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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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herabsinkenden Wolkendecke kondensierten sich Eiskristalle. Schwach und aus weiter Ferne konnte sie einen auffrischenden Wind über den Felsgrat brausen hören.
    Innerhalb von Minuten würden sie hier festsitzen und restlos
von der Welt abgeschnitten sein. Wenn sich die Witterungsverhältnisse weiterhin verschlechterten, konnte es passieren, dass Jon und die anderen es nicht schafften, heute noch vom Bergsattel herunterzukommen, von Hilfe aus Alaska ganz zu schweigen.
    Aber es gibt immer einen Lichtblick, einen silbernen Streifen am Horizont, sogar in einem polaren Sturm. Wenn die Guten es nicht nach Wednesday Island schaffen konnten, dann konnten die Bösen es auch nicht schaffen. Vielleicht konnte sie Kropodkin und Trowbridge heute Nacht in ihren Kojen fesseln und ein Weilchen schlafen.
    Schon allein der Gedanke wirkte wie ein Schlafmittel. Die Schneeflocken schienen schwer auf ihren Wimpern zu lasten, und selbst hier, auf der mit Eis überzogenen Hügelkuppe, begann ihr der Kopf auf die Brust zu sinken.
    Und dann nahm Randi durch das schwache Grollen des Windes über dem Berg undeutlich etwas anderes wahr. Sie riss ihren Kopf hoch. Anfangs war es eigentlich kein Geräusch, eher ein starkes Vibrieren in der Luft. Es nahm immer mehr an Intensität zu, bis es sich zu einem donnernden Dröhnen auswuchs, das zwischen dem Land und der Wolkendecke Echos hervorrief.
    Randi sprang auf. Um sie herum schien die Insel zu beben. Wie ein Skorpion bei Gefahr instinktiv den Schwanz aufrichtet, ließ sie die MP5 von ihrer Schulter und in ihre Hände gleiten.
    Ein riesiger Umriss kristallisierte sich aus dem Meeresdunst heraus. Zwei gigantische Tumanski-Gasturbinen heulten über einem großen, schnittigen Rumpf mit Vollsichtkanzel und so lang wie ein Verkehrsflugzeug. Fünfzehn Meter lange Rotorblätter durchschnitten die Luft und erzeugten ein rhythmisches Donnern, das die Rippen rasseln ließ. Randi fühlte es in ihrer Brust.
    Es kam niedrig aus südlicher Richtung angeflogen und zwängte sich unter die Wolkendecke. Der unbarmherzige Rotorstrahl peitschte einen Tornado aus aufgewirbeltem Schnee durch die Luft und zwang Randi, sich hinzukauern und ihr Gesicht zu schützen,
als das Monster mit dürftigen dreißig Metern Höhe direkt über ihrem Kopf vorbeiflog.
    »O mein Gott«, flüsterte sie. »Das ist eine Halo!«
    Die Mil Mi-26, die von der NATO den Codenamen »Halo« erhalten hatte, war im Laufe der achtziger Jahre unter der alten Entwicklungsdoktrin des sowjetischen Militärs »Was größer ist, muss auch besser sein« entworfen und gebaut worden. Sie war der größte und leistungsfähigste Hubschrauber, der jemals konstruiert worden war, und würde wahrscheinlich auch nie überboten werden.
    In der Folge des Zusammenbruchs der UdSSR war das Fluggerät der kommerziellen Nutzung zugeführt worden und jetzt weltweit in vielen Staaten für den Transport von Gütern der Schwerindustrie im Einsatz. Dieser Gigant trug ein ziviles kanadisches Kennzeichen auf seinem leuchtend roten Heckausleger, und das nach außen gewölbte Fenster der Kranführerkabine, das wie ein Geschwür aus der Backbordseite herausragte, kennzeichnete ihn als Schwerlasthubschrauber.
    Kropodkins Sponsoren waren eingetroffen, um ihn und das Anthrax zu holen, und sie waren in großer Zahl erschienen.
    Als die riesige Flugmaschine hinter dem Lager Vorbereitungen zum Aufsetzen traf, schüttelte Randi die Lähmung ab, in die sie der Schock versetzt hatte. Sie hatte nur zwei Möglichkeiten. Entweder sie versuchte, augenblicklich zu fliehen oder sie probierte, die Funkgeräte zu erreichen, die jetzt wieder einsatzbereit waren. Sie entschied sich für die Funkgeräte. So lautete ihr Auftrag. Deshalb war sie hier – um Informationen zusammenzutragen und Meldung zu erstatten.
    Sie rannte auf die Laborbaracke zu, doch sie kam alptraumhaft langsam voran, da der frisch gefallene Schnee ihre Schritte behinderte und sich wie nasser Beton an ihre Füße heftete. Beim Laufen verfasste sie den Funkspruch, den sie durchgeben würde, um ein Maximum an Informationen in das absolute Minimum an Worten zu packen. Sie würde senden, bis sie eine Empfangsbestätigung bekam;
dann würde sie, falls ihr noch Zeit blieb, versuchen zu verschwinden und Trowbridge mitzunehmen. Sie musste daran denken, sich auf dem Weg zur Tür die Notausrüstung der Laborhütte und den SINCGARS-Transceiver zu schnappen. Außerdem würde sie Kropodkin eine Kugel in den Kopf jagen, und sei es auch nur zu ihrer

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