Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum

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können, wenn gewisse Leute unaufhörlich direkt neben seinem Ohr Cracker geknabbert hätten!«
    »Genaugenommen sind das Tortillachips«, sagte Valentina und knabberte genüsslich einen weiteren würzigen Chip. »Aber Ihr wahres Problem ist, dass Sie versuchen, das Spiel so logisch anzugehen wie eine Party Schach. Dame hat mehr vom Fechten. Es dreht sich alles nur darum, sich von sorgfältig geschulten Instinkten leiten zu lassen.«
    »Was Sie nicht sagen.« Smyslov ging abrupt zum Angriff über
und übersprang mit einem schwarzen Spielstein einen von Randis roten Steinen. »Ich sagte Ihnen doch, dass ich nicht in Schwierigkeiten bin.«
    Der Gegenschlag war vernichtend. Randis frisch gekürte Dame räumte mit einem schnellen und abschließenden dreifachen Sprung die schwarzen Spielsteine vom Brett. »Wer als Erster vier Spiele gewinnt?« , erkundigte sie sich mit der winzigen Andeutung eines Lächelns.
    Smyslov schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. »Mist! Und dafür habe ich Sibirien verlassen!«
    Smith grinste den Russen an. »Sie brauchen es sich nicht allzu sehr zu Herzen zu nehmen, Major. Ich habe Randi auch noch nie beim Damespiel geschlagen. Ich glaube, das geht auch gar nicht. Wer ist jetzt für Bridge zu haben?«
    Smyslov hob den Kopf und begann, seine ausgeschiedenen Spielsteine einzusammeln. »Warum nicht? Mit heißen Eisen gefoltert zu werden, kann nicht schlimmer sein, als die Fingernägel rausgerissen zu kriegen.«
    Der Eisbrecher hatte Kodiak vor vier Tagen verlassen. Nachdem sie Point Barrow umrundet hatten, waren sie jetzt auf dem Weg nach Nordosten zu den Queen Elizabeth Islands. Nur ein Teil dieser Tage ließ sich mit Briefings und Brainstorming zu der Frage verbringen, was sie auf Wednesday Island vorfinden könnten. Zwischendurch blieben ihnen viele Stunden totzuschlagen, und da sie Außenseiter waren in der eng zusammengeschweißten Gemeinschaft, die sich auf See zwangsläufig an Bord der Haley herausgebildet hatte, waren Smith und seine Leute ganz auf sich selbst angewiesen.
    Smith fand erfreulich, dass es sich von selbst so ergab. Teambuilding war nicht nur eine Frage von Training und Disziplin. Es ging auch darum, dass alle Gelegenheit hatten, einander besser kennenzulernen und mehr über ihre Mitstreiter in Erfahrung zu bringen. Wie Ihre Gedankengänge aussahen. Wie sie agierten und
reagierten. Kleinigkeiten bis hin zu der Frage, wie jeder seinen Kaffee am liebsten trank. All das setzte sich zu einer Vorstellung davon zusammen, wie die jeweilige Person in einer ganz bestimmten Krisensituation reagieren könnte. Somit war jede Information wertvoll.
    Jedes dieser Bruchstücke fand Eingang in die dicker werdenden Akten, die er in seinem Kopf anlegte.
    Randi Russell: Sie hatte er schon vorher gekannt. Bei ihr hatte er eine Grundlage, auf der er aufbauen konnte. Auf sie war Verlass. Unbedingter Verlass. Aber am Rande seiner Wahrnehmung schwang immer diese kleine und doch erschreckende Spur einer Haltung mit, mit der sie auszudrücken schien: »Du glaubst gar nicht, wie egal mir das alles ist.« Diese Einstellung bezog sich nie auf den Auftrag, nur auf ihre eigene Person.
    Gregori Smyslov: Eindeutig ein guter Soldat, aber auch ein Mann, der sich eine Menge Gedanken machte. Und nach den Stimmungen zu urteilen, die Smith gelegentlich bei ihm wahrnahm, war ihm bei seinen Gedanken gar nicht wohl zumute. Der Russe schien um eine Entscheidung zu ringen. Worum es bei dieser Entscheidung ging, war etwas, worüber sich Smith Gedanken machen sollte.
    Valentina Metrace: Auch über sie sollte er sich Gedanken machen. Insbesondere darüber, was genau hinter dieser lebhaften, sorgfältig geglätteten und polierten Schale lauerte. Dort verbarg sich ein ganz anderes Wesen. In seinen zunehmend ausgedehnteren Gesprächen mit ihr hatte ihn nur ein flüchtiger Hauch dieser anderen Person, dieses Gegenentwurfs, angeweht. Es ähnelte weniger dem Verrutschen einer Maske als dem Aufspüren der getarnten Geschütze einer U-Bootfalle. »Waffenexpertin«, das konnte alles Mögliche bedeuten.
    Das sollte nicht etwa heißen, die Persönlichkeit, die sie nach außen hin darstellte, sei nicht schon für sich genommen äußerst interessant.

    Der Deckenlautsprecher der Kabine wurde mit einem vernehmbaren Klicken angeschaltet. »Offiziersmesse, hier Brücke. Bitte kommen.«
    Smith stand auf und ging zu der Sprechanlage neben der Luke. »Hier Offiziersmesse. Colonel Smith am Apparat.«
    »Colonel Smith, hier spricht