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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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ersten Stunde hatten sie sich gezwungen gesehen, Steigeisen anzuschnallen, und ihre Eispickel hatten nicht mehr nur als Spazierstöcke gedient. Auch das Sicherungsseil, das sie miteinander verband, empfanden sie jetzt nicht mehr als belastend, sondern als beruhigend.
    »Das war es. Das letzte Fähnchen. Hier endet der Pfad.« Smith blickte schnell zu dem Berghang über ihnen auf und überprüfte ihn flüchtig auf instabile Felsformationen und Schneewehen. »Lasst uns eine Verschnaufpause einlegen.«
    Sie wanden sich aus den Traggestellen der Rucksäcke, ließen sich auf den Boden sinken und lehnten sich mit den Rücken an die vertikale Wand der breiten Felsbank, der sie gefolgt waren. Der Aufstieg selbst hatte technisch keine Herausforderung dargestellt. Sie waren ohne Kletterhaken und Seile ausgekommen, aber die Kälte, der vereiste Boden unter ihren Füßen und die Geröllfelder, hatten das Vorankommen zu einer körperlichen Anstrengung gemacht.
    Sie waren in die dichte Bewölkung hineingestiegen, und der graue Dunst hatte sich um sie geschlungen und ihre Welt auf einen Radius von fünfzig Metern schrumpfen lassen. Von der Felsbank herab war die Sicht etwas besser. Sie reichte bis zur Küste von Wednesday, doch das vom Eis verhüllte Land und das vom Eis verhüllte Meer unterschieden sich kaum voneinander.
    »Trinkt Wasser, Leute.« Smith hatte sich die Schneemaske vom Gesicht gezogen und die Schneebrille abgesetzt. Jetzt öffnete er den Reißverschluss seines Parkas und zog eine Feldflasche aus einer der
großen Innentaschen, wo seine Körperwärme dafür sorgte, dass das Wasser flüssig blieb.
    Als Arzt beobachtete er automatisch seine Gefährten, die sich ein Beispiel an ihm nahmen. »Etwas mehr, Val«, riet er. »Bloß weil Sie in dieser Umgebung keinen Durst haben, heißt das noch lange nicht, dass Ihr Körper keine Flüssigkeit benötigt.«
    Sie schnitt eine Grimasse und trank mürrisch noch einen Schluck. »Was mir Sorgen macht, ist nicht die Flüssigkeitszufuhr; es ist das unvermeidliche Ausscheiden.« Sie schraubte den Deckel wieder auf ihre Feldflasche und wandte sich an Smyslov. »Das hat man nun davon, einen Arzt um sich zu haben, Gregori. Er läuft durch die Gegend und besteht darauf, dass man sich guter Gesundheit erfreut.«
    Der Russe nickte kläglich. »Er höhlt einen aus wie tropfendes Wasser den Stein. Der Mistkerl hat mich auf zehn Zigaretten am Tag runtergeschraubt, und bei jeder habe ich ein schlechtes Gewissen.«
    »Wenn er anfängt, sich über Schokolade und Champagner auszulassen, steche ich ihm einen Kuchenspachtel zwischen die Schulterblätter.«
    »Oder Wodka«, stimmte Smyslov ihr zu. »Ich lasse nicht zu, dass er mein nationales Selbstverständnis in Frage stellt.«
    Dieser Wortwechsel ließ Smith in sich hineinlachen. Um den Teamgeist brauchte er sich so schnell keine Sorgen zu machen. Und ebenso wenig Sorgen würden ihm die Fähigkeiten seiner Gefährten bereiten.
    Smyslov war offenbar demselben Training für Gebirgsjäger unterzogen worden wie er. Er beherrschte die wichtigsten Grundlagen und konnte sie ohne unnötiges Trara anwenden. Valentina Metrace war auf dem Gebiet ein Neuling, doch sie lernte extrem schnell. Sie besaß eine rasche Auffassungsgabe, hielt die Augen offen und ließ sich anleiten – ein Mensch von der Sorte, die sich jede Fähigkeit schnell aneignen kann. Und trotz ihrem gewandten Auftreten auf
dem gesellschaftlichen Parkett steckten in diesem schlanken, langgliedrigen Körper verblüffende Kraftreserven und Zähigkeit.
    Was diese Frau betraf, gab es faszinierende Entdeckungen zu machen, sagte sich Smith versonnen. Woher stammte sie ursprünglich? Ihr Akzent war eine eigenartige Kombination aus kultiviertem Amerikanisch, Britisch und noch etwas anderem. Und wie hatte sie die seltsame Mischung von außergewöhnlichen Begabungen erworben, die sie zu einer Spitzenagentin machten?
    Und als einer von Fred Kleins Agenten musste sie, ebenso wie Smith, ein Mensch ohne persönliche Bindungen oder private Verpflichtungen sein. Welche Katastrophe hatte dazu geführt, dass sie ganz allein dastand?
    Smith zwang sich, seine Gedanken wieder dringlicheren Themen zuzuwenden. Er klappte seine Kartentasche auf und holte eine laminierte Fotokarte von Wednesday Island heraus, die von der polaren Umlaufbahn aus aufgenommen worden war. »Bis hierher sind die Bodentrupps der Expedition gelangt – die offiziellen jedenfalls. Von hier aus hat sich der Klettertrupp, der den Bomber

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