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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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auf Kopfhöhe. Als sie einen Spalt gefunden hatte, schlug sie den Haken hinein, nahm aus einem der Rucksäcke ein kurzes Stück Seil und fädelte es durch den an dem Haken befestigten Ring. An einem Ende des Seils brachte sie eine Schlinge und einen Laufknoten an.
    Als sie aufblickte, sah Valentina oben auf dem Gletscher dicht nebeneinander zwei grün schimmernde Punkte. Jons Leuchtstab und ein zweiter, der am Gletscherrand hinunterkam, sich langsam und mühsam nach unten bewegte. Smyslov war auf dem Weg zu ihr. Smith hielt das gesamte Gewicht des Russen und ließ das Seil ruckartig jeweils ein gutes Stück hinab.
    Wieder machte sich Valentina Gedanken über die beiden Männer, aber vor allem über Jon Smith. Der Selbsterhaltungstrieb des Profis sagte ihr, dass Smith sich in dem Russen täuschte und dass es eine Dummheit war, Smyslov am Leben zu lassen. Das Risiko war zu groß. Und doch zählte vielleicht gerade das zu den Dingen, die sie zu Jon hinzogen. In dieser Branche waren Skrupel notgedrungen eine Seltenheit. Vielleicht war dieser Mann tatsächlich stark genug, um nicht nur praktisch und eigennützig zu denken.
    Unter dem Klappern abbröckelnder Eissplitter stieß sich Smyslov von dem Gletscher ab und landete auf der Felsbank. Seine gebundenen Hände hielten das Hauptseil umfasst. Valentina warf ihr Sicherungsseil aus dem Weg und ging von hinten auf den Russen zu.
    Sie zog das M-7 Bajonett und Mehrzweckmesser aus der Scheide an ihrem Gurt und presste Smyslov die Spitze der schweren Klinge leicht ins Kreuz. »Ich bin direkt hinter Ihnen, Gregori. Ich hole Sie jetzt aus dem Kletterseil raus und bringe Sie für ein Weilchen an einem Ort unter, an dem Sie mir nicht im Weg sind. Colonel Smith möchte, dass Sie am Leben bleiben. Daher sollten wir beide auf dieses Ziel hinarbeiten, nicht wahr?«

    »Damit bin ich einverstanden«, antwortete der Russe mit ausdrucksloser Stimme. »Wie denken Sie darüber?«
    »Ich denke, dass ich Colonel Smiths Befehl unterstellt bin.« Mit ihrer freien Hand griff sie vorsichtig um Smyslov herum, um das Kletterseil von seinem Gurt zu lösen. »Aber ich würde es an Ihrer Stelle nicht zu weit treiben. Jetzt werde ich mich mit dem Rücken dicht an die Felswand stellen, und Sie drehen sich langsam um und gehen mit dem Rücken zu mir an mir vorbei. Denken Sie bitte daran, dass der Weg in die Tiefe immer noch weit ist und dass ich diejenige bin, die am Sicherungsseil hängt. Also gut, los geht’s.«
    Sie bewerkstelligten das Manöver wie einen behutsamen Tanzschritt, der Smyslov auf der Felsbank an ihr vorbei führte. Valentina packte mit einer Hand seinen Klettergurt und folgte ihm mit dem Messer, das auf den unteren Bereich seiner Wirbelsäule gerichtet war.
    Sie sah das metallische Glitzern des Kletterhakens, den sie in die Felswand geschlagen hatte, und forderte Smyslov auf, darunter stehen zu bleiben.
    »Halt … mit dem Gesicht zur Felswand … immer schön langsam.«
    Smyslov gehorchte ihr. Valentina zog die Schlinge mit dem Laufknoten rasch über Smyslovs gefesselte Handgelenke. Dann zog sie am anderen Ende des Seils und hob seine Handgelenke zu dem Kletterhaken. Sie führte eine zweite Schlinge um das Verbindungsstück der Handschellen und zog das Seil fest an.
    »Das sollte dafür sorgen, dass Sie keine Dummheiten machen«, sagte sie, als sie ihr Messer wieder einsteckte.
    »Warum?«, fragte Smyslov mit tonloser Stimme.
    »Warum was?«
    »Warum machen Sie sich all diese Mühe? Warum töten Sie mich nicht einfach?«
    »Ich muss gestehen, Gregori, dass ich auch schon auf diesen Gedanken gekommen bin«, erwiderte sie und lehnte sich einen Moment
an die Felswand. »Aber Jon gefällt die Idee aus irgendwelchen Gründen nicht. Als Sie Ihre Freunde von den Speznas heute Nachmittag dort unten auf uns gehetzt haben … war das wirklich erst heute Nachmittag? … Und als Sie in der Höhle versucht haben, Jon zu erschießen, hätte mir das als Grund durchaus genügt, aber unserem Colonel genügt es noch lange nicht. Er scheint zu glauben, bei Ihnen sei noch nicht alle Hoffnung verloren. Oder er hat einfach seine eigenen Spielregeln.«
    »Er ist ein guter Mensch«, murmelte Smyslov leise, doch es war über das Rauschen des Windes zu hören.
    »Wahrscheinlich besser als Sie oder ich oder irgendjemand sonst auf dieser Insel.« Wehmut schlich sich ungeladen in ihre Antwort ein. »Eines Tages in nicht allzu ferner Zukunft wird es ihn das Leben kosten. So, wir werden in Kürze wieder bei

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