Arktis-Plan
finanziert dann seine Ausbildung?«
»Er hat ein Stipendium bekommen.«
»Was für eine Art von Stipendium?«
Trowbridge löffelte löslichen Kaffee in seinen Becher. »Es ist von einer Gruppe wohltätiger mitteleuropäischer Geschäftsleute eigens für verdienstvolle Jugendliche ins Leben gerufen worden, die vor den Konflikten auf dem Balkan geflohen sind.«
»Und jetzt lassen Sie mich mal raten: Dieses Stipendium war gerade erst geschaffen worden, als Stefan Kropodkin sich darum beworben hat, und bisher ist er der einzige verdienstvolle jugendliche Flüchtling, der es erhalten hat.«
Trowbridge zögerte. Sein Löffel hielt über dem dampfenden Becher in der Bewegung inne. »Äh, ja. So ist es. Woher wissen Sie das?«
»Nennen wir es von mir aus eine Ahnung.«
Randi konzentrierte sich wieder auf Kropodkins Laptop. Auch auf dieser Festplatte gab es keinen Speicherplatz mit unklarer Verwendung, der ihren Verdacht erregt hätte.
Sie biss sich auf die Unterlippe. Also gut, hier wollte mal wieder jemand besonders schlau sein. Wenn das, was sie suchte, nicht auf einem der Computer verborgen war, dann musste es eben woanders sein. Aber wo?
Sie schloss die Augen und legte die Handflächen auf ihre Oberschenkel. Nehmen wir mal an, er ist wirklich sehr gerissen und sehr vorsichtig. Wo würde er es dann verstecken?
Unter seinen persönlichen Gegenständen? Nein, das wäre riskant gewesen. Dasselbe galt auch dafür, es an seinem Körper herumzutragen. Es musste also woanders sein.
Vielleicht da, wo es zur Anwendung kam.
Randi glitt von dem Schemel. Sie ging zu ihrer Kaltwetterkleidung an den Haken an der Wand und zog ihre dünnen Lederhandschuhe, die sie unter den dicken Fäustlingen trug, aus der Tasche ihres Parkas. Sie streifte sie über, huschte an Trowbridge vorbei, durchquerte das Labor und betrat den Funkraum.
Dieser Funkraum war kaum mehr als eine große Kammer, die lediglich die Funkkonsole, einen einzigen Drehstuhl, einen kleinen Aktenschrank für Ausdrucke und einen zweiten kleinen Schrank enthielt, in dem Werkzeuge und elektronische Ersatzteile untergebracht waren.
Im Gehäuse des Funkgeräts oder in den Schränken würde es nicht sein, ganz einfach deshalb, weil andere Leute sich daran zu schaffen machen könnten.
Der Fußboden, die Außenwände und die innere Trennwand bestanden aus soliden isolierten Holzfaserplatten; das Fenster war mit Thermopanscheiben doppelt verglast und versiegelt. Hier war nirgendwo ein Versteck. Aber da, wo die Wand- und die Deckenplatten miteinander verbunden waren, sah sie über Augenhöhe ein schmales Sims, das vielleicht zwei bis drei Zentimeter tief war. Randi begann, es behutsam abzutasten.
Als ihre Fingerspitzen endlich etwas ertasteten, sagte sie laut vor sich hin: »Erwischt!«
»Was ist das?« Trowbridge hatte ihr Vorgehen wachsam beobachtet, war aber auf Distanz geblieben.
Randi hielt ein graues Plastikstäbchen von der Größe eines Kaugummistreifens hoch. »Ein Memorystick. Jemand hat ihn hier versteckt, damit er ihn immer gleich zur Hand hat.«
Randi kehrte an den Tisch des Labors zurück. Sie zog die Kappe von dem USB-Stick, steckte ihn in den Anschluss des nächstbesten Computers und holte die Daten auf den Bildschirm.
»Erwischt!«, rief sie noch einmal mit wachsender Begeisterung. Als Randi herumfuhr, stand Trowbridge hinter ihr und versuchte, einen Blick auf den Bildschirm zu erhaschen. »Bitte sehr, Dr. Trowbridge«, sagte sie und trat zur Seite.
»Was ist das?«, wiederholte er und starrte auf den Monitor.
»Das ist ein Internet-Sicherheitsprogramm«, erwiderte Randi. »Es wird benutzt, um E-Mails und Internet-Dateien zu chiffrieren. Das hier ist eine äußerst raffinierte und kostspielige Version, absolute
Spitzentechnologie. Das Programm ist auf dem freien Markt erhältlich, aber so etwas findet man im Allgemeinen nur bei sehr sicherheitsbewussten Firmen oder einem Regierungsamt.«
Randis Finger in den Lederhandschuhen huschten einen Moment lang über die Tastatur. »Da haben wir auch einen gesicherten Dokumentenordner drauf. Aber sogar mit dem Programm kann ich ihn ohne das Passwort zur Entschlüsselung nicht öffnen. Die Arbeit überlasse ich jemand anderem.«
Zum ersten Mal sah sie sich nach Trowbridge um. »Wozu sollte jemand in dieser Forschungsstation so etwas brauchen?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Trowbridge. Jede Spur seiner früheren Angriffslust war wie weggewischt. »Es gäbe keinen Grund dafür. An unseren Forschungen war
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