben Raum gesessen.«

Kapitel dreißig
    Am Unfallort der Misha
     
     
    Ganz allmählich wurde Jon bewusst, dass jenseits der Astrokuppel über seinem Kopf die Morgendämmerung einsetzte. Gleichzeitig spürte er ein Ungleichgewicht in der Wärme seiner näheren Umgebung, die seine linke Seite entschieden begünstigte. Dann kuschelte sich eindeutig jemand an ihn.
    Der gefrorene Hauch seines Atems ließ den Bezug seines Jaeger-Schlafsacks klirren, als Smith den Kopf hob und sich im Bereich des Radarbeobachters umsah. Ein zweiter Jaeger-Schlafsack war eng an seinen geschmiegt. Valentina Metrace hatte sich im Laufe der Nacht eng an ihn gekuschelt, wie eine Katze genoss sie die Behaglichkeit.
    Smith zog unwillkürlich eine Augenbraue hoch. Randi hatte Recht gehabt. Wo ein Wille war, da war ganz gewiss auch ein Weg.
    Weiblicher Umgang hatte in Smiths Leben schon seit geraumer Zeit keine große Rolle mehr gespielt. Anfangs, unmittelbar nach Sophias Tod, war ihm die Vorstellung zu schmerzhaft gewesen, und eine Beziehung wäre ihm wie ein Vertrauensbuch erschienen. Als das Gröbste vorbei war, hatte er

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