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Arm und Reich

Arm und Reich

Titel: Arm und Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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Hautfarbe, Haartyp und -farbe sowie in den Gesichtszügen vermit­teln die Porträts im Bildteil. Die Schwarzen lebten frü­her nur in Afrika, und die Verbreitung von Pygmäen und Khoisan ist noch heute auf Afrika beschränkt, während Weiße und Asiaten auf anderen Kontinenten weit­aus zahlreicher sind als in Afrika. Diese fünf Gruppen verkörpern sämtliche Hauptrassen der Menschheit mit Ausnahme der australischen Aborigines und ihrer Ver­wandten.
    Völker Afrikas (um 1400 n. Chr.)
    Abbildung 18.1 Kritische Hinweise zur Verwendung dieser vertrauten, aber problematischen Kategorien zur Beschreibung der Bevölkerungsverteilung in Afrika finden sich im Text .
    Ich höre schon den Aufschrei vieler Leser an dieser Stelle: Zwängen Sie doch die Menschheit nicht willkürlich in derartige Rassenstereotype! Ja, ich gebe zu, daß jede dieser »Hauptgruppen« oder »Hauptrassen« in sich sehr heterogen ist. Die gemeinsame Etikettierung von so unterschiedlichen Völkern wie Zulus, Somalis und Ibus als »Schwarze« ignoriert die Fülle von Unterschie­den, die zwischen ihnen bestehen. Nicht minder gro­ße Unterschiede bleiben außer acht, wenn wir Ägyp­ter, Berber und Schweden zusammen in einen Topf mit der Aufschrift »Weiße« werfen. Hinzu kommt, daß die Grenzen zwischen Schwarzen, Weißen und den ande­ren Hauptgruppen fließend sind: Jedes Volk der Erde hat mit jedem anderen Volk, dem es je begegnete, ge­meinsame Nachkommen hinterlassen. Wie wir sehen werden, sind die genannten Hauptgruppen für das Ver­ständnis der Geschichte aber dennoch von so großem Nutzen, daß ich nicht darauf verzichten möchte, sie zu verwenden. Ich tue das im vollen Bewußtsein ihrer Un­zulänglichkeit, ohne darauf allerdings in jedem Satz er­neut hinzuweisen.
    Von den fünf afrikanischen Gruppen sind Vertreter etlicher schwarzer und weißer Populationen Amerika­nern und Europäern wohlbekannt, so daß sich eine Be­schreibung ihrer physischen Erscheinung an dieser Stel­le erübrigt. Schon vor 1400 n. Chr. war der größte Teil des Kontinents, genauer gesagt die Südsahara und der größte Teil Afrikas südlich der Sahara (siehe Abbildung 18.1), von Schwarzen besiedelt. Wenngleich die schwarze Bevölkerung der Neuen Welt hauptsächlich aus den Kü­stenregionen Westafrikas stammt, siedelten Völker, die ihnen vom Aussehen her ähnlich sind, traditionell auch in Ostafrika bis hinauf in den Sudan und im südlichen Afrika bis zur Südostküste von Südafrika. Weiße, von Ägyptern und Libyern bis hin zu Marokkanern, bewohn­ten die nordafrikanische Küstenzone und die nördliche Sahara. Man würde Nordafrikaner sicher nicht mit blon­den, blauäugigen Schweden verwechseln, aber dennoch würden sie die meisten Laien wegen ihrer helleren Haut und dem glatteren Haar im Vergleich zu den »schwar­zen« Völkern weiter südlich als »Weiße« bezeichnen. Die Mehrzahl der afrikanischen Schwarzen und Weißen lebte von Ackerbau oder Viehzucht oder beidem.
    Anders die nächsten beiden Gruppen, Pygmäen und Khoisan, die als Jäger und Sammler weder Anbaupflan­zen noch Vieh besaßen. Wie Schwarze sind Pygmäen dunkelhäutig und kraushaarig. Sie unterscheiden sich von ihnen jedoch durch ihren sehr viel kleineren Wuchs, die etwas ins Rötliche gehende Hautfarbe, die stärkere Gesichts- und Körperbehaarung und die vorstehende Stirn. Die meisten Pygmäen leben als Jäger und Samm­ler verstreut in den zentralafrikanischen Regenwäldern und treiben Handel mit benachbarten schwarzen Bauern (oder verdingen sich bei diesen als Landarbeiter).
    Von den genannten Gruppen sind Amerikanern oder Europäern die Khoisan am wenigsten bekannt, ja vermut­lich haben viele noch nie ihren Namen gehört. Einst im ganzen südlichen Afrika verbreitet, umfaßten die Khoi­san nicht nur kleinwüchsige Jäger und Sammler, die San, sondern auch Rinderhirtenstämme von größerer Statur, die Khoikhoin. (Diese Bezeichnungen werden heute den älteren Namen Hottentotten und Buschmänner vorge­zogen.) Sowohl Khoikhoin als auch San unterscheiden (beziehungsweise unterschieden) sich im Aussehen stark von den Schwarzen: Ihre Haut ist gelblich, ihr Haar sehr eng gelockt, und die Frauen haben einen starken Fett­ansatz am Gesäß (Fachausdruck: Steatopygie). In den letzten Jahrhunderten ist die Zahl der Khoikhoin stark geschrumpft: Europäische Kolonisten erschossen oder vertrieben sie oder infizierten sie mit Krankheiten; von den Überlebenden vermischten sich viele mit

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