Arktis-Plan
Sicherheitsstreitkräfte der nordkoreanischen Volksarmee. Der Mann in der Windjacke war Franklin Sun Chok, ein koreanischstämmiger Amerikaner der dritten Generation, der seinen Abschluss an der University of California in Berkeley gemacht hatte und Angestellter bei den Lawrence Livermore Latoratories und außerdem ein Verräter war.
Er war der Grund, weshalb sie und eine ganze Sondereinheit von CIA-Agenten über die gesamte Breite des Pazifiks verteilt worden waren: um seinen Akt des Landesverrats zu beaufsichtigen und ihn, falls es nötig werden sollte, bei der Ausführung zu unterstützen.
Randi schloss ohne jede Eile ihren Ordner und packte ihn in ihre Schultertasche. Dann zog sie einen Stift heraus und schrieb ihre Zimmernummer auf die Rechnung auf dem Tisch. Anschließend erhob sie sich, ging ins Foyer und nahm die Fährte der beiden Männer auf.
Draußen verfrachtete ein Hotelpage eine Warteschlange von Gästen in eine Schar von Taxis, die sich auf der in dichten Smog gehüllten
und von Autos verstopften Avenue des ewigen Friedens drängten.
Sun Chok stieg als Erster eilig in das Taxi ein. Der nordkoreanische Sicherheitsagent blieb noch einen Moment lang stehen, bevor er ihm folgte, und ließ einen letzten Blick aus seinen pechschwarzen Augen über den Eingangsbereich des Hotels schweifen. Randi spürte, wie dieser kalte Blick über sie glitt.
Sie hielt ihre Augen abgewandt, bis das Taxi der Koreaner losfuhr. In Anbetracht des Timings dieser Aktion wusste Randi, wohin es gehen musste. Es bereitete ihr keine übermäßigen Sorgen, dass sie die beiden zwischendurch aus den Augen verlieren könnte. Etwa eine Minute später erteilte sie dem Fahrer ihres eigenen Taxis in einem stockenden Chinesisch, das an ihre tatsächlichen Sprachkenntnisse bei weitem nicht heranreichte, die Anweisung, sie zum Capital Airport zu bringen, dem internationalen Flughafen von Beijing.
Als sich die kleine Volkswagenlimousine durch den Wahnsinnsverkehr in der Gegend von Beijings Verbotener Stadt vorankämpfte, klappte Randi ihr Triband-Handy auf und drückte eine gespeicherte Nummer.
»Hallo, Mr. Danforth. Hier spricht Tanya Stewart. Ich bin auf dem Weg zum Flughafen, um Mr. Bellerman abzuholen.«
»Sehr gut, Tanya«, erwiderte Robert Danforth, der Leiter der Zweigstelle des California Pacific Consortium in Beijing. »Er sollte mit dem Cathay-Pacific-Flug Nummer neunzehn eintreffen, das ist zumindest das Letzte, was man uns mitgeteilt hat. Ich kann Ihnen für nichts garantieren. Sie wissen ja selbst, wie es im Büro in Los Angeles zugeht.«
»Ich verstehe, Sir. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten.« Randi klappte ihr Telefon zu, nachdem sie diesen Wortwechsel laut Drehbuch hinter sich gebracht hatte.
Robert Danforth war in Wirklichkeit ein altgedienter Agent, der für die Niederlassung der CIA in Beijing verantwortlich war, und
das California Pacific Consortium war eine Scheinfirma, die dafür benutzt wurde, durchreisenden Agenten eine Tarnung zu geben, wenn sie im Norden des chinesischen Festlands tätig waren. Und was Mr. Bellerman betraf – er existierte lediglich als ein vorgeschobener Name, der im Lauf der letzten Tage Eingang in den alltäglichen Geschäftsverkehr des Consortium gefunden hatte.
Randis Anruf von ihrem Handy aus hatte einen zweifachen Zweck erfüllt: Zum einen würde er der Staatssicherheit der Volksrepublik eine Erklärung für ihr Vorgehen geben, falls dort Neugier geweckt worden war. Zum anderen teilte sie damit ihren Vorgesetzten mit, dass zwei Jahre gründlicher Arbeit auf dem Sektor Spionageabwehr demnächst Früchte tragen würden.
Als Franklin Sun Chok erstmals auf den Schirmen der CIA auftauchte, hatte er in Berkeley sein Physikstudium abgeschlossen und war bei dem gewaltigen Komplex des Lawrence Livermore Laboratory in der Bay Area angestellt. Zu dem Zeitpunkt war er ein lernbegieriger und ungemein ernster junger Mann, zu dessen privaten Interessen und Anliegen die internationale Abrüstung und seine eigene ethnische Herkunft zählten.
Keines von beidem war bei einem jungen amerikanischen Akademiker besonders auffällig, aber in Anbetracht der streng geheimen Natur vieler Projekte von Lawrence Livermore hatte ihm das eine Überprüfung durch die Laborsicherheitskräfte eingetragen. Alarmglocken schrillten.
Es stellte sich heraus, dass Sun Chok enge Beziehungen zu einer kleinen Gruppe von koreanischen Nationalisten auf dem Campus von Berkeley unterhielt, einer Gruppe, die lauthals für
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