Arm und Reich
Meerschweinchen hingegen größer. Bei Schafen und Alpakas richtete sich die Auslese auf möglichst viel Wolle, bei Kühen auf eine große Milchmenge. Einige Haustiere zeichnen sich durch ein kleineres Hirnvolumen und schlechter entwickelte Sinnesorgane im Vergleich zu ihren wildlebenden Vorfahren aus. Der Grund ist wohl, daß die größeren Gehirne und schärferen Sinne, die einst erforderlich waren, um natürlichen Feinden zu entkommen, in der Gefangenschaft überflüssig sind.
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Die großen Fünf
Schaf . Wildlebender Vorfahre: asiatisches Mufflon aus West- und Zentralasien. Heute weltweite Verbreitung.
Ziege . Wildlebender Vorfahre: Bezoar-Ziege aus Westasien. Heute weltweite Verbreitung.
Kuh, Rind . Wildlebender Vorfahre: der inzwischen ausgestorbene, in Eurasien und Nordafrika beheimatete Auerochse. Heute weltweite Verbreitung.
Schwein . Wildlebender Vorfahre: Wildschwein, beheimatet in Eurasien und Nordafrika. Heute weltweite Verbreitung. Das Schwein ist in Wirklichkeit ein Allesfresser (verzehrt regelmäßig tierische und pflanzliche Kost), während die anderen 13 der »klassischen 14 Arten« Pflanzenfresser im strengeren Sinne sind.
Pferd . Wildlebender Vorfahre: inzwischen ausgestorbene Wildpferde aus Südrußland; eine andere Unterart überlebte in der Wildnis bis in die Neuzeit: das Prschewalskipferd in derMongolei. Heute weltweite Verbreitung.
Die übrigen Neun
Dromedar (einhöckeriges Kamel) . Wildlebender Vorfahre: ausgestorben, lebte früher in Arabien und angrenzenden Regionen. Verbreitungsgebiet immer noch weitgehend auf Arabien und Nordafrika beschränkt; ausgewilderte Dromedare sind in Australien anzutreffen.
Zweihöckeriges Kamel . Wildlebender Vorfahre: ausgestorben, lebte früher in Zentralasien. Verbreitungsgebiet immer noch weitgehend auf Zentralasien beschränkt.
Lama und Alpaka. Wahrscheinlich handelt es sich um zwei stark differenzierte Rassen der gleichen Art und nicht um zwei verschiedene Arten. Wildlebender Vorfahre: das Guanako aus den Anden. Verbreitungsgebiet beschränkt sich immer noch weitgehend auf die Anden; aber auch Haltung und Zucht in Nordamerika als Packtier .
Esel . Wildlebender Vorfahre: Afrikanischer Wildesel in Nordafrika und früher womöglich auch im benachbarten Vorderasien. Wurde ursprünglich nur in Nordafrika und im westlichen Eurasien als Haustier genutzt, in jüngerer Vergangenheit jedoch auch in anderen Regionen.
Rentier . Wildlebender Vorfahre: Rentier im nördlichen Eurasien. Verbreitungsgebiet beschränkt sich immer noch weitgehend auf diese Region; einige werden jedoch auch in Alaska als Haustiere genutzt.
Wasserbüffel . Wildlebender Vorfahre ist in Südostasien beheimatet. Wird immer noch vor allem in dieser Region als Haustier genutzt, aber auch in Brasilien. Einige entlaufene Wasserbüffel leben wieder in der Wildnis, insbesondere in Australien.
Jak . Wildlebender Vorfahre: Wildjak im Himalaja und im angrenzenden Hochland von Tibet. Verbreitungsgebiet als Haustier beschränkt sich immer noch auf diese Region.
Bali-Rind . Wildlebender Vorfahre: Banteng (ein Verwandter des Auerochsen) in Südostasien. Verbreitungsgebiet als Haustier beschränkt sich immer noch auf diese Region.
Gaur . Wildlebender Vorfahre: Dschungelrind (ein weiterer Verwandter des Auerochsen) in Indien und Burma. Verbreitungsgebiet als Haustier beschränkt sich immer noch auf diese-Region.
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Tabelle 8.1 Die klassischen 14 Arten großer pflanzenfressender domestizierter Säugetiere
Eine lebhafte Vorstellung von den Veränderungen, die sich im Zuge der Domestikation einstellten, vermittelt ein Vergleich von Wölfen, den Wildvorfahren unserer Hunde, mit den vielen verschiedenen Hunde rassen, die wir heute kennen. Einige Hunde sind erheblich größer als Wölfe (deutsche Dogge), andere viel kleiner (Pekinese). Einige sind von schlankerer Statur und für Rennen geradezu prädestiniert (Windhunde), andere kurzbeinig und geborene Nachzügler (Dackel). Haarform und -farbe variieren kolossal, und auch gänzlich unbehaarte Rassen sind zu finden. Polynesier und Azteken züchteten Hunderassen, die speziell als Schlachtvieh dienten. Vergleicht man einen Dackel mit einem Wolf, würde man ohne Vorwissen sicher keine Verwandtschaft vermuten.
Die wildlebenden Vorfahren der »klassischen 14« waren geographisch sehr ungleichmäßig verteilt. Südamerika hatte nur einen solchen Ahnen, von dem Lama und Alpaka abstammen,
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