Arktis-Plan
Zugriff auf eine ganze Reihe von gesicherten Dateien über das Abfangraketennetzwerk und lud sie schnell auf einen Datenspeicher runter.
Ihm war nicht bekannt, dass jeder seiner unerlaubten Zugriffe zu sorgfältig manipulierten Dateien umgeleitet wurde, die für exakt diesen Moment vorbereitet worden waren. Dann war Sun Chok nicht etwa nach Las Vegas aufgebrochen, wie er seinen Kollegen erzählt hatte, sondern nach Norden gefahren, zur kanadischen Grenze.
Als sie die Sicherheitskontrollen passiert hatte, schlenderte Randi durch die mit Gepäckstücken beladene Menschenmenge. Hier fiel sie weniger auf, da sämtliche internationalen Flüge über den Capital Airport abgewickelt wurden und viele der Touristen und Geschäftsreisenden, die jetzt um sie herumwuselten, Amerikaner oder Europäer waren.
Cathay Pacific war als die bevorzugte Fluggesellschaft des erdichteten Mr. Bellerman gewählt worden, weil die Flugsteige direkt an die von Air Koryo grenzten. Sie ging auf den Wartebereich von Cathay Pacific zu und setzte sich auf einen Platz, von dem aus sie das Gate der nordkoreanischen Airline im Auge behalten konnte. Wieder einmal zog sie den vorgetäuschten Aktenordner aus ihrer Schultertasche und wandte ihm scheinbar ihre Aufmerksamkeit zu.
Sun Choks Flug über den Pazifik hatte lange gedauert und war die reinste Tortur gewesen: von Vancouver auf die Philippinen, von den Philippinen nach Singapur, von Singapur nach Hongkong und von Hongkong nach Beijing. Pjöngjang war von nirgendwo leicht zu erreichen. Zweimal während der Reise hatten nordkoreanische Agenten den Kontakt zu Franklin Sun Chok aufgenommen und ihm gefälschte Pässe, Visa und Ausweispapiere übergeben, und in
Hongkong hatte er seinen Begleiter von den Sicherheitsstreitkräften der nordkoreanischen Volksarmee aufgelesen.
Außerdem hatte Sun Chok bei jedem Zwischenstopp einen CIA-Schatten auf den Fersen gehabt. Ein Netzwerk von amerikanischen Agenten war eingesetzt worden, um die Hauptverkehrsknotenpunkte im pazifischen Raum zu kontrollieren und die Durchreise des Verräters zu überwachen. In Singapur war der Chef der Niederlassung sogar gezwungen gewesen, hastig bei den Behörden zu intervenieren, als ein schlampig gefälschtes Dokument beinah zu Sun Choks Verhaftung geführt hätte.
Randi Russell würde das letzte Glied in dieser Kette sein. Sie würde Franklin Sun Choks endgültigen Übergang ins Dunkel beaufsichtigen.
Unauffällig musterte sie den jugendlichen Verräter. Er blickte immer wieder auf die Flughafenhalle zurück. Fürchtete er selbst jetzt noch, verfolgt zu werden? Oder konnte es etwa sein, dass er an die San Francisco Bay und das Apartment, das Leben und die Familie zurückdachte, die er nie wieder sehen würde? Sich emotional einem idealistisch verklärten politischen Prinzip zu verschreiben, war ja schön und gut, aber es war doch etwas ganz anderes, solche Überzeugungen in der Realität auszuleben.
Randi Russell wusste sehr gut, wie diese Realität aussah. Sie war persönlich im letzten »Arbeiterparadies« gewesen. Diese Erfahrung ließ sie bis heute gelegentlich in kalten Schweiß gebadet erwachen.
Sie fragte sich, ob den jungen Mann Zweifel an seiner Entscheidung befielen. Konnte es sein, dass sein modischer pseudo-intellektueller Abscheu gegen die Vereinigten Staaten zu weichen begann? Fühlte er sich jetzt von einem Hauch dessen gestreift, was seine Vorfahren dazu veranlasst hatte, in die westliche Welt zu fliehen?
Wenn ja, dann kamen solche Überlegungen zu spät. Eine weitere Delegation von Nordkoreanern in schwarzen Anzügen hatte an der Passagierbrücke von Air Koryo bereit gestanden, ein Team von
Sicherheitskräften der Botschaft Nordkoreas in Beijing. Sie rückten um Sun Chok herum zusammen, ein paar barsche Worte wurden gewechselt und der Amerikaner wurde durch das ausfahrbare Fingerdock zu dem Linienflugzeug gedrängt, das bereits wartete, vorbei an dem Beamten der chinesischen Volkspolizei, der sorgsam darauf achtete, weder ihn noch seine Begleiter zu sehen.
Randi fing seinen Blick auf, als er sich ein letztes Mal umsah, und dann war er verschwunden.
Sie schloss die Augen und saß einen langen Moment regungslos da. Auftrag ausgeführt.
Sie wusste, was als Nächstes passieren würde. Die Informationen, die auf Franklin Sun Choks Laptop und in Sun Choks Gedächtnis gespeichert waren, würden in das Raketenprogramm Nordkoreas einfließen. Diese Informationen würden vielversprechende Hinweise auf narrensichere
Weitere Kostenlose Bücher