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Arm und Reich

Arm und Reich

Titel: Arm und Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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unbekannte Fremde zu bezähmen? Wessen Taten sind vergleichbar mit denen Spaniens? Unsere Spanier, wenige an der Zahl, niemals mehr als 200 oder 300 Mann und manchmal nur hundert oder gar noch weniger, haben in unseren Tagen mehr Länder erobert als je einer vor ihnen – auch mehr, als all jene gottesgläubigen und heidnischen Fürsten ihr eigen nennen. Ich will hier nur aufschreiben, was sich bei der Eroberung zutrug, und werde mich knapp fas­sen, um Weitschweifigkeit zu vermeiden.
    Statthalter Pizarro wollte Informationen von einigen Indianern, die aus Cajamarca unseres Weges gekommen waren, und ließ sie foltern. Sie gaben preis, daß Atahual­pa in Cajamarca auf unseren Führer wartete. Der Statt­halter ordnete darauf an, den Vormarsch fortzusetzen. Als wir den Eingang zu der Stadt erreichten, erblickten wir das Lager von Atahualpa in drei Meilen Entfernung am Fuße der Berge. Das Lager der Indianer bot einen An­blick wie eine sehr schöne Stadt. Der Zelte waren so viele, daß uns alle eine große Besorgnis überfiel. Noch nie hat­ten wir in der Neuen Welt etwas Vergleichbares gesehen. Furcht und Verwirrung ergriff unsere Herzen. Doch wir durften uns nichts anmerken lassen, und auch ein Rück­zug kam nicht in Betracht, denn hätten uns die India­ner auch nur die kleinste Schwäche angemerkt, so hätten uns selbst jene, die als Führer mit uns marschierten, den Garaus gemacht. Also gaben wir uns zuversichtlich und stiegen nach sorgfältiger Beobachtung der Stadt und der Zelte in das Tal hinab und betraten Cajamarca.
    Wir redeten viel über das, was nun zu tun sei. Jeder von uns war voller Furcht, da wir so wenige waren und uns so tief in ein Gebiet vorgewagt hatten, wo jede Hoff-nung auf Verstärkung vergebens war. Alle versammel­ten sich und debattierten mit Statthalter Pizarro, was am nächsten Tag geschehen sollte. Nur wenige legten sich zur Ruhe. Statt dessen hielten wir Wache auf dem Platz von Cajamarca. Die Lagerfeuer des Indianerhee­res, die von dort zu sehen waren, boten einen furchter­regenden Anblick. Die meisten befanden sich an einem Hang und waren so dicht beieinander, daß man an ei­nen Himmel, übersät mit leuchtenden Sternen, denken mochte. In jener Nacht gab es keinen Unterschied zwi­schen Edelmännern und Gemeinen, Reitern und Fuß­volk. Jeder verrichtete seinen Wachdienst in voller Be­waffnung. Auch der gute alte Statthalter wachte mit und ging von einem zum anderen, um den Männern Mut zu machen. Sein Bruder Hernando Pizarro verkündete, das Indianerheer sei 40 000 Mann stark, was aber eine Lüge war, dazu gedacht, uns Mut einzuflößen, denn in Wahrheit waren es über 80 000.
    Am nächsten Morgen traf ein Bote von Atahualpa ein, und der Statthalter erklärte ihm: ›Sage deinem Herrn, daß er kommen solle, wann und wie er wünscht, und daß ich ihn als Freund und Bruder empfangen werde. Ich bete, daß er bald kommen möge, denn ich habe den großen Wunsch, ihm zu begegnen. Ihm soll kein Haar gekrümmt werden.‹
    Der Statthalter versteckte seine Soldaten rund um den Platz von Cajamarca und teilte die Kavallerie in zwei Gruppen auf, von denen er eine seinem Bruder Hernan­do Pizarro, die andere Hernando de Soto unterstellte. Desgleichen teilte er die Infanterie auf und übernahm selbst die eine Hälfte, während er die andere unter den Befehl seines Bruders Juan Pizarro stellte. Zur gleichen Zeit schickte er Pedro de Candia und zwei oder drei In­fanteristen mit Trompeten zu einer kleinen Befestigung auf dem Platz, wo sie sich mit einem Geschütz postieren sollten. Wenn alle Indianer, Atahualpa eingeschlossen, den Platz erreicht hatten, würde der Statthalter Candia und seinen Männern ein Signal geben, auf das sie mit dem Feuern der Kanone und dem Blasen der Trompe­ten beginnen sollten. Zum Klang der Trompeten sollten die Reiter aus dem Versteck, in dem sie lauerten, her­vorpreschen.
    Zur Mittagszeit begann Atahualpa, seine Männer auf­zustellen und näher zu kommen. Binnen kurzer Zeit füll­te sich die ganze Ebene mit Indianern, die in Abständen haltmachten, um auf die Nachrückenden zu warten, die in langer Reihe aus dem Lager strömten und getrennte Abteilungen bildeten. Das ging so bis in den Nachmittag. Die vorderen Abteilungen waren schon dicht bei unse­rem Lager, und immer noch strömten Soldaten aus dem Lager der Indianer. Zweitausend schritten vor Atahualpa her und fegten die Straße, über die er kommen würde. Dahinter marschierten die Krieger, je zur Hälfte

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