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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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wollte, würde sie ein klein wenig raffinierter sein müssen, als er es war.
    Einen einzigen unmittelbaren Vorteil hatte sie ihm gegenüber. In dieser Umgebung würde jede Bewegung deutlich erkennbare und unauslöschliche Spuren in der Schneedecke zurücklassen. Das Lager der Wissenschaftler lag inmitten eines unregelmäßigen, asymmetrischen Netzes von mit Fähnchen markierten Trampelpfaden durch den Schnee, die jedes der Gebäude mit den anderen und mit den Vorratslagern und ferner gelegenen Versuchs- und Forschungsstellen verbanden. Randi ließ ihr Fernglas über jeden Trampelpfad schweifen und suchte nach frischen Bodenerhebungen und sonstigen Unregelmäßigkeiten oder nach den Spuren von Schneeschuhen oder Stiefeln, die von den üblichen Strecken abzweigten.
    Sie fand eine Spur. Beunruhigenderweise war sie fast direkt unter ihr und zweigte von dem Pfad auf die Hügelkuppe ab, den sie
bei ihrem Aufstieg zum Funkmast erst vor wenigen Minuten zurückgelegt hatte. Sie war so sehr in die Untersuchung des Kabels vertieft gewesen, dass sie dem zertretenen Schnee keine Beachtung geschenkt hatte. Die Spur führte im rechten Winkel zu dem Trampelpfad eine kurze Strecke zu einer kleinen Schneewehe hinaus, an der sich offensichtlich jemand zu schaffen gemacht hatte. Ein eisiger Schauer, der nichts mit den sinkenden Abendtemperaturen zu tun hatte, lief ihr über den Rücken.
    Sie hastete den Hügel hinunter zu der abzweigenden Spur und folgte ihr ein Dutzend Meter weit, trat wüst um sich und wühlte die Schneedecke auf. Sie fand, was sie befürchtet hatte: rot gefleckten Schnee, der bedeckt und verborgen worden war. Als sie das Ende der Spur erreicht hatte, ließ sie sich auf die Knie sinken und grub in der Schneewehe. Es dauerte nicht lange, bis sie den menschlichen Körper in einem Parka fand.
    Kayla Brown würde nicht zu ihrem Verlobten in Indiana heimkehren. Randi streifte behutsam den Schnee vom Gesicht der jungen Frau. Sie war durch einen heftigen Schlag auf die Schläfe mit einem schweren, spitzen Gegenstand, möglicherweise einem Eispickel, getötet worden. Spuren von Schock und Entsetzen waren als letzter Ausdruck auf dem Gesicht der Studentin erstarrt.
    Als sie neben der Leiche des jungen Mädchens kniete, beschloss Randi Russell, es reichte nicht aus, diese gerissene Person lediglich büßen zu lassen. Der Kerl würde sterben, und sie würde es mit Vergnügen übernehmen, sein Urteil zu vollstrecken.
    Mit ein paar weit ausholenden Bewegungen ihrer Arme verscharrte Randi die Leiche wieder. Sie würde Trowbridge nichts von ihrer Entdeckung berichten. Jedenfalls nicht gleich. Kayla Brown würde in diesem Klima einige Zeit unversehrt erhalten bleiben, zumindest so lange, bis Randi sie rächen konnte.
    Randi setzte ihren Weg zu der Reihe von Hütten fort. In der Schlafbaracke brannten bereits Lichter. Dr. Trowbridge hatte von sich aus angeboten, ein Abendessen zuzubereiten. Auf dem am
häufigsten benutzten Pfad, der an den Eingängen der Hütten vorbeiführte, blieb sie kurz stehen, um Blickwinkel und Entfernungen abzuschätzen. In der Nähe der Vorderseite der Schlafbaracke schwenkte Randi vom Weg ab und stapfte ein paar Meter in den jungfräulichen Schnee hinaus.
    Dann ließ sie sich auf den Schnee fallen, grub mit beiden Händen darin und wälzte sich herum, bis sie eine Kuhle geschaffen hatte, die so breit und so tief war, dass sie darin liegen konnte und ihr Rücken fast genau auf einer Höhe mit ihrer Umgebung war. Ihr Vorgehen rief ungebetene Kindheitserinnerungen an Schnee-Engel wach, die sie oben in Bear Lake angefertigt hatten. Jetzt steckten allerdings ganz andere Absichten dahinter.
    Als sie mit dem Ergebnis zufrieden war, stand sie auf, schüttelte den Schee ab und begab sich zum Abendessen.

Kapitel achtundzwanzig
    Am Unfallort der Misha
     
     
    »Mir fällt gerade auf, dass sich eine ganze Menge Leute schrecklich blöd vorkommen werden, wenn wir jetzt da reingehen und feststellen, dass dieser versiegelte Behälter die letzten fünfzig Jahre auf dem Meeresgrund gelegen hat.« Der ABC-Schutzanzug war so geschnitten, dass er über seine Kaltwetterkleidung passte, und Jon Smith hatte den Verdacht, er wiese große Ähnlichkeit mit dem Michelin Mann auf.
    »Damit könnte ich ohne weiteres leben«, erwiderte Smyslov und reichte ihm das Headset für das Leprechaun-Kampffunkgerät.
    »Ich auch.« Smith zog sich die Kapuze seines Parkas vom Kopf und rückte das Headset zurecht. Die beißende Kälte, die seine

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