Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
Vom Netzwerk:
primitive Aderpresse auf seinem zertrümmerten Arm bewirkte lediglich, dass die Blutlache zu seinen Füßen nicht ganz so schnell größer wurde.
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen?«, brüllte der Pilot erbost zurück und warf einen sehnsüchtigen Blick auf den Abwurfhebel. »Sie sind wieder hinter uns zurückgefallen.«
    »Halten Sie den Kurs.« Kretek wankte zur Kranführerkabine mittschiffs zurück. Seine Männer hatten sich neben den offenen Luken zusammengekauert, und er konnte ihre Blicke auf sich fühlen. Sie versagten und fielen aus, ließen ihn einer nach dem anderen im Stich, denn mittlerweile war ihre Angst vor dem Tod fast größer als ihre Angst vor Anton Kretek. Und die ersten Spuren dieser Furcht nahm Kretek auch an sich selbst wahr.

    Wie konnte er von jemandem geschlagen werden, der Jon Smith hieß?
    Irgendwie wusste der Waffenhändler, dass derjenige, der ihm folgte, der amerikanische Teamleiter von Wednesday Island war. Der Mann, von dem dieser Dozent gesprochen hatte, aber dem er, Kretek, nie persönlich begegnet war. Wer war er wirklich? Wer war dieser anonyme Mann mit dem nichtssagenden Namen, der sich anmaßte, seinen Träumen und Plänen ein Ende zu bereiten?
    Unter großen Schmerzen hievte sich Kretek in die gläserne Kranführerkabine hoch und sah nach hinten.
    Da waren sie! Die Long Ranger war wieder fast genau über ihnen und stieß herab wie ein angreifender Habicht. Und diesmal hing etwas unter dem kleineren Hubschrauber.
    Als wollten sie die Halo mit der Anthraxladung in der Schlinge nachäffen, baumelte unter einem der Schwimmer der Long Ranger ein silbern schimmernder Metallkoffer an einem Seil. Und ein Mann stemmte sich in die Seitenluke der Ranger und ließ immer mehr Seil hinab. Kretek gewann einen flüchtigen Eindruck von seinem Gegenspieler: dunkles Haar, das ihm durch den Rotorstrahl eng an den Kopf gepresst wurde, markante Gesichtszüge und gespannt zusammengekniffene, aufmerksame Augen, die die Entfernung zwischen ihnen wie ein kalter blauer Todesstrahl durchmaßen. Das also war Smith. Das war sein Henker. Kretek stieß ein undefinierbares Gebrüll aus, in dem sich Leugnen, Wut und Entsetzen miteinander vermischten.
     
    Der schwere Koffer mit den Laborgeräten senkte sich in den Lauf des Rotors. Smith spürte, wie das Ende des Kletterseils zwischen seinen Handschuhen herausgerissen wurde, als der Koffer von der Spitze eines Rotorblatts zerschmettert und fortgeschleudert wurde.
    Smith rollte sich mit Valentinas Hilfe durch die Seitenluke wieder in den Frachtraum der Long Ranger. »Randi«, schrie er, »bring uns sofort hier weg!«

     
    Eine heftige Erschütterung ging durch die gesamte Halo, als Kretek wieder zum Cockpit wankte. Der Pilot kämpfte mit dem blutverschmierten Steuerknüppel, und sein toter Kopilot sah ihm mit einem sarkastischen Nicken seines nahezu abgetrennten Kopfes zu.
    »Jetzt reicht es mir!«, schrie der Pilot. »Notabwurf und Landung, etwas anderes bleibt uns gar nicht mehr übrig!«
    »Nein!« Kretek richtete seine Automatikpistole wieder drohend auf ihn. »Wir fliegen weiter!«
    »Sie blödes Arschloch! Die Rotorblätter haben zu viel abgekriegt! Der ganze verdammte Rotor löst sich in seine Bestandteile auf! Wenn wir jetzt nicht landen, sterben wir, verflucht nochmal!«
    Der Pilot streckte seine Hand nach dem Abwurfhebel aus, und Kretek nahm seine letzte Kraft zusammen, um mit dem Kolben seiner Pistole die tastende Hand zu zerschmettern.
    »Nein!«
    Dann fand jede Debatte ein Ende. Das gemarterte Getriebe der Halo explodierte wie eine Haubitze. Die Zentrifugalkraft schleuderte zerstörte Rotorblätter von fünfzehn Metern Länge fort. Sie schossen wie Schwerter durch die Luft, und die Halo setzte zu ihrem Sturzflug in den Tod an. Durch die zertrümmerte Windschutzscheibe waren nur noch das weiße Packeis und das schwarze Wasser darunter zu sehen, als sie ihm entgegenstürzten.
    Anton Kretek schrie wie ein Tier in der Falle, denn genau das war er. Er leerte das Magazin seiner Pistole auf den Piloten, um dem Kanadier die ein oder zwei letzten Sekunden seines Lebens vorzuenthalten.
     
    Sie beobachteten, wie Rauch und Funken aus dem Motorbereich der Halo strömten; dann zerfiel der Rotor in seine Einzelteile und riss ab, und der gewaltige Hubschrauber nahm die Aerodynamik eines Aktenschranks an.
    Mit der Nase voraus stürzte er dem Packeis entgegen. Da das Seil nicht mehr gespannt war und die Schlinge sich frei bewegen
konnte, schien der Behälter

Weitere Kostenlose Bücher