Arktis-Plan
bestand darin, die Festplatten nach versteckten Daten zu überprüfen, indem sie Kontrollfelder, Installationsprotokolle und Speicherplatzreserven checkte. Das, wonach sie suchte, ließ sich zwar verbergen, doch es würde einen beträchtlichen Teil von dem Speicherplatz auf der Festplatte einnehmen.
Auch diesmal sprang ihr nichts ins Auge. Somit blieben die mit Passwörtern gesicherten Laptops.
Sie erhob sich von ihrem Hocker, streckte sich einen Moment lang und ging zu ihrem Rucksack, den sie aus dem Hubschrauber geholt und in die Hütte geschleppt hatte. Sie öffnete ihn, holte eine Softwaremappe heraus und entnahm ihr eine nummerierte CD. Dann kehrte sie wieder an den Tisch des Labors zurück, fuhr das
CD-Laufwerk des ersten gesperrten Computers aus und legte die silberne Scheibe ein.
Der gesperrte Laptop beging den Fehler, die Identifikation der eingelegten CD zu überprüfen, und innerhalb von Sekunden öffnete das raffinierte Cracking-Programm der NSA das Betriebssystem des Computers. Der Begrüßungsbildschirm baute sich auf, und die Passwortsperre des Systems wurde ausgehebelt.
Randi begann den Prozess bei dem zweiten Laptop zu wiederholen. »Dr. Trowbridge, schleichen Sie sich bitte nicht von hinten an«, murmelte sie, ohne ihren Blick von den Bildschirmen zu lösen. »Das macht mich nervös.«
»Entschuldigen Sie, bitte«, erwiderte er und seine Schritte zogen sich zu dem Hocker in der Ecke des Labors zurück. »Ich hatte mir nur gerade überlegt, dass ich mal zur Schlafbaracke rübergehen und eine Tasse Kaffee kochen könnte.«
»Es wäre mir lieber, wenn Sie das bleiben ließen. Im Schrank neben dem Kohlenofen finden sie ein Glas löslichen Kaffee, ein paar Becher und einen Topf, in dem Sie Wasser heiß machen können.«
Die Stimme des Akademikers klang, als stünde er selbst kurz vor dem Siedepunkt. »Dann werde ich also auch verdächtigt?«
»Selbstverständlich.«
»Ich kann das alles nicht begreifen!« Die Worte kamen in Form einer verbalen Explosion heraus.
Himmel nochmal, dafür hatte sie jetzt keine Zeit! Sie drehte sich abrupt auf dem Laborschemel um. »Wir begreifen es auch nicht, Dr. Trowbridge! Das ist doch das Problem! Wir verstehen nicht, wie sich das mit dem Anthrax herumgesprochen haben kann. Wie jemand auf der Insel davon erfahren und die Nachricht weitergeleitet hat. Und wir haben auch keine Ahnung, wer kommen könnte, um es sich zu holen. Solange wir das nicht wissen, werden wir höllisch argwöhnisch sein und jeden verdächtigen! Was Sie anscheinend nicht begreifen, ist, dass hier die Bevölkerung ganzer Länder auf dem Spiel stehen könnte!«
Sie wandte sich wieder den Computern zu. Am anderen Ende des Labors herrschte lange Zeit Stille, dann begann Trowbridge, mit Topf und Kaffeetassen herumzuklappern.
Dr. Hasegawa benutzte auf ihrem Computer japanische Kanjischrift und es war nicht schwierig, das große Geheimnis in Erfahrung zu bringen, das sie schüchtern vor der Welt verbarg. Die Meteorologin war nebenbei auch eine angehende Schriftstellerin. Randi, die Kanji ebenso gut beherrschte wie etliche andere Schriften und Sprachen, überflog ein oder zwei Seiten von einem Text, offenbar ein stürmischer und ziemlich deftiger historischer Liebesroman, der in den Zeiten des Shogunats spielte. Sie hatte tatsächlich schon Schlechteres gelesen.
Stefan Kropodkin verwendete auf seinem Computer praktischerweise Englisch und nichts in seinem System fiel aus dem Rahmen, abgesehen von den Downloads einiger Internetpornos.
Aber etwas war auffallend: An persönlichen E-Mails war so gut wie gar nichts gespeichert.
»Dr. Trowbridge, was wissen Sie über Stefan Kropodkin?«
»Kropodkin? Ein brillanter junger Mann. Er hat an der McGill University Physik studiert.«
»Das stand bereits in seiner Akte, ebenso wie der Umstand, dass er einen slowakischen Pass hat und mit einem Studentenvisum nach Kanada eingereist ist. Wissen Sie etwas über seine Familie? Ist sein Lebenslauf in irgendeiner Form überprüft worden?«
»Wieso hätten wir denn seinen Lebenslauf überprüfen sollen? Wie stellen Sie sich das überhaupt vor?« Trowbridge fluchte leise, während er mit dem Deckel der Kaffeedose kämpfte. »Es war eine rein wissenschaftliche Forschungsexpedition. Was seine Familie angeht, kann ich Ihnen sagen, dass er keine Angehörigen hat. Der Junge ist ein Flüchtling, eine Kriegswaise aus dem ehemaligen Jugoslawien.«
»Ach, wirklich?« Randi lehnte sich auf ihrem Hocker zurück. »Und wer
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