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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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aber ich sehe ein phantastisches Potential für die Erschließung eines neuen Wintersportgebiets.«
    Smith lachte leise und wandte seine Aufmerksamkeit erneut den Zugängen zur Höhle zu. Eine bemerkenswerte Frau.

    »Darf ich dir eine Frage stellen?«, fragte er.
    »Warum nicht?«
    »Was für ein Akzent ist das? England haut nicht ganz hin, Australien aber auch nicht. Ich kann ihn nicht einordnen.«
    »Er kommt aus einem Land, das es nicht mehr gibt«, erwiderte sie. »Ich bin in Rhodesien geboren worden – nicht in Simbabwe, wenn ich bitten darf, sondern in Rhodesien. Mein Vater war dort staatlicher Wildhüter, bevor Mugabe an die Macht gekommen ist.«
    »Und deine Mutter?«
    »Eine amerikanische Beinah-Zoologin. Sie hat für ihr Examen wildlebende Tiere in Afrika erforscht, aber da ist ihr so einiges dazwischengekommen, wie zum Beispiel die Heirat mit Dad, und sie ist nie in die Staaten zurückgegangen, um ihren Abschluss zu machen.«
    Valentina zog einen Moment lang die Stirn in Falten, als wäre ihr plötzlich etwas eingefallen. »Daher hatte ich Anspruch auf die doppelte Staatsbürgerschaft, und das hat sich als ziemlich praktisch erwiesen, als zu Hause alles endgültig vor die Hunde gegangen ist. Ich konnte als Flüchtling in Amerika Schutz suchen und dort bei der Familie meiner Mutter leben, nachdem … na ja, eben nachdem.«
    »Ich verstehe. Und wie bist du hierher gekommen?«
    Sie warf ihm einen Blick zu und schob die Lippen nachdenklich vor. »Verstößt diese Frage nicht gegen die Grundsätze strikter Diskretion bei Undercover-Agenten oder so was Ähnliches? Wie früher bei der Fremdenlegion ›die eine Frage, die man nicht stellen darf‹?«
    Smith zuckte die Achseln. »Kein Ahnung. Aber du hast doch gesagt, wir würden irgendwann ein Liebespaar werden. Daher wird diese Frage wahrscheinlich noch öfter angesprochen werden.«
    »Da ist was dran«, stimmte sie ihm zu und blickte wieder auf das Eis hinaus. »Das ist eine lange und alles andere als geradlinige Geschichte. Wie gesagt, mein Vater war Wildhüter und der Kommandant
unseres Wehrbereichs – er war Jäger, Gelehrter und Soldat und hätte wahrscheinlich viel lieber als Zeitgenosse von Cecil Rhodes und Frederick Selous gelebt. Ich bin in einem Kriegsgebiet geboren worden und in einem Haushalt aufgewachsen, in dem Waffen zwangsläufig vorhanden und im Alltag lebensnotwendig waren. Meine frühesten Erinnerungen sind die an den Krach von Gewehrschüssen gleich außerhalb unseres Geländes. Mir hat man in einem Alter eine Flinte geschenkt, in dem die meisten kleinen Mädchen in Amerika noch Barbie-Puppen geschenkt bekommen, und meinen ersten Leoparden habe ich erlegt, als er versucht hat, durch mein Schlafzimmerfenster einzusteigen.«
    Sie grinste ironisch. »Um es mal gelinde auszudrücken, ich bin mit einer Weltsicht aufgewachsen, die recht weit von der Norm abweicht.«
    Er neigte den Kopf zu einem anerkennenden Nicken. »Ich kann mir vorstellen, wie es dazu kommen konnte.«
    »Mein Vater hat sich für Geschichte begeistert und wollte immer verstehen, wie sie sich entwickelt«, fuhr sie fort. »Er hat immer gesagt: ›Um zu begreifen, wohin du gehst, musst du wissen, woher du gekommen bist.‹ Diese Liebe hat er mir mitgegeben, und im College habe ich als Hauptfach Geschichte belegt. Meine Doktorarbeit trug den Titel: Der neuste Stand: Waffentechnologie als treibende Kraft in der sozialpolitischen Evolution . Später wurde daraus mein erstes Buch.«
    »Das klingt nach einem beeindruckenden Thema.«
    »Ja, das ist es auch, und die These ist stichhaltig.« In Valentinas Stimme schlich sich die Begeisterung der Lehrbeauftragten ein. »Du brauchst dir doch nur mal zu überlegen, wie anders Europa heute aussehen könnte, wenn sich der englische Langbogen in der Schlacht von Agincourt gegenüber der französischen Armbrust nicht als eindeutig überlegen erwiesen hätte. Oder wie der Zweite Weltkrieg ausgegangen sein könnte, wenn die Japaner ihre Torpedos nicht mit kleinen Flügeln ausstaffiert hätten, damit
sie nach dem Abwurf länger in horizontaler Lage bleiben, denn erst das hat ihnen den Angriff auf Pearl Harbor überhaupt ermöglicht. Oder dass es die Vereinigten Staaten vielleicht niemals gegeben hätte, wenn die britische Armee Major Fergusons Hinterlader während des Unabhängigkeitskrieges als Standardmodell ausgegeben hätte …«
    Smith lachte leise und hob eine Hand. »Ich verstehe ja, worauf du hinaus willst, aber trotzdem interessiert

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