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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Scheide an ihrem Gürtel und wog es in der Hand, um sich ein Bild von seiner Balance beim Werfen zu machen. »Die Sache wird folgendermaßen ablaufen, Gregori. Ich werde versuchen, das Messer direkt über Ihrem Kopf gegen die Felswand prallen zu lassen. Sie müssen es auffangen, während es vor Ihnen am Fels runterrutscht. Kapiert?«
    »Ich verstehe, Professor. Ich bin bereit.«
    »In Ordnung, passen Sie auf. Ich zähle bis drei und werfe. Eins … zwei … drei!«
    Sie warf das Messer so, dass es mit dem Griff auftreffen und an der Wand hinabgleiten würde. Dann hörte sie ihn heftig auf Russisch fluchen. »Ich habe es verfehlt! Es ist abgeprallt und über meine Schulter geflogen.«
    Wahrscheinlich lag es an diesem verdammten Plastikgriff. Deshalb rutschte es nicht runter, sondern prallte ab.
    »Okay«, erwiderte sie mit betont ruhiger Stimme. »Wir versuchen es noch einmal.«
    Sie nahm das erste ihrer handgefrästen Wurfmesser, dessen Stahl ihre Körperwärme aufgesogen hatte.
    »Fertig? Ich werfe es wieder über Ihren Kopf. Bei drei. Eins … zwei … drei.«
    Sie holte aus und versuchte, das Messer so locker zu werfen, dass sich ein Abpraller vermeiden ließ. Wieder traf Stahl hallend auf Stein, und sie sah, wie Smyslovs Silhouette sich nach vorn stürzte, um das hinabgleitende Messer zwischen seinem Körper und der Felswand festzuhalten. Wieder fluchte er, als das Messer vergeudet vor seinen Füßen landete.
    »Tut mir leid, Professor. Ich habe es auch diesmal verfehlt.«
    Jetzt hatten sie nur noch eine einzige Chance. Valentina blies in ihre hohlen Hände und öffnete und schloss ihre schmerzenden
Finger, um ihnen von neuem Wärme und das entsprechende »Fingerspitzengefühl« zu geben. »Noch einmal, Gregori, aber diesmal gehen wir das Ganze in einer leicht abgewandelten Form an.«
    »Wie Sie wünschen, Professor.«
    Sie zog das zweite Wurfmesser aus seiner Scheide an ihrem Unterarm. »Also gut. Diesmal lehnen Sie sich zurück.«
    »Ich soll mich zurücklehnen?«
    »Richtig. Lehnen Sie sich so weit wie möglich zurück und strecken Sie Ihre Arme vor sich aus. Halten Sie sich an dem Kletterhaken fest.«
    Smyslov gehorchte und neigte seinen Körper möglichst weit von der Felswand fort. »Ist es so richtig?«, fragte er.
    Sie musterte seinen Umriss einen Moment lang im Licht des Leuchtstabs. »Ja, genau so, das ist perfekt. Und jetzt halten Sie still, halten Sie vollkommen still … Und noch etwas, Gregori.«
    »Und das wäre?«
    »Es tut mir leid, dass das sein muss.«
    Sie hörte Smyslovs erschrockenen Aufschrei, als der scharfe Stahl direkt über dem Handgelenk in seinen linken Unterarm stach.
    »Ich entschuldige mich noch einmal, Gregori, aber es gab keine andere Stelle, an der das verdammte Ding stecken geblieben wäre.«
    Sie beobachtete, wie der Russe seine gefesselten Handgelenke über Kreuz hielt und unbeholfen das Messer aus seinem blutbefleckten Ärmel riss. Die rasiermesserscharfe Klinge machte kurzen Prozess mit dem Seil und den Nylonhandschellen. Jetzt war er derjenige, der frei war, und sie war die Gefesselte.
    Ganz gleich, was passierte – wenigstens einer von ihnen würde heute Nacht lebend von dieser Felsbank herunterkommen. Jon würde das zu würdigen wissen. Mit ihrem eigenen Messer in seiner Hand und ausdrucksloser Miene ragte Smyslov jetzt über ihr auf. Was als Nächstes passierte, lag nicht in ihrer Hand. Ermattet legte sie ihre Wange auf die Felsbank und schloss die Augen.

    Smith hatte das Gefühl zu schweben und zu treiben, aber es war kein angenehmer Zustand, kein Schweben wie im Traum. Seine Gliedmaßen waren verrenkt und verdreht und ihm tat alles weh, ein breites Spektrum von Schmerzen, die sich über seinen ganzen Körper verteilten. Und dann waren da auch noch die Kälte und die zunehmende Taubheit. Hier stimmte etwas nicht. Er musste etwas unternehmen.
    Er riss die Augen auf und sah nur schneegestreifte Schwärze. Als er den Kopf hob, konnte er erkennen, dass er sich in einem wirren Geflecht aus Seil und Gurt verheddert hatte, ein grünes Knäuel im Licht des Leuchtstabs. Sonst sah er nichts, nicht das Geringste in seiner Nähe. Er hing in Rückenlage frei schwebend in seinem Klettergurt, schwang in dem böigen Wind ein wenig von einer Seite auf die andere, und über ihm ragte ein einziges dünnes Seil so gerade wie eine Stange nach oben.
    Seine Erinnerung kehrte zurück. Er hatte sich zur Felsbank abgeseilt, als sich unter ihm die gesamte vertikale Gletscheroberfläche

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