Arktis-Plan
hergelaufen bin, waren sie fort.«
»Verdammt nochmal! Ich habe Adaran doch schon hundert Mal gesagt, er soll seine Gruppe zusammenhalten! Haben die beiden ein Funkgerät dabei?«
Kropodkin nickte. »Professor Hasegawa hatte eines bei sich.«
Creston sah Rutherford an. »Haben Sie etwas auf der Lokalfrequenz gehört?«
Der Engländer schüttelte den Kopf.
»Dann machen Sie schon! Rufen Sie die beiden.«
»Logo!« Der Engländer verschwand durch die Tür des Funkraums.
Kropodkin ließ sich auf einen Schemel fallen und zog mühsam die schweren Fäustlinge und die dicken Handschuhe darunter aus. Kayla Brown reichte ihm besorgt eine Flasche Wasser. »Ich bin noch etwa einen Kilometer weitergelaufen«, fuhr er fort, nachdem er einen großen Schluck getrunken hatte. »Ich habe nach ihnen gerufen, aber keine Antwort erhalten. Nirgends eine Spur von ihnen. Ich habe angefangen, mir Sorgen zu machen, und bin schleunigst hierher zurückgekehrt. Ich dachte, vielleicht wären sie doch irgendwie unbemerkt an mir vorbeigekommen.«
»Sie müssen aus irgendwelchen Gründen tiefer ins Inland oder weiter hinaus auf die Schneeverwehungen vor der Küste gegangen sein.« Creston blickte finster.
»Auf der Lokalfrequenz bekomme ich keine Antwort, Doc!«, rief Rutherford aus dem Funkraum.
Kropodkin sah von Dr. Creston zu Kayla, und über seine Züge huschte eine Mischung aus Sorge und Furcht. »Etwas habe ich noch gesehen, als ich schon über die Stelle hinaus war, an der sie
verschwunden sind. Eine halb verspeiste Robbe auf dem Strand. Von einem Eisbär erlegt. Noch ganz frisch.«
»Sind Sie ganz sicher, dass es eine Robbe war?«, fragte Kayla mit bebender Stimme.
Er nickte. »Diesmal.«
»Halt! Das genügt jetzt. Vermutlich machen wir uns alle wegen nichts und wieder nichts verrückt«, sagte Creston forsch. »Trotzdem bricht bald die Dunkelheit an. Ian, Sie bringen den anderen tragbaren Transceiver hierher und ich hole den Verbandskasten. Wir nehmen einen der Schlitten, ein Zelt und Notausrüstung mit. Kayla, ich möchte, dass Sie am Funkgerät bleiben, für den Fall, dass wir ein Problem haben und die Haley verständigen müssen.«
»Aber …« Die junge Frau riss sich zusammen. Jetzt war nicht der geeignete Zeitpunkt für einen Aufstand. »Ja, Sir.«
Kropodkin zog seine Handschuhe wieder an. »Ich hole die Schrotflinte aus der Schlafbaracke.«
Kapitel zwanzig
Auf der USS Alex Haley
Jon Smith blickte schläfrig zu den Sprungfedern der Koje über sich auf, während aus den Kopfhörern des iPod schwungvoller Folkrock drang – »Sand in Your Shoes« von Al Stewart. Da sie ihre eigentliche Mission morgen in Angriff nehmen würden, fiel ihm das Einschlafen schwer, aber jetzt, nachdem er eine Stunde lang emsig um ihn geworben hatte, schien der Schlaf endlich in Reichweite zu rücken.
Das eindringliche Klopfen an der Kabinentür riss ihn sofort in einen hellwachen Zustand zurück. Er setzte sich auf und nahm die Kopfhörer ab. »Ja?«
Valentina Metraces Stimme drang durch die Belüftungsklappen in der Tür. »Auf Wednesday Island gibt es Ärger, Jon. Es sieht so aus, als wäre es ernst.«
Er wälzte sich von der Pritsche und drückte auf den Lichtschalter. »In Ordnung. Wir kommen.«
Smyslov hatte sich bereits aus der oberen Koje geschwungen und war dabei, sich hastig anzukleiden. Smith zog einen Kaltwetterkampfanzug und seine Stiefel an, und wenige Momente später kletterten die beiden Männer die Leiter zum Funkraum hinauf.
Anscheinend konnte der Einsatz nicht bis morgen warten.
Unterlegt von den üblichen Geräuschen, dem monotonen Rumpeln und Surren aus dem Schiffsinnern, krächzten und kreischten jetzt die Spanten der Haley stoßweise, als große Eisbrocken den Schiffsrumpf im Vorübertreiben streiften. Gelegentlich war außer dem Stampfen der Schiffsschrauben auch ein Rucken und Beben zu spüren, wenn sich der Bug des Schiffs in eine dünne treibende
Eisscholle schnitt – Geräusche und Erschütterungen, die mit wachsender Häufigkeit auftraten.
In den vergangenen drei Tagen war die Alex Haley mühselig immer tiefer in das zunehmend dichtere Packeis des Kanadisch-Arktischen Archipels eingedrungen, hatte sich dabei nach Möglichkeit an die offenen Wasserrinnen gehalten und durch das Treibeis vorgekämpft und war drohend aufragenden Eisbergen und den trostlosen zerklüfteten Felseninseln ausgewichen.
Captain Jorganson hatte sein gesamtes Geschick als Seemann mit Arktiserfahrung eingesetzt, um sie
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