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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Selbstverständlichste auf Erden, dass sie das hinkriegte. Valentina wünschte, sie könnte das auch so sehen.
    »Wenn du das sagst. Und was dann?«
    »Dann werde ich am Hauptseil die Rucksäcke und Waffen zu dir runterlassen. Zerr das Zeug ein gutes Stück vom Gletscher fort. Er wirkt nicht allzu stabil auf mich, und wir müssen mit dem einen oder anderen Eisbruch rechnen.«
    Ihre Augen weiteten sich, und sie warf einen Blick auf den Gletscherrand.»Eisbruch?«
    Wieder dieses beruhigende Lächeln. »Vielleicht kommt es ja gar
nicht dazu. Aber halte dich für alle Fälle bereit, den Kopf einzuziehen.«
    »Darauf kannst du dich verlassen!« Valentina wusste, dass Flapsigkeit im Moment unangebracht war, aber sie setzte dieses bewährte Mittel zum Verbergen von Selbstzweifeln und Ängsten schon so lange ein, dass es ihr schwer fiel, mit der Gewohnheit zu brechen.
    »Als Nächstes schicke ich Smyslov zu dir runter. Auch ihn solltest du in sicherer Entfernung von dem Gletscher unterbringen. Und denk daran, Val, er ist ein Gefangener.«
    Sie wollte schon aufbrausen, riss sich aber dann doch noch zusammen. Schließlich war sie diejenige gewesen, die dieses Problem angeschnitten hatte. »Das Thema ist erledigt, Jon.«
    »In Ordnung. Anschließend werde ich mich abseilen und zu euch auf die Felsbank runterkommen. Dann machen wir uns schleunigst auf den Weg.«
    Valentina hatte den Verdacht, trotz aller Zuversicht, die Smith an den Tag legte, würde es wahrscheinlich doch nicht ganz so einfach werden.
    Der Abstieg in der Dunkelheit durch die Rinne zwischen Stein und Eis, während die Winde an ihr zerrten und sie nichts anderes als einen tiefen Abgrund in ihrem Rücken hatte, zählte ganz entschieden zu den grauenhaftesten Dingen, die sie jemals getan hatte, und sie hatte ein Leben geführt, in dem es von Augenblicken des Grauens wimmelte. Dennoch konnte sie den Vorgang nahezu abstrakt betrachten. Valentina Metrace hatte schon vor langer Zeit gelernt, ihre Ängste abzuschotten, sie in ihrem eigenen kleinen Käfig in ihrem Innern einzusperren, damit sie sich dort austobten und schrien und weinten, während ihre übrige Person sich mit dem Lebensnotwendigen befasste. Dasselbe konnte sie auch mit Schmerz, Mitgefühl und zahlreichen anderen Empfindungen tun, wenn es die Umstände erforderten. Ebenso wie ihren verschrobenen Humor empfand sie auch diesen Mechanismus als sehr nützlich.

    Trotzdem konnte es ein Jahrhundert dauern, dreißig bis vierzig Meter tief hinabzuklettern. Zweimal brachen lose Eissockel knirschend unter ihren Stiefeln ab, fielen klappernd hinunter und zerschellten auf der Felsbank. Beide Male hielt sie kurz inne, atmete ganz bewusst tief durch, um sich zu beruhigen, und setzte dann ihren Abstieg fort.
    Endlich stand sie wieder auf Fels. Die von ihnen angepeilte Felsbank ließ viel zu wünschen übrig. Am Gletscherende war sie kaum breiter, als ein durchschnittlicher Mann groß ist, und rutschig, weil sie mit Glatteis überzogen war. Dennoch war es besser als am Ende eines Seils zu baumeln. Valentina presste ihren Rücken an die Felswand, um das Hauptseil aus dem Karabinerhaken an ihrem Gurt zu lösen. Dann zog sie daran, um Jon ein Signal zu geben. Das Seil glitt über den Rand des Gletschers nach oben und aus dem Bereich hinaus, den ihr Leuchtstab erhellte.
    Valentina schloss die Augen gegen die von Wind und Schnee gepeitschte Schwärze der Nacht und ließ sich einen Moment Zeit, um dieses kreischende, heulende Ding in ihrem Hinterkopf niederzuknüppeln.
    Wenige Minuten später schlitterte der erste Rucksack auf die Felsbank hinunter. Nachdem sie Jon signalisiert hatte, dem Sicherungsseil mehr Spielraum zu geben, zerrte sie den Rucksack auf eine breitere Stelle der Felsbank, die ihres Erachtens außerhalb der Lawinengefahrzone lag, und wiederholte dieses Vorgehen methodisch mit den anderen Rucksäcken und den Waffen in den Futteralen, die zu ihr hinabgelassen wurden. Dann stand sie einen Moment lang da und musterte die Ausrüstung und die säuberlich gestapelten Waffen. Die Umstände waren nicht gerade besonders günstig für die Beaufsichtigung eines feindlichen und potentiell gefährlichen Gefangenen.
    »Der Teufel soll dich holen, Jon«, murmelte sie. »Wir hätten es so viel einfacher haben können« – sie zog den Finger über ihre Kehle – »und schon wäre es aus und vorbei gewesen.«

    Sie nahm einen Kletterhaken und einen Felshammer aus dem Gepäck und suchte nach einem Riss in der Felswand, etwa

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