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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Ihnen sein. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, noch ein Weilchen zu bleiben.«
    Sie bewegte sich vorsichtig über die Felsbank an den Rand des Gletschers zurück, den Bergschrund, wie Smith ihn genannt hatte. Dann fiel ihr seine Warnung wieder ein. Sie ging noch einmal zum Gepäck zurück und holte einen zweiten Kletterhaken. Am Rand des Gletschers kniete sie sich auf die Felsbank und suchte nach einem Sicherungspunkt. Das war gar nicht so einfach; ihre Lichtquelle war erbärmlich und die Felsbank schien eine robuste Steinplatte zu sein. Schließlich fand sie einen schmalen Riss dicht am Rand des Vorsprungs und schlug den Kletterhaken so tief wie möglich ein. Da sie sich nicht von dem Sicherungsseil losmachen wollte, führte sie einen Karabinerhaken durch den Ring des Kletterhakens, ließ ihn zuschnappen und zog ein Ende des Seils durch den Karabinerhaken. Sie ließ so viel Spiel, dass sie sich ungehindert bewegen konnte. Dann stand sie wieder auf, trat unter den Gletscher und zog an dem Hauptseil, um Jon ein Signal zu geben.
    Oben auf dem Gletscher sah sie den grünen Lichtschimmer und wusste, dass Jon Smith seinen holprigen Abstieg über das vorspringende Eis begann.

    Jetzt dauerte es nicht mehr lange, bis er bei ihr sein würde. Noch dreißig Meter … zwanzig … fünfzehn …
    Valentina hörte das Ächzen und Knirschen, mit dem unorganische Materie im großen Stil nachgab, gefolgt von ohrenbetäubendem Krach. Sie warf sich gegen die Felswand und presste ihre Wirbelsäule an den Stein. Der gesamte vertikale Rand des Gletschers bekam einen Sprung und zerbrach zu einer tosenden Kaskade von scharfkantigem herabstürzendem Eis.
    Val nahm die Eisfragmente wahr, die sie streiften und trafen, keines von ihnen groß genug, um sie zu erschlagen oder mitzureißen. Die wirklich schweren Brocken, Gletscherplatten von der Größe von Pkws und Lkws, kippten nach außen weg und ihr Gewicht und ihr Schwung trugen sie weiter draußen an der Felsbank vorbei. Dann stürzte ein Streifen grünes Licht auf dem Weg in die Tiefe senkrecht an ihr vorbei, und über das ohrenbetäubende Donnern des Eisbruchs hörte sie schwach ihren eigenen verzweifelten Schrei. Dann packte sie etwas mit unwiderstehlicher Macht, riss die Füße unter ihr weg und schleuderte sie auf die Felsbank. Ihr Kopf schlug auf den Stein; hinter ihren Augen loderten weiße Lichter auf. Dann umfing sie die Schwärze.
     
    Der Klang einer Stimme mit ausländischem Akzent, die sie bei ihrem Namen rief, drang zu ihr durch, als sie wieder zu Bewusstsein kam. Sie stellte fest, dass sie bäuchlings auf der Felsbank lag, beunruhigend nah am Rand, und dass sich etwas unangenehm in ihren Bauch bohrte. Ihr Schädel brummte, weil sie mit dem Kopf aufgeschlagen war, doch die dicke Kapuze ihres Parkas hatte einen Schädelbruch verhindert. Sie glaubte nicht, dass sie lange Zeit bewusstlos gewesen war, aber die Kälte des Steins und des Windes sickerten bereits in sie hinein. Benommen versuchte sie aufzustehen, musste jedoch feststellen, dass sie es nicht konnte. Es fühlte sich an, als wäre sie an die Felsbank geklebt. Sie war derart belämmert, dass sie einen Moment um sich tasten musste, um zu begreifen, warum das so war.

    Es lag an dem Sicherungsseil, und das Ding, das sich so unangenehm in sie grub, war der Kletterhaken mit dem Karabinerhaken, den sie dort eingehängt hatte. Das Seil war straff gespannt und führte von ihrem Klettergurt durch den Karabinerhaken und über den Rand der Felsbank. Die Erinnerung an die letzten Sekunden vor ihrer Bewusstlosigkeit kehrte zurück, an die Eislawine und Smiths grünen Leuchtstab, der an ihr vorbeigesaust war.
    »Jon!«
    Aus der schwarzen Leere neben ihr kam keine Antwort. Die Rettungsleine hing straff hinunter und an ihrem Ende baumelte eine schwere Last. Sie zog und wand sich und versuchte, sich gegen das unbarmherzige Zerren des Seils vom Rand des Abgrunds fortzubewegen, stellte jedoch schnell fest, dass sie keinen Zentimeter von der Stelle kam.
    Es war vergeblich. Unter idealen Bedingungen hätte sie es vielleicht schaffen können, die rund neunzig Kilo am Ende des Seils hochzuziehen, zumindest über eine kurze Entfernung, aber die Bedingungen waren alles andere als ideal. Sie lag bäuchlings auf einer mit Glatteis überzogenen Felsplatte und nichts gab ihr Hebelkraft oder einen guten Ansatzpunkt. Sie saß hoffnungslos fest.
    Wieder hörte sie, wie ihr Name gerufen wurde. Ein Dutzend Meter weiter unten auf der Felsbank konnte

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